ᴋᴀᴘɪᴛᴇʟ ᴅʀᴇɪssɪɢ

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Anders und komisch

ᴢᴇᴀ

„Zea? Hey, hörst du uns überhaupt zu?", fragte TJ und stuppste mich von der Seite an. Es war, als würde ich aus einem tiefen Tagtraum erwachen. Kurz brauchte ich Zeit, um zu realisieren, wo ich war. Dann erblickte ich diw Gruppe wieder vor mir und lehnte mich leicht gegen Cole, der sofort seinen Arm um mich legte.

Ich war in letzter Zeit viel zu erschöpft. Ich brauchte ihn, mehr als alles andere im Moment.

„Ich sagte, dass ich gar nicht wusste, dass du so coole Freunde hast. Kann man die irgendwo kaufen?", wiederholte TJ anscheinend das Gesagt und ich schnaubte theatralisch.

„Als würde jemand auch nur einen Cent für das da ausgeben", sagte ich und spürte promt ein missbilligendes Zwicken an meiner Seite. Leise quickte ich auf und boxte Cole in die Seite. Bevor irgendwer etwas erwiedern konnte, klingelte mein Handy.

Mein erster Gedanke war Cole, doch als ich bemerkte, dass er ja neben mir stand, zog ich es ratlos auf meiner kurzen Lederjacke.

Anonym. Schulterzuckend hob ich ab. Ich würde ja schon nicht sterben.

„Guten Morgen", trällerte ich fröhlich und entfehrnte mich etwas von der Gruppe, um ungestört telefonieren zu können.

„Du kommst her. Sofort. Wag es nicht, es dir anders zu überlegen. Ich warte am Rudelhaus auf dich." Das war alles, was Phoenix kurz angebunden und ziemlich kühl sagte, ehe das gleichmäßige Piepsen der Leitung auf mein Trommelfeld stieß. Einige Sekunden später ließ ich das Handy verwirrt sinken, starrte aber noch das schwarze Display an.

Phoenix war sauer. Richtig sauer. Dabei war ich eigentlich diejenige, die wütend auf ihn sein sollte.

Mein Blick wanderte wieder zu der kleinen Gruppe, in die sich Cole schon beinahe perfekt integriert hatte. Wie er dastand und mit den Jungs plauderte, als seien es keine Werwölfe, die er abgrundtief hasste. Für einen kurzen Moment fragte ich mich, ob Cole diese Tatsache vielleicht vergessen hatte, schüttelte aber dann den Kopf.

Ich sollte mir viel mehr Sorgen um das Telefonat machen. Dabei, es war nichtmal ein Telefonat, Phoenix hatte mich ja nicht zu Wort kommen lassen.

Auch wenn er so kalt zu mir gewesen ist, fühlte es sich nicht so an. Seine Stimme hatte eine wohlige Wärme auf meine Haut gezaubert und ließ mich augenblicklich lächeln. Ich würde ihn wiedersehen.
Zwar hasst er mich jetzt vermutlich, macht mir gleich die Hölle heiß, aber wenigstens würde ich seine Gestalt nochmal vor Augen bekommen.

Langsam schlenderte ich zurück zu meinen Freunden. Freunden, Bekannten, die Bezeichnungen für diese Gruppe war mir langsam auch egal.

„War's wichtig?", fragte Tyler, der einen Arm um sein Mate gelegt hatte und sie fest ans ich drückte. Schwer schluckend nickte ich, mit dem Blick auf Anny. Sie sah so aus, als würde sie selbst unter dem Gewicht Tylers Arms zusammenbrechen. Irgendwas stimmte doch nicht mit deren Beziehung!

„Ich muss kurz weg", klärte ich die Gruppe auf unf erhielt nur einstimmiges Nicken als Antwort.
„Soll ich dich fahren?", bot Cole sofort an und noch bevor ich ablehnen konnte, fuhr überraschenderweise Sean dazwischen.

„Ich muss eh noch in die Richtung. Ich nehm sie mit", sagte er nur und nickte mir zu, zum Zeichen dass ich ihm folgen sollte.

Sean. Ernsthaft? Sean, der Sean wollte mich fahren?

Nicht nur ich sah ihn verdutzt an, sondern auch TJ, Rider und Shanice starrten mit offendem Mund in seine Richtung.

Also entweder Sean wollte mich in seinem Auto umbringen, oder... Nein mir fiel nichts anderes ein, er musste mich umbringen wollen!

Trotzdem brauchte ich dringend eine Mitfahrgelegenheit und da Cole mich niemals freiwillig zu Phoenix fahren würde, musste ich Wohl oder Übel Sean folgen.

Zum Abschiend drückte ich Cole hastig mit einem leisen 'Ich wart' im Carolina Spa', welches sein Hotel war, einen Kuss auf die Wange und umarmte Anny nochmal fest. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sie es brauchen würde, da sie mir sonst noch zusammenfällt.

Dann griff ich nach der Einlaufstüte, steckte mein Handy zurück in meine Jacke und folgte Sean, der ohne zu Warten schon fast die ganze Einkaufsstraße herabgelaufen ist. Als ich dann neben ihm herlief, sagte keiner ein Wort.

Zu meinem Verwundern änderte sich das auch nicht, als wir in seinen silbernen Sportwagen stiegen. Wieso wollte er mich dann fahren?
Sean guckte mich auch nicht an, sondern tat so, als sei ich Luft. Als er dann leise das Radio anmachte und den Wagen auf eine Landstraße lenkte, brach der Blonde schließlich die Stimme.

„Wohin?", fragte er nur und ich starrte ihn verwirrt an. War das alles? Er wollte mich wirklich nur fahren?

„S-Steintor", stotterte ich verdutzt und Sean nickte leicht. Von der Seite ließ der Blonde sich perfekt beobachten. Was mir sofort auffiel war, dass er seinen Blick nicht einmal von der Straße abwendete.
Noch nicht mal, als sie im Radio die Nachrichten ansprachen, die man nun wirklich immer wegdrücke.
Sean fragte noch nicht mal, was zum Henker ich um halb zehn Morgens am Waldrand wollte.

Sean tat nichts, außer stur zu fahren. Wartete er darauf, dass ich ihn ansprach?

„Wieso fährst du mich?", machte ich dann unsicher den Anfang und seine Augen legten sich für einen kurzen Moment auf mich, dann nahm er seine rechte Hand von dem Schalthebel und umklammerte fest das Lenkrad.

„Du bist komisch", antwortete er schlicht und schaltete das Radio aus. Mittlerweile hatten sie angefangen, lateinamerikanische Volkslieder zu spielen, was anscheinend nicht nur mich, sondern auch ihn nervte.

„Komisch? Ich glaub eher, dass du eine Macke hast", feuerte ich beleidigt zurück. Wieder lenkte er für den Bruchteil einer Sekunde seine Augen prüfend auf mich.

„Irgendwas ist anders an dir. An deinem Geruch. An der Art und Weise, wie du sich verhältst, wie du gehst, wie du diesen Typen behandelst- Cole. Es ist anders wie du denkst, wie du redest, wie du die Menschen ansiehst. Ich will wissen, was es ist", antwortete er schlicht.
Aha. Nur weil Menschen nicht auf 100% so liefen, wie andere es gerne hätten, ist man also anders und komisch.

Ich verschrenkte kopfschüttelnd die Arme und wiederholte im Kopf, was er aufgelistet hatte. Mein Geruch.

Plötzlich hielt ich inne und wagte es kaum mehr zu atmen. Meine Augen richteten sich kontinuierlich auf Sean, dessen Aufmerksamkeit wieder ganz auf der Straße lag.

Dein Blut machte deinen Geruch aus und wenn er erfährt, dass mein Blut anders ist, konnte ich aus Dellin verschwinden.

Seufzend legte ich meinem Kopf an der Fensterscheibe ab. Wieso konnte ich nicht einfach normales Blut haben? Keines, welches unwilligen Jungs gleich einen Ständer herbeizauberte. Bin ich etwa so unattraktiv, dass Gott bei meiner Erschaffung dachte, ich würde es allein mit meinem Aussehen nicht schaffen, Jungs rumzukriegen?

Der Wagen hielt vor einem kaum ein Meter großen Steintor, der symbolische Eingang zu dem Wald.
„Danke für's Fahren", meinte ich noch zu Sean und gerade, als ich meine Hand auf die Klinke gelegt hatte, erhob Sean seine Stimme.

„Ich werd' noch herausfinden, was an dir anders ist", meinte er nur, bevor ich die Tür aufstieß und aus dem Wagen flüchtete.

Lange sah ich dem Auto noch hinterher, wie es den Kiesweg herunterfuhr und schließlich hinter der nächsten Hausecke verschwand.
Leise seufzte ich. Als hätte ich nicht schon genug Probleme, musste sich jezt auch noch ein Fremder Werwolf in meine Angelegenheiten einmischen.

Gerade als ich mich zum Wald hin umdrehen wollte, schlangen sich zwei Arme um meinen Bauch und sofort entspannte ich mich.

„So schnell sieht man sich wieder."

Ich finde, ich hab für heute wieder gute Arbeit geleistet :P

Gute Nacht, Babes.

Ps: Es gibt gewisse Menschen unter euch, die mir jetzt einen Gefallen schulden ;)

Sweet taste [Werwolf]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt