Viel zu früh klingelte es zur Pause und ich musste mich meiner Freundin Fiona stellen. Zusammen verließen wir den Raum und machten es uns an dem hintersten Gemeinschaftstisch, die auf den Fluren standen, bequem. Erwartungsvoll setzte Fiona sich mir gegenüber und schaute mich bedeutungsschwer an.
Seufzend fing ich an ihr meine zurechtgelegte Geschichte zu erzählen. In dieser war ich mit dem Fahrrad durch den Wald gefahren, war vom Weg abgekommen und eine Böschung heruntergestürzt. Das dürfte reichen um die Kratzer und auch meinen Fehltag zu erklären. Jedoch hatte ich dabei vergessen, dass mir gegenüber nicht irgendwer sondern meine beste Freundin saß, die mich besser als jeder andere auf der Welt kannte. Und so kam es das sie anstatt mir einfach zu glauben ihre Augen zu schlitzen verengte und mich skeptisch musterte. Fuck, natürlich kaufte sie mir die an den Haaren herbeigezogene Geschichte nicht gänzlich ab. Was sollte ich jetzt tun?! Meine Gedanken überschlugen sich auf der Suche nach einer Ausweichmöglichkeit, wurden aber brutal abgebremst als Fiona mich fragte, was ich den im Wald gemacht hatte. Erleichtert ließ ich die Schultern sinken. Wenn das ihre einzige Ungereimtheit an der Story war, dann kam ich sicher noch glimpflich davon, schließlich wusste sie um meine Phobie vor dichten Baumgruppen. "Nun ja, ich hatte es eilig nach Hause zu kommen und da der kürzeste Weg zu mir durch den Wald führt hab ich beschlossen ihn zu nehmen. Natürlich hab ich versucht so schnell wie möglich da rauszukommen und hab nicht richtig auf den Weg geachtet und so kam es das ich in meiner Hektik falsch fuhr und die Böschung runterstürzte..." beschrieb ich ihr die Lage. Wenn sie das nicht glaubte war ich aufgeschmissen. Doch anscheinend machte ich mir um sonst Sorgen, denn als ich den Blick wieder hob und ihr wieder ins Gesicht sah, sah ich in ihren Augen dass sie mir vertraute und glaubte. Dies versetzte meinem Herz einen schmerzhaften Stich. Ich treulose Tomate belog sie, obwohl sie immer hinter mir stand und mich unterstützte. Hoffentlich musste ich das nicht noch öfter tun und konnte ihr stattdessen bald die Wahrheit beichten. Vorher musste ich, ungeachtet meines schlechten Gewissens, erst einmal selbst herausfinden was bei mir zurzeit falsch lief. Den Rest der Pause quatschten wir über Gott und die Welt und sortierten die Aufzeichnungen die sie gestern gemacht hatten aus, damit ich sie am Nachmittag in Ruhe abschreiben konnte. Der Unterricht verlief unspektakulär, doch wurde ich die Hälfte des Tages von Kopfschmerzen geplagt. Vor allem in den Pausen war es am schlimmsten, denn den Krach den die anderen veranstalteten nahm ich gefühlt doppelt so laut wahr. Egal wie sehr ich meine Handballen auf die Ohren presste, der Geräuschpegel wurde kaum leiser. So saß ich am Ende des Schultages ziemlich entnervt in der Sportumkleide und versuchte etwas Ruhe zu bekommen, ehe die Sportstunde anfing. Leider war die Pause dafür viel zu kurz und so schlurfte ich den anderen hinterher in die Halle um die letzte Tortur des Tages in Angriff zu nehmen. Ich hatte mir nicht vorstellen können, dass es schlimmer werden könnte doch wie immer hasste mich mein Schicksal. Ausgerechnet heute wo meine Nerven durch die vom Krach verursachten Kopfschmerzen eh schon zum zerreißen gespannt waren, musste unsere Lehrerin mit ihrer schrillen Trillerpfeife ankommen. Uff, anscheinend hatte sie sehr schlechte Laune, was sich bewies als sie dreimal ihre Pfeife aufquietschen ließ und uns zum Aufwärmen im Ausdauerlauf durch die Halle hetzte.
Eigentlich war diese Körperliche Betätigung nicht mein Favorit aber heute drifteten meine Gedanken dabei einfach ab und kamen erst wieder als mich jemand am Arm packte. Verwirrt schaute ich erst auf die Hand und dann in das verschwitzte Gesicht von Fiona. Diese hechelte: "Mensch Mel du kannst aufhören zu rennen, wir sind schon seit 2 Runden fertig! Wie kommt es das du heute die ganze Zeit im vorderem Feld mitgelaufen bist plus zwei Runden extra und kein bisschen aus der Puste bist?!" Verdutzt wanderte mein Blick von ihr auf die Uhr und wieder zurück, dann horchte ich kurz in mich hinein. Jetzt wo sie es sagte merkte ich es auch. Ich war wirklich nicht geschafft und auch die Uhr unterstrich ihre Aussage mit der Zeit die vergangen war. Doch wieso? Ich war eindeutig ein dreier Kandidat in diesem Fach, wie konnte ich dann von heute auf morgen meine Ausdauerzeit um Welten toppen? Schon zum zweiten Mal, hatte ich auf eine Frage keine Antwort. Erst meine empfindlichen Ohren und jetzt das! Ohne auf die Fragen meiner besten Freundin einzugehen ging ich aus dem Raum um etwas zu trinken. Der Rest der Stunde lief zum Glück ereignislos ab, doch beruhigen konnte mich das Fehlen von neuen Seltsamheiten nicht. Was war wenn noch mehr solche Eigenheiten auftreten würden? Nach Sport war ich mit meinen Nerven total am Ende. Zehntausend Fragen schwirrten durch meinen Kopf, der sich durch die Kopfschmerzen fast anfühlte als würde er platzen. Außerdem klingelten meine Ohren schrill durch das Gepfietsche der Trillerpfeife.
Zu Hause angekommen schmiss ich meine Sachen unachtsam einfach in eine Ecke meines Zimmers und ließ mich in meine weichen Kissen fallen. Unruhig wälzte ich mich hin und her, bis ich aufstand, um mir eine Kopfschmerztablette aus dem Badezimmerschrank zu holen. Eigentlich hielt ich nicht viel von Medikamenten, denn meiner Meinung nach waren die meisten unnütz und dienten nur dazu den Apotheken für kleine Wehwehchen einen Haufen Geld einzubringen, aber heute kam ich nicht umhin doch etwas zu nehmen. Nachdem ich die Tablette mit einem großen Glas Wasser heruntergewürgt hatte. Schlurfte ich zurück in mein Zimmer und fand endlich meine so herbeigesehnte Ruhe in Form von Schlaf.
DU LIEST GERADE
Eine außergewöhnliche Verwandlung #waveaward19
Lupi mannariWenn du selbst nicht mehr weißt wer du bist, dich immer weiter veränderst, plötzlich Dinge kannst von denen andere nur träumen...oder Albträume haben. Wenn deine Mutter dir plötzlich ein gut gehütetes Geheimnis enthüllt und doch doppelt so viele wei...