Geheimnisse

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Am nächsten Morgen wachte ich, eingekuschelt in eine dicke Decke, auf dem Sofa auf. Anscheinend war ich gestern im Laufe des zweiten Filmes eingeschlafen. Müde rieb ich mir die Augen und schlurfte in die Küche, aus der ich einen betörenden Duft wahrnahm. Meine Mutter stand am Herd und brutzelte Schinken und Rührei für das Frühstück. Als sie mich hörte, drehte sie sich strahlend zu mir um: "Morgen Schatz! Ich hatte heute mal Lust uns was Gutes zum Frühstück zuzubereiten, setz dich doch schon mal."

Mit einen gemurmelten: "Morgen", tat ich wie mir gesagt wurde und setzte mich an den Tisch. Summend stellte mir meine Mutter meine Lieblingstasse mit schwarzem Tee vor die Nase, ehe sie sich wieder der Pfanne zuwandte. Die Stimmung an diesem Morgen war so gut wie schon ewig nicht mehr. Geschickt angelte ich mir die Milch von der anderen Seite des Tisches und gab einen kräftigen Schluck davon in meinen Tee. Jetzt nur noch schön viel Zucker, so um die 4-5 Löffel dann war der Tee perfekt. Ich weiß noch wie ich mir diese Marotte angeeignet hatte. Es war vor 5 Jahren bei unserem Kurzurlaub in England gewesen. Der Tee erfreute sich dort zusammen mit dieser Misch Art einer sehr großen Beliebtheit, doch ich übertrieb es gerne mit den Zutaten. Anfangs hatte meine Mutter mir immer mit angeekeltem Gesichtsausdruck einen Vortrag darüber gehalten das so viel Zucker im Tee ungesund war, doch inzwischen musste selbst sie über die Angewohnheit schmunzeln. Endlich waren der Speck und das Rührei fertig und ich schaufelte mir hungrig eine große Portion auf den Teller.

Den Rest nahm sich meine Mutter, ehe sie die Pfanne in das Waschbecken legte und mir gegenüber Platz nahm. Während wir aßen unterhielten wir uns über Gott und die Welt, das brachte alte Erinnerungen zurück. Seit dem Unfall von meinem Vater hatten wir zusammengehalten wie Pech und Schwefel und nichts und niemand hatte unsere Bindung stören können.

Jedoch hatte sich das in den letzten Wochen drastisch geändert, denn ich musste die einzige Person die immer für mich da gewesen war belügen. Dies trieb immer weiter einen unsichtbaren Keil zwischen uns. Deshalb waren diese kleinen Momente für mich so kostbar. Sie zeigten mir das wir noch zusammengehörten und es noch nicht zu spät war um ihr Vertrauen zurück zu gewinnen. Dafür musste ich aber erst einmal meine Antworten finden und wenn es dann noch nicht zu spät war würde sie alles erfahren. Es herrschte so gute Stimmung, dass ich mich wagte meine Mum etwas zu meinem Vater zu fragen:

"War Dads 'geheime' Arbeit im Labor eigentlich illegal und gefährlich?"

Sofort kippte die Stimmung und sie blickte mich bestürzt an. Sie schien hektisch zu überlegen was sie mir antworten sollte. Meine Vermutung war somit richtig. Dad hatte nicht nur Medikamentenforschung betrieben, sondern auch mit anderen Sachen experimentiert. Als sie schließlich zu einer Antwort ansetzte, war der Puls meiner Mutter erhöht und sie knabberte nervös auf ihrer Lippe herum. Durch meine verstärkten Sinne war ich ein lebendiger Lügendetektor und somit hatte sie keine Chance mich zu hintergehen.

"Schatz...nein..., dein Vater hat nichts Falsches getan. Zumindest nichts was MENSCHEN schaden würde", meinte sie nach kurzem Zögern. Das 'Menschen' betonte sie dabei so sehr das ich anfing darüber zu grübeln was sie damit meinte. Wenn er etwas schlimmes getan hatte, was aber nicht gegen Personen gerichtet war, gegen was war es dann gewesen? Er würde mit der Arbeit im Labor ja wohl kaum versucht haben ein Mittel gegen Lindenbäume, gegen die er Allergisch gewesen war, zu entwickeln um sie auszulöschen! So wie meine Mutter reagierte musste es etwas größeres gewesen sein...

Ohne jeden Zusammenhang blitzte die Story von ihr auf in der er sie nach einem Wolfsangriff von einer seltsamen Krankheit geheilt hatte. Nicht einmal sie wusste was sie gehabt hatte, noch was für ein Mittelchen er ihr gespritzt hatte um es zu heilen. Was war wenn das was mir wiederfahren war genau dasselbe war wie bei ihr? Nur das es sich anders entwickelt hatte? Das müsste dann aber heißen, dass mein Vater zu einer Gruppe von Leuten gehört hatte die versuchten solche Mutationen wie bei mir zu verhindern.

Ich wusste nicht was ich von dem Gedankengang halten sollte. Wenn das stimmte gehörte er dann zu den Guten oder zu den Bösen? Ich wusste nur allzu gut aus Filmen das sich solche Organisationen nicht nur dem Schutz und der Hilfe widmeten, sondern auch der Ausrottung. Egal ob Symptom, Krankheit oder den ganzen veränderten Menschen, meist wurde alles vernichtet was nicht in ihre Weltanschauung passte. Doch wenn ich mehr über ihn und seine Arbeit erfahren wollte, musste ich zu härteren Maßnahmen greifen und langsam zum Angriff übergehen. Ich hatte lange genug die Füße stillgehalten, nun wurde es Zeit zu handeln!

Eine außergewöhnliche Verwandlung #waveaward19Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt