ᴋᴀᴘɪᴛᴇʟ ᴇɪɴᴜɴᴅᴢᴡᴀɴᴢɪɢ

7.7K 389 42
                                    

Stille

ᴢᴇᴀ

Für ein paar Sekunden sah ich noch auf die Stelle, wo Cole verschwunden war und drehte mich dann schweigend zu Phoenix herum, der mich sorgfältig musterte. Es missfiel ihm, dass ich über einen anderen Jungen nachdachte, doch er konnte nicht von mir erwarten, dass ich von jetzt auf gleich meinen Lebensstil wegwerfen würde und nur noch nach seiner Pfeife tanzte.

„Mir geht es nicht so gut, versteh' mich bitte nicht falsch, aber ich brauche etwas Zeit für mich", hauchte ich dann leise und wagte es nicht, ihm in seine blauen Augen zu schauen. Eine kurze Zeit lang sagte er nichts, nickte dann aber widerstrebend.

„Komm mit Beauty, ich fahr dich nach Hause", nuschelte er dann ebenso leise und mir entging der Hauch Enttäuschung nicht, der in seiner Stimme mitschwang. Heute schien ich wohl alles falsch zu machen.

Schweigend hob er mich hoch und ich kniff die Augen zusammen, als er mit mir auf dem Rücken durch die Wälder fegte, bis wir nach wenigen Minuten vor dem Rudelhaus standen. Noch immer war hier keine Menschenseele, oder besser Werwolfseele, zu sehen, doch ich verkniff es mir, Phoenix danach zu fragen.

Stille herrschte zwischen uns beiden, als er mich an der Hand zu den Parkplätzen zog und vor einem schwarzen Sportwagen Halt machte. Links und rechts von uns reihte sich ein Auto an das Nächste, was mich stutzig die Augenbraue hochziehen ließ.

Phoenix hielt mir die Beifahrertür auf und ich setzte mich in den tiefen Wagen und legte den Sicherheitsgurt um. Gerade als das Klick des Gurtes ertönte, wurde die Fahrertür aufgerissen und Phoenix ließ sich schwer in seinen Sitz fallen. Von der Seite warf ich ihm einen schnellen Blick zu und zwang mich dann, meine Augen konstant nach vorne zu richten. Ich wollte unsichtbar sein. Nicht hier, nicht auf dem Beifahrersitz, nicht neben Phoenix.
Dieser Blick in seinen Augen, als ich ihm sagte, ich wollte vorrübergehend keine Zeit mit ihm verbringen, ließ mich immernoch erschaudern.

Phoenix drehte seinen Oberkörper von mir weg, um das Geschehen hinter sich im Auge zu haben, damit er richtig ausparken konnte.
Dabei ließ sich beobachten, wie energisch er das Lenkrad drehte, während seine Hände sich versteift darum klammerten, als sei es sein letzter Halt.

„Der Dellin-Campus, 'ne?", fragte er dann, als wir den Parkplatz allmählich verließen und ich zuckte zusammen. Irgendwie hatte ich nicht mehr damit gerechnet, dass er mich während der Fahrt noch ansprechen würde.

Schwach nickte ich und wendete mich dann dem Fenster zu. Die Landschaften zogen an uns vorbei, verschiedene Grüntöne der Blätter und Büsche fügten sich unter der enormen Geschwindigkeit des Autos zu einer einzigen grünen Wand zusammen, als wir an ihnen vorbeifuhren.

„Dieser Typ aus dem Wald, du kanntest ihn", stellte Pheonix dann fest, doch es hörte sich eher wie eine Frage an. Überrascht drehte ich mich zu ihm, doch er blickte starr auf die unbefahrende Straße vor uns. An seinen Kieferknochen hätte man sich schneiden können, so angespannt saß er da.

„Ja. Er ist mein bester", ich räusperte mich „mein einziger Freund. Cole", antwortete ich leise. Von Phoenix kam keine Reaktion, nur, dass seine ozeanblauen Augen sich für einen Bruchteil einer Sekunde auf mich legten.

„Wie lang verkehrst du schon mit ihm?", fragte er dann neutral, doch die Härte in seiner Stimme war unüberhörbar.

Fast neun Jahrhunderte.

„Lang genug, um zu wissen, dass ich niemals mit ihm verkehren würde", stellte ich mit Nachdruck klar, doch selbst das schien Phoenix nicht zu beruhigen. Leise seufzte ich.

Phoenix sagte nichts mehr. Nur zu gerne wollte ich wissen, was sich gerade in seinem Inneren abspielte. War er sauer, enttäuscht oder einfach nur genervt?

Langsam aber sicher näherten wir uns den Campusparkplätzen und ich knetete nervös meine Hände. Phoenix' Auto schlitterte durch das dunkelblaue Stahltor und hielt am Rand des Parkplatzes. Er seufzte leise, fuhr sich durch die dunkelen Haare und beobachtete die Schüler für ein paar Sekunden. Leise knurrte er und schüttelte leicht den Kopf.

Ich war wie eingefrohren. Was würde er von mir erwarten? Dass ich einfach nur ging, ausstieg ohne ein Wort zu sagen? Dass ich mich entschuldigte? Aber wofür eigentlich? Was konnte ich denn dafür, dass er so empfindlich beim Thema Jungskontakt war?

Er wendete mir den Kopf zu und musterte mich. „Gehst du morgen mit mir essen? Da ist noch ein Sushirestaurant, was auf uns wartet." Verschmitzt lächelte er mich an und ich blieb für einen Moment regungslos.

„Ähm ich- Klar." Auch auf meinen Mund legte sich ein leichtes Lächeln und dann umfasste meine Hand die silberne Türklinke. Erleichtert sah Phoenix mich an. „Morgen, 18 Uhr? Welches Zimmer belegst du?", fragte er dann und ich verdrehte einmal kurz die Augen, bei dem Gedanken daran, dass Shanice und vielleicht noch Rider auf ihn treffen würden.

Er war ihr Alpha und ich hoffte inständig, dass sie mich danach nicht mit Fragen durchlöcherten. Möglicherweise würde Shanice mich dann aber nicht mehr allzu herablassend behandeln, wenn sie erkennen würde, dass ich ihre zukünftige Luna sein würde.

Trotzdem schüttelte ich bestimmt den Kopf.
„202, aber ich warte hier draußen auf dich. Meine Zimmerpartnerin will ich dir wirklich nicht antun", antwortete ich ergeben. Ein Lachen verließ seine perfekten Lippen.

„So schlimm?", fragte er dann amüsiert und erneut verdrehte ich die Augen, jetzt aber wegen ihm.
„Schlimmer", meinte ich dann, riss die Beifahrertür auf und stieg hinaus.

Bevor ich die Tür wieder zuschlug, beugte ich mich nochmal runter, um Phoenix ins Gesicht sehen zu können.

„Danke für's fahren. Bis morgen", lächelte ich nun wieder fröhlich und schlug endgültig die Tür zu.
Als ich mich umsah fiel mir auf, dass mich ein paar Schüler im Vorbeigehen komisch anstarrten. Andere senkten ihren Blick verwirrt auf meine zerissene Hose.

Irgendwann würde ich Cole umbringen. Jetzt starren mich die Schüler wegen ihm schon dumm an!

Mit einem strengen Blick signalisierte ich den Neugierigen, dass sie sich gefälligst um ihren eigenen Kram kümmern sollten.
Kurz wendete ich mich wieder Phoenix zu und musste feststellen, dass er mich durch die Windschutzscheibe gierig musterte. Was ein Idiot.

Lachend und kopfschüttelnd machte ich mich auf den Weg in Richtung Hauptgebäude. Meine gute Laune wurde aber von jetzt auf gleich weggeblasen, als ich zwei Gestalten sah, die zügig auf mich zuliefen.

Gott stehe mir bei, dieses Gespräch zu überleben.

Danke für 8K reaadddss ❤️

Wer das wohl sein mag? 😂🔝🔝
Feedback und Vote freut mich wie immer richtig. :)

Sweet taste [Werwolf]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt