Flashback:
~11 Jahre zuvor~
Ich stand vor einem Bus und wartete gespannt darauf, dass wir von den Betreuern angewiesen wurden einzusteigen. Freudig sprang ich die Stufen hinauf und setzte mich auf einen freien Platz am Fenster. Kurz darauf setzte sich auch schon ein kleines Mädchen mit langen schwarzen Haaren die zu zwei Zöpfen zusammengebunden waren und Brille neben mich. Sie schenkte mir ihr breites Grinsen und fing an aufgeregt auf ihrem Sitz hoch und runter zu wippen. "Rate was ich dir mitgebracht hab Melli, rate!", rief sie ungeduldig. Lachend drehte ich mich komplett zu ihr und ließ mich von ihrer Hibbeligkeit anstecken.
"Ich weiß es nicht, sag es mir!", antwortete ich und versuchte ihr dabei die kleine Box die sie mit einer Hand hinterm Rücken versteckte abzunehmen. "Komm schon biiitttee!" Ich schaute sie mit großen Kulleraugen an und endlich gab sie nach. Stürmisch packte ich das Päckchen aus und fand als erstes eine selbst gemalte Karte auf der mit großen Buchstaben Alles Gute zum Geburtstag stand. Innen war ein Bild von uns mit Ballons, Partyhütchen und einem Kuchen mit einer großen 5 darauf. In der kleinen Kiste unter der Karte befanden sich ein selbst gebastelter Rahmen mit Foto und ein Freundschaftsarmbändchen. Überglücklich umarmte ich meine beste Freundin. Dieser Geburtstag würde sicher super werden wenn er schon so anfing, schließlich wurde man nicht alle Tage 5.
So langsam näherten wir uns unserem Ziel. Es war ein großer Wald der eine Stunde entfernt von unserem Dorf entfernt lag und wo wir heute im Rahmen des Ausfluges mehr über Pflanzen und Tiere lernen sollten. Beim Anblick der ganzen Bäume lief es mir eiskalt den Rücken runter und je näher wir kamen desto beklemmender wurde das Gefühl. Dort angekommen blieb ich wie angewachsen sitzen. Ich wollte den Bus nicht verlassen. Dieser Ort bereitete mir große Angst und ich wusste nicht wieso. Genervt stellte sich eine der Betreuerinnen vor mich. "Melanie los jetzt die anderen warten!", schimpfte sie mit mir und zog mich an der Hand aus dem Bus. Draußen lief ich schnell zu Lina und schnappte mir ihre Hand als Anker, doch je weiter wir in den Wald vordrangen desto panischer wurde ich. Irgendwann fing ich an vor Angst zu heulen, ehe ich dann komplett in Panik verfiel und mich auf dem Boden zusammenkauerte. Lina die mich versuchte zu beruhigen schlug ich mit der Hand weg, sodass sie laut aufschrie und die Betreuer auf uns aufmerksam wurden. Nun versuchte eine von ihnen mich zu besänftigen doch auch das brachte nichts. Ich schlug wild um mich und wehrte mich wie ein verängstigtes Tier.
Letztendlich schafften sie es doch mich hochzuheben und zum Bus zurück zu tragen, wo wir uns sofort wieder auf den Rückweg machten. Ich schaute erst wieder auf und entkam der Panikattacke als der Wald nicht mehr in Sicht war. Jedoch bemerkte ich jetzt auch das Getuschel und die bösen Blicke von den anderen, weil ich ihnen den Tag verdorben hatte. Das hätte mich eigentlich nicht gestört, wäre Lina nicht unter ihnen gewesen. Ein großes Pflaster befand sich auf ihrem Arm und ein kleineres in ihrem Gesicht, darunter konnte man gerade so noch 3 lange Striemen erkennen. War ich das etwa gewesen? Ich hatte gar nicht gemerkt dass ich sie so stark gekratzt hatte. Ich wollte mich entschuldigen nachdem wir zurück waren, doch lief sie ohne ein Wort zu sagen an mir vorbei. Das blieb auch so. Ab diesem Zeitpunkt trennten sich unsere Wege und ich wurde nur noch von allen Freak genannt und gemieden. Meine Mutti war geschockt als sie von dem Vorfall erfuhr und verbot mir auch nur in die Nähe der Wälder zu kommen, abends draußen zu spielen und auch Ausfahrten durfte ich nicht mehr mitmachen. So wuchs ich recht abgeschieden auf und hielt mich immer an ihre Regeln. Bis jetzt.
Flashback ende
Panisch keuchend erwachte ich aus diesem Wirbel an Erinnerungen. Wieso erinnerte ich mich genau jetzt daran? Verwirrt schaute ich mir meine Umgebung an und bemerkte, dass ich mich immer noch auf der Lichtung befand. Der Morgen graute bereits und ließ die Schatten der Bäume tanzen. Von dem Wolf fehlte jede Spur, also beschloss ich mich auf den Heimweg zu machen. Mir tat alles weh als ich mich mühsam erhob und mich auf einen großen Stock stützend nach Hause schleppte. So lautlos wie möglich versuchte ich mir Zutritt zum Haus zu verschaffen, doch wurde ich noch im Flur von meiner Mutter abgefangen. Wütend fing sie an mir eine Predigt zu halten, hielt aber inne als sie bemerkte dass ich mich kaum auf den Beinen halten konnte. Ihr wütender Gesichtsausdruck wechselte von einer zur nächsten Sekunde auf panisch und besorgt. Beunruhigt schloss sie mit den letzten Schritten den Abstand zwischen uns und führte mich in die Küche. Vollkommen aufgelöst stellte sie mir eine Frage nach der anderen als sie sah dass ich verletzt war. Jedoch war ich jetzt wo der Schock langsam nachließ und mein Körper bemerkte, dass er nur in den letzten paar Stunden meiner Ohnmacht Ruhe bekommen hatte, auf einmal sehr müde und konnte meine Augen kaum noch offen halten. Natürlich bemerkte dies auch meine Mutter und strich mir zärtlich über den Rücken, während sie klarstellte dass ich mich erst einmal ausschlafen sollte, ehe ich ihr Rede und Antwort stand. Da morgen eigentlich Schule wäre würde sie mich bis auf weiteres freistellen lassen, sodass ich mich in Ruhe erholen konnte. Dankend nahm ich den Vorschlag an und schleppte mich die Treppen hoch in mein Zimmer, wo ich mich sofort in mein Bett schmiss und auf der Stelle einschlief.
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Eine außergewöhnliche Verwandlung #waveaward19
LobisomemWenn du selbst nicht mehr weißt wer du bist, dich immer weiter veränderst, plötzlich Dinge kannst von denen andere nur träumen...oder Albträume haben. Wenn deine Mutter dir plötzlich ein gut gehütetes Geheimnis enthüllt und doch doppelt so viele wei...