Ich sah keinen anderen Weg, ich musste es ihm erzählen, egal welches Risiko ich damit einging. Nachdem ich noch einmal tief eingeatmet hatte, blickte ich ihn fest in die Augen.
"Du wirst mich sicher für verrückt halten, aber ich habe ein paar besondere Fähigkeiten. Jedoch musst du mir hoch und heilig versprechen niemanden zu erzählen was du jetzt gleich erfährst und siehst!"
Skeptisch musterte er mich und fragte sofort misstrauisch: "Das hat was mit dem was ich vorhin gesehen hab zu tun oder?"
Nervös aber in einem Ton der keine Wiederrede duldete fuhr ich ihn an: "Versprich mir erst das du keiner Menschenseele davon erzählst!"
"Schon gut ich verspreche es! Du kannst mir vertrauen, ich geb dir mein Ehrenwort", versetzte er nach kurzer Zeit seinen Worten Nachdruck.
Kurz bevor ich anfing ihn über mich aufzuklären, stellte ich fest wie absurd die Situation war. Wie groß standen die Chancen, dass ausgerechnet mein Schwarm mir hinterherlief und uns in diese Situation brachte? Er der sich normalerweise um niemanden sorgte, oberflächlich, arrogant und nur aus Eigennutz handelte? Und dieser Person versuchte ich jetzt etwas Übernatürliches zu erklären....das konnte ja nur schief gehen.
Diese Gedanken hinterließen einen bitteren Nachgeschmack. Jedoch war mir klar, dass ich ihn vollends überzeugen musste, sonst würde das ziemlich nach hinten losgehen. Ohne weiter darüber nachzudenken ließ ich meine Augen wieder aufleuchten und trat einen Schritt auf ihn zu. "Das hast du ja schon vorhin gesehen, nicht wahr?", sein schockierter aber erkennender Blick bestätigte mich. "Du wirst dich sicher Fragen wie das Funktioniert und nein das sind keine Kontaktlinsen. Meine Augenfarbe ändert sich wenn ich Emotional angegriffen, verletzt bin oder sie wie jetzt einfach kontrolliert umwandle. Durch einen Unfall habe ich spezielle Fähigkeiten erlangt, wie z.B ein gutes Gehör, Schnelligkeit, Ausdauer und Weitsicht. Es ist vergleichbar mit den Werwölfen aus den Fantasyfilmen, nur ist das hier leider die Realität...", fügte ich den letzten Satz mit einem bitteren Unterton hinzu. Tyler stand die ganze Zeit über mit verschränkten Armen vor mir und hörte sich meine Ausführungen an, doch schien er mir nicht ganz zu glauben geschweige denn zu vertrauen. Schon kam sein Wiederspruch: "Ach erzähl keinen Mist! So etwas wie Werwölfe gibt es nicht! Du hast dich doch sicher mit den anderen Jungs zusammengeschlossen um mich zu verarschen."
War ja klar gewesen, dass er es nicht so einfach hinnehmen würde, er war viel zu realistisch dafür veranlagt. Na dann musste ich wohl zu härteren Mitteln greifen! Ohne das er es bemerkte sprang ich nach hinten und kletterte flink auf den nächsten Baum. Amüsiert beobachtete ich wie er sich verwirrt umschaute und mich suchte. "Wirklich Schade dass du mir nicht glaubst! Ich sage nur die Wahrheit...", rief ich von oben herab, war aber schon wieder wo anders als er hoch schaute. Leise schlich ich mich hinter ihn und flüsterte in sein Ohr: "Ich bin kein Freund von diesen Varianten, aber sei dir sicher dass ich, egal ob du mir glaubst oder nicht, dich schneller als einen Wimpernschlag zum Schweigen bringen kann wenn du mich Verrätst. Meine Kräfte übertreffen deine um Welten."
Noch ehe er sich umdrehen konnte stand ich wieder vor ihm. In seinen Augen stand der Schock und man konnte sehen wie er versuchte meine Worte und Aktionen zu verarbeiten. Langsam schlich sich die Erkenntnis, dass ich nicht log, bei ihm ein und nun war seine ganze gespielte Gelassenheit hinüber. Nervös schaute er zu mir herüber und ich schenkte ihn ein großes lächeln um die Situation zu entspannen. "O..okay ich glaube dir, doch...", fing er an, wurde aber von mir unterbrochen: "Du brauchst keine Angst zu haben, ich würde keiner Fliege etwas zu leide tun, weder vor meiner Verwandlung noch jetzt."
Zwar schien ihn das etwas zu beruhigen und er nickte mir zu, doch sein Vertrauen musste ich mir wohl erst erarbeiten. Nach dieser Aktion war ich mir zumindest sicher, dass er mein Geheimnis nicht ausplaudern würde und das war vorläufig das wichtigste.
Schnell erklärte ich ihn das ich zwar versucht hatte die Gruppe mittels meines Gehörs zu orten, konnte das aber nicht da der Wald die Geräusche verschluckte und in alle Richtungen umleitete. Eine genaue Richtung war somit nicht zu ermitteln, da die Wege nah beieinander lagen.
Somit musste ich also meine Fernsicht einsetzen. Ich kniete mich auf den Waldboden, legte meine Hände links und rechts von mir auf den Boden und rief mir im Geiste Fionas Bild vor Augen. Hoffentlich würde das so auch funktionieren. Zusätzlich versuchte ich ihre Stimme aus den ganzen Geräuschen zu Filtern um die Chancen zu erhöhen. Einige Zeit tat sich nichts doch dann klärte sich meine Sicht und ich konnte sie deutlich sehen. Sie machten gerade eine Pause und diskutierten wild. Anscheinend hatten sie endlich bemerkt dass wir fehlten. Jetzt musste ich nur noch den Weg den sie gelaufen waren zurückverfolgen und dann hätte sich unser Problem gelöst. Jedoch hörte ich bevor ich das machen konnte, wie mich jemand wie aus weiter Entfernung rief und spürte kurz darauf eine Berührung an meiner Hand. Ein Schrei direkt neben mir katapultierte mich unsacht zurück. Meine Ohren klingelten von dem schrillen Geräusch und sobald ich mich wieder etwas gefasst hatte, blickte ich mich genervt nach der Ursache um. Wie zu erwarten war es Tyler gewesen, doch als ich seinen Gesichtsausdruck sah schwang meine Gefühlslage um. Er sah ziemlich verwirrt und starrte mich ungläubig an. "Alles in Ordnung?", fragte ich ihn vorsichtig, "Was ist denn passiert?"
Sofort fing er an zu erklären: "Du hast ziemlich lange dort gehockt und irgendwie schienst du nur sehr flach zu atmen, da hab ich dich gefragt ob es dir gut geht. Logischerweise hab ich keine Antwort erhalten und deine Hand gegriffen um dich irgendwie aus dieser starre zu reißen, doch kaum hatte ich deine Hand berührt wurde mir kurz schwindelig und dann sah ich auf einmal unsere Klasse. Vor Schreck hab ich aufgeschrien und dich losgelassen... was war das?!"
Überrascht das er durch seine Berührung gesehen hatte was ich sah, erklärte ich ihn die Fähigkeit genauer und das ich nicht wusste wieso er es sehen konnte, dann wiederholten wir das ganze nochmal und machten uns auf den Weg zurück zu unseren Mitschülern.
DU LIEST GERADE
Eine außergewöhnliche Verwandlung #waveaward19
WerewolfWenn du selbst nicht mehr weißt wer du bist, dich immer weiter veränderst, plötzlich Dinge kannst von denen andere nur träumen...oder Albträume haben. Wenn deine Mutter dir plötzlich ein gut gehütetes Geheimnis enthüllt und doch doppelt so viele wei...