ᴋᴀᴘɪᴛᴇʟ ᴅʀᴇɪᴜɴᴅᴢᴡᴀɴᴢɪɢ

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Grenzüberschreitung

ᴢᴇᴀ

Ich lächelte ihn leicht an, bevor ich meinen Blick auf die andere Fremde legte. Sie stellte das komplette Gegenteil zu Tyler da, denn ihre Haut war weiß wie Schnee und ihre Haare so hell, dass da sicherlich chemisch nachgeholfen wurde. Niemand hatte so helle Haare! In ihre Augen konnte ich nicht blicken, da sie ihren Kopf leicht gesenkt hielt und nervös an der Tischdecke rumspielte. Auch Tyler wendete sich ihr zu und stieß ihr leicht in die Seite. Erschrocken schreckte sie auf und sah sofort zu mir. Irgendwie konnte ich nicht anders, als bei ihrem Anblick an ein wehrloses, verschrecktes Reh zu denken.

„Das ist meine Frau, Anny. Sie ist etwas scheu, wenn es um Fremde geht", stellte Tyler sie vor und sie lächelte mich nervös an. „Hey, ich bin Zea", gab ich zurück, was sich irgendwie anfühlte, als würde ich auf ein Kleinkind einsprechen.

Anny war ein Mensch, das spürte ich sofort. Kein Wunder, dass sie sich in der ständigen Nähe zu Werwölfen nicht wohlfühlte, das war natürlich.

Eine kurze Zeit später gaben wir unsere Bestellung auf und das Werwolfspack begann angeregt, ein Gespräch zu beginnen. Anny und ich saßen uns schweigend gegenüber und löffelten leise unsere Eisbecher.

Plötzlich räusperte sie sich leise und sah zu mir auf. „H-Hast du L-Lust etwas s-spazieren zu gehen?", hauchte sie dann leise und mit hoher stimme. Überrascht zog ich eine Augenbraue hoch, nickte dann aber aufmunternd, was ihr ein Lächeln auf das bleiche Gesicht zauberte. Als ich meinen leeren Eisbecher von mir wegschob und wir beiden uns erhoben, verstummte augenblicklich das Gespräch der anderen und sie sahen uns verwirrt an.

„Wir gehen nur etwas raus, ich hoffe das ist o-okay", piepste Anny leise und ihr Blick glitt vor Tyler wieder zu Boden. Gedanklich seufzte ich. Dieses Mädchen hatte größere Angst vor ihrem Mate als ich, wenn ich sah, dass gutes Essen grundlos weggeworfen wird. Ich meine, es ist Essen! Wer wirft das schon freiwillig weg?

„Ich weiß nicht, ob das so gut ist. Alleine", erwiederte Tyler leicht skeptisch, hob aber den Kinn seiner Freundin an, damit sie nicht so devot auf den Boden starrte.
„Meine Güte Tyler, lass sie doch mit mir raus gehen! Ich werd' ihr schon nicht den Kopf abhacken, versprochen", murrte ich augenverdrehend. Wenn Tyler ihr schon nicht erlaubte alleine rauszugehen, was wurde ihr dann sonst noch alles verwehrt?

Stöhnend gab Tyler auf und blickte ergeben auf seine Armbanduhr.
„Eine Stunde und keine Sekunde länger", meinte er dann und ich war kurz davor, protestierende Laute von mir zu geben. War das hier seine Freundin oder seine persönliche Dienerin?

Anny nickte nur. Sie ließ sich wahrscheinlich wirklich alles gefallen. Schnaubend legte ich das Geld für meinen Eisbecher auf den Tisch und wendete mich dann mit Anny zum Gehen.

„Zea! Hey, Z warte mal!", schrie Rider mir hinterher, als wir schon fast den Ausgang erreicht hatten. Augenverdrehend wendete ich mich ihm zu, war ja klar, dass er sein nerviges Gebrabbel nicht einmal unterdrücken konnte.
Anny neben mir zuckte kaum merklich zusammmen.

„Geh mit Anny nicht zu weit in den Wald, das ist nicht gut für sie", meinte er dann ernst und ich nickte. Eigentlich wollte ich nur möglichst schnell hier raus. Wäre ich doch bloß aus dem Auto gestiegen, als Rider es mir sarkastisch angeboten hatte.

„Lass uns gehen", meinte ich dann leise und die Türklingel leutete fröhlich, als wir ins Freie liefen.
Eine kurze Zeit herrschte ein angenehmes Schweigen zwischen uns, bis sie überraschenderweise das Wort ergriff.

„Bist du auch ein... du weißt schon?", fragte sie mit gesenkter Stimme. Für einen Moment lachte ich. Der Tag an dem ich ein Werwolf werden würde wär der Tag, an dem ich mir eigenhändig das Leben aus den Lungen quetschen würde.

Sweet taste [Werwolf]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt