ᴋᴀᴘɪᴛᴇʟ ɴᴇᴜɴᴜɴᴅᴢᴡᴀɴᴢɪɢ

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Schüchtern

ᴢᴇᴀ

„Bist du sicher, dass du nicht mehr als das Bisschen brauchst?", fragte Cole skeptisch, als er in den spärlich gefüllten Einkaufskorb sah, in dem sich lediglich eine Zahnbürste, Shampoo und Deo befanden. Schnell griff ich noch nach einem Rasierer und schmiss ihn zu den anderen Sachen.

„Klar. Oberteile nehm' ich von dir, ein paar Hosen habe ich noch und Schuhe-" „hast du im Überfluss", beendete Cole meinen Satz und lief augenverdrehend zur Kasse des Drogerieladens. „Richtig. Unterwäsche kann ich mir wann anders- Warte mal!" Eilig flitzte ich zum hintersten Teil des Ladens und packte mir ein paar Schachteln aus einem Regal, ehe ich wieder zu Cole flitzte, der bereits die Ware auf das Fließband legte.

Verwundert hob er die Augenbrauen hoch, als er auf die zusätzlichen Produkte schaute.

„Tampons, okay, aber was zur Hölle willst du mit Kondomen?", fragte er mich dann fassungslos, zahlte die Kondompackung aber trotzdem mit. Bei dem Einpacken der Sachen in die Tüte schaute er sich die Packung nochmal genauer an und legte dann die Stirn in Falten.

„Größe L. Schön zu wissen, wie du Phoenix einstufst", grinste er dann halbherzig und zwinkerte mir frech zu. Augenverdrehend krallte ich mir die Tüte und stolzierte neben ihm aus dem Laden.

„Die sind nicht für Phoenix. Ich hab gedacht, wenn ich jetzt bei dir im Hotel wohne können wir ja mal wieder feiern gehen", schlug ich nüchtern vor.

„Du wirst ganz sicher nicht wieder einen One Night Stand neben mir haben. Vergiss es, Kleine", lehnte er immernoch grinsend ab und ich pustete mir eine lose Haarsträhne aus dem Gesicht.
„Aber feiern gehe ich trotzdem gern mit dir, Zea", lachte er, mir spielerisch in die Seite piecksend.

Schreckartig hielt ich Cole am Handgelenk zurück und starrte auf die kleine Personengruppe vor mir. Bitte nicht jetzt. Wieso mussten sie mir auch immer über den Weg laufen?

Meine plötzliche Reaktion hatte mich nicht vor dem Unheil bewahren können, denn sie hatten mich schon bemerkt und besonders Rider lief freudestrahlend auf mich zu. Die Anderen folgten ihm mit etwas Abstand. Selbst Shanice ließ sich dazu bewegen, lustlos hinter ihrem Freund herzuschlürfen.

„Ze-a! Wie schön dich zu sehen!", lächelte Rider und umarmte mich herzlich. Dabei musste Cole notgedrungen meine Hand loslassen und ich umarmte ihn mit etwas weniger Euphorie zurück.
Danach folgte TJ, der mir frech grinsend eine Umarmung schenkte. Leicht lächelnd kam auch Tyler auf mich zu und umarmte mich, obwohl ich ihm gegenüber etwas zwiegespalten war. Trotzdem fragte ich mich, wieso er nicht unglaublich wütend auf mich war, da ich seine Freundin gestern in den Wald verschleppt hatte.

Anny warf sich fast schon erleichtert in meine Arme und flüsterte ein leises „Rette mich!", in mein Ohr. Oh man, die Kleine tat mir echt Leid. Was sie wohl alles in ihrem Rudel mitmachen musste, worauf sie gar keine Lust hatte?

Zum Schluss standen nur noch Sean und Shanice steif nebeneinander und rührten sich nicht vom Fleck. Während Shanice gelangweilt immer wieder ihr Kaugummi packte und in die Länge zog, hatte Sean die Arme verschrenkt und starrte mich scharmlos an. Selbst als ich meinen rechten Mundwinkel kurz zum Gruß hob, blieb seine starre Miene unverändert und schließlich gab ich es auf und wendete mich den Anderen zu, sie sich schon neugierig an Cole geschmissen hatten.

Es war nicht zu übersehen, wie selbst die Jungs Cole ungläubig musterten, da er mit seiner trainierten Statur und der sonnengebräunten Haut aussah wie ein Engel.
Cole hatte es nie schwer, mit anderen Menschen ins Gespräch zu kommen. Sozialer Kontakt war für ihn nie ein Hindernis gewesen, viel mehr etwas Neues, Aufregendes, hatte er immer gesagt.

Während ich meinen besten Freund und meine College-Bekanntschaften stumm beobachtete, schossen Bilder aus meinem Gedächnis hervor, die schon Jahrzehnte zurücklagen.

„Komm schon, Kleines! Es ist doch nicht so schwer, sonst bist du doch auch nicht so schüchtern", meinte Cole und stuppste mich von der Seite mit dem Ellenbogen an.

Ich stöhnte entnervt auf, konnte meine Augen aber nicht von dem schwarzhaarigen Mann abwenden, der mit einem Kristallglas in der Hand ausgelassen mit einer Schar Damen flirtete, die sich angeregt an ihn geworfen hatten.
Still legte ich meinen Blick auf mein eigenes Glas, dessen Inhalt die blasse Farbe meines Gesichtes und den leuchtend roten Lippenstift verschwommen wiederspiegelten.

Wie lange es wohl her war, dass ich das letzte Mal  roten Lippenstift verwendet hatte? Ich mochte ihn nicht. Er machte mich blasser, als ich sowieso schon gepudert war, doch Cole meinte, das sein nun in Mode. Mode hin oder her, seit hunderten Jahren schlug ich mich nun durch diese Welt, was interessierte mich dann meine Gesichtsfarbe?

Kopfschüttelnd kippte ich den Wein hinunter, um mich nicht weiter auf der Oberfläche sehen zu müssen. „Ich bin nicht schüchtern. Ich will nur nicht enden wie all die untervögelten Weiber, die sich an ihn hängen. Sieh ihn dir doch an!"

Genau in diesem Moment drehte sich der Kerl um und starrte mich mit seinen stechend blauen Augen an. Langsam legte er den Kopf schief, als wolle er etwas aus meinem Blick lesen. Mein Kiefer presste sich angespannt aufeinander, ich wusste nicht warum.

Diese Haare. Diese Augen. Ich wusste schon immer, dass ich eine Schwäche für blaue Augen und rabenschwarze Haare hatte.

Schließlich schüttelte der Mann leicht den Kopf, hob sein Glas zum Gruß, oder zum Abschied, ich wusste es nicht. Er wendete sich wieder den Damen zu, die sich willig an ihn krallten. Auch ich schüttelte leicht den Kopf.

Cole neben mir grinste.
„Chance vertan, Kleines. Nicht schüchtern, sagst du?" Mittlerweile hatte der Mann seine Lippen auf eine Rothaarige gelegt.

„Zu spät, Zea. Du bist immer zu spät und unschlüssig, wenn es um Männer geht."

Ein kleiner Rückblick aus ihrer Vergangenheit (:

Einen schönen Abend Babes ^^

Sweet taste [Werwolf]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt