Unbekannte Bedrohung

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Die gefundenen Dokumente hatten mich ziemlich durcheinandergebracht, doch um weiter zu grübeln blieb keine Zeit.
Von unten war ein für meine Ohren lautes Kratzen zu hören, dass ich als einen Schlüssel identifizieren konnte der in ein Schloss gesteckt wurde.
Scheiße! Meine Mutter war wieder da. Auf gar keinen Fall durfte sie sehen dass ich an den Sachen gewesen war. Hektisch nahm ich mir die letzten zwei Fotos aus dem Fotoalbum und den Vertrag von meinem Vater, ehe ich alles wieder in die Kammer beförderte. Nur noch die Tür wieder verriegeln, die herausgenommenen Gegenstände verstecken und unauffällig in meine Ecke verziehen.
Kaum saß ich in dem Sitzsack und hatte ein Buch aufgeschlagen, welches noch hier lag, hörte ich auch schon wie sie die letzte Treppe hochstieg.
Kurz darauf ertönte ein leises Klopfen und die Tür wurde einen Spalt breit geöffnet. Möglichst unschuldig blickte ich von meinem Buch auf und suchte den Blick meiner Mutter.

"Oh Hallo, ich hab dich gar nicht kommen hören. Komm doch rein."

Natürlich hätte sie das auch ohne meine Aufforderung getan, aber irgendwie war das eine Gewohnheit von mir. Mit einem schwachen lächeln setzte sie sich auf das Sofa.
Irritiert musterte ich sie. Sie sah ziemlich geschafft aus, irgendetwas musste vorgefallen sein während ich nicht da war. Ihre Augen hatten jeden Glanz verloren, das Lächeln wirkte gezwungen und eine tiefe Sorgenfalte prägte ihre Stirn.
"Ist alles ok bei dir? Du siehst gar nicht gut aus... Ist was passiert?"

Ohne eine Antwort wank sie meine Frage einfach ab: "Jaja es ist nichts. Aber sag mal wo warst du eigentlich?"

"Mhh in Ordnung, aber wenn dich etwas belastet sag mir das bitte.
Naja also ich hab mich gestern noch mit ein paar Freunden aus der Klasse getroffen, Fiona war auch dabei, jedoch ist es etwas spät geworden und da ich nicht im Dunkeln zurücklaufen wollte habe ich bei Fiona übernachtet."

Zu meinem Glück fragte sie nicht weiter und schien in Gedanken schon wieder ganz wo anders zu sein.
Ich kaufte ihr keine Sekunde lang ab, dass sie nichts bedrückte. Ihre ganze Art sagte etwas anderes und ich vertraute meinen Instinkten.
Die nächste Stunde kuschelten wir auf dem größten Sitzkissen und unterhielten uns. Es tat gut wieder etwas Zeit mit ihr zu verbringen, schließlich bestand unsere Familie nur aus uns. Meine Großeltern Väterlicherseits hatte ich nie kennengelernt und die Eltern meiner Mutter waren verstorben als ich noch ganz klein war. Und auch sonst gab es niemanden den ich kannte der mit mir verwand war. Inzwischen wurde es draußen schon dunkel, sodass wir runter gingen um zu Abend zu essen.

Die halbe Nacht grübelte ich darüber, wie ich am besten in diese Organisation gelangen könnte. Doch das war nicht mal mein größtes Problem, denn des Weiteren wusste ich nicht einmal ob sie ihren Sitz überhaupt noch hier in der Nähe hatten. Schließlich könnte es sein, dass sie nach dem großen Unglück, bei dem das ehemalige Researchcenter abgebrannt war, umgezogen waren. Wenn das der Fall war hätte ich keine Chance sie zu finden.


Am nächsten Morgen musste ich mich wieder einmal beeilen um nicht den Bus zu verpassen. Leider hatte ich diesmal kein Glück und der Bus fuhr gerade los als ich um die letzte Ecke bog. Seufzend schaute ich ihn hinterher. Dann hieß es wohl laufen. Zum Glück hatte ich jetzt eine bessere Ausdauer und vielleicht würden mir meine Fähigkeiten noch andere Vorteile bringen. Ergeben machte ich mich daran zurück Richtung Waldweg zu laufen. Dieser führte am Waldrand entlang und war der schnellste Weg zur Schule. Erst locker, dann immer schneller joggte ich den Pfad entlang. Erst an der Schule angekommen drosselte ich mein Tempo. Verwundert ließ ich meinen Blick zu der voll besetzten Bushaltestelle wandern, an der auch noch mein Bus hielt. Ich war tatsächlich fast Zeitgleich mit ihm angekommen.
Schulterzuckend betrat ich das Schulgebäude, ich nahm es einfach als eine praktische Möglichkeit hin. Somit konnte ich mir ab jetzt zu früh die Hektik und den überfüllten Bus sparen und einfach zur Schule laufen.
Wenn mir meine Fähigkeiten erlaubten schnell und ohne Probleme die Strecke zurückzulegen, wieso sollte ich sie dann nicht nutzen. Wenn ich vorsichtig war würde ich mich schon unter Kontrolle halten können, nicht das ich abdriftete ohne, dass jemand da war um mich zurück zu bringen.

Die Schulglocke riss mich aus meinen Gedanken. Erschrocken blickte ich auf die Uhr. Ich hatte vollkommen die Zeit vergessen und stand nun schon seit zehn Minuten auf dem Gang.  Zügig schritt ich auf meinen Unterrichtsraum zu und setzte mich auf meinen Platz. Jared war ausnahmsweise schon da und begrüßte mich mit einem gelangweilten Kopfnicken.
Seufzend ließ ich mich in meinen Stuhl sinken. Dieser Tag würde mit Sicherheit langweiliger werden als alles was ich bis jetzt in der Schule durchstehen musste, schließlich war allein dieses Wochenende spannender gewesen als mein ganzes Leben und diesen Nachmittag würde ich die Gebäude der Organisation auskundschaften.

Den ganzen Tag konnte ich mich nicht auf den Unterricht konzentrieren und ging stattdessen in Gedanken wieder und wieder alles durch auf das ich achten sollte und was schief gehen könnte.
Hibbelig fieberte ich den letzten Minuten der letzten Stunde entgegen und kaum das es klingelte stürmte ich an allen anderen vorbei aus der Klasse. Nur unterschwellig nahm ich wahr wie Fiona mir etwas hinterher rief, doch war ich schon aus der Tür.

Eine außergewöhnliche Verwandlung #waveaward19Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt