Träume

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Shi lehnte sich grinsend über Harrys Schulter. „Belfer?" fragten sie gleichzeitig und ernteten einen empörten Blick von Hermione.
„Nicht Belfer! B-ELFE-R, Bund für ELFEN-Rechte!" Shi zog die Augenbraue hoch und wechselte einen Blick mit Ron. „Nie davon gehört und ich hab schon von allem gehört."
„Weil ich ihn gerade gegründet habe", fauchte Hermione schnippisch und Shi musste grinsen. „Welche Laus ist ihr denn über die Leber gelaufen?" grinste Shi Ron an.
„Sie ist der Meinung, dass Hauselfen wie Sklaven behandelt werden und mehr verdient hätten."
„Ist ihr klar, dass Hauselfen..."
„Ist ihr nicht."
Ron und Shi sahen Hermione an.
„Was?" blaffte sie. Shi kicherte. „Nichts, nichts. Wie viele Mitglieder hat dein Belfer-Club denn?"
Hermione verzog bei Shis Spott keine Miene. „Vier!" sagte sie stattdessen und Shi zog überrascht die Augenbrauen hoch. „Vier?"
„Ja, Harry, Ron, du und ich."
„Äh,..."
Die drei wechselten Blicke.
„Ach wirklich?"
„Und du glaubst, dass wir mit solchen Belfer-Ansteckern herum laufen?" schnaubte Ron.
„B-ELFE-R!" kreischte Hermione erzürnt.
„Ich nehme an, das war nicht der erste Name", spottete Shi und stemmte Harry den Ellenbogen auf die Schulter.
„Stimmt, ich hatte zuerst Stoppt die schändliche Misshandlung unserer magischen Mitgeschöpfe-Bewegung zur Stärkung der Elfenrechte! Aber das hat nicht auf die Anstecker gepasst."
„Merlin sei Dank!" murmelte Shi und wurde sofort von Hermiones bösem Blick aufgespießt. Sie kicherte nur. „Also gut, was hast du noch heraus gefunden?" versuchte sie Hermione versöhnlich zu stimmen. Offenbar hatte sie ein kleines Monster geweckt.
„Ich habe die letzten Tage ausführlich in der Bibliothek nach geforscht..."
„Merlin bewahre!"
„...und ich habe herausgefunden, dass die Elfenversklavung bereits seit Jahrhunderten existiert und es hat noch niemand etwas dagegen unternommen..."
Shi hörte nicht mehr zu, stattdessen beugte sie sich nach vorne und schnappte sich einen der Belfer-Anstecker aus dem Kästchen, das Hermione in den Händen hielt. Dann sah sie Ron an. „Wetten, dass ich es schaffe, den Malfoy unterzujubeln?"
Ron grinste. „Dem Frettchen?" fragte er unschuldig nach und Shi lachte auf. „Ganz genau, mein Haustier!" Sie kicherten dreckig und Hermione schnaubte. „Moody hätte Malfoy dabei ernsthaft verletzten können."
Alle sahen sie an und sie hob kapitulierend die Hände. „Schon gut, schon gut."
Plötzlich unterbrach ein lautes Tok Tok an der Fensterscheibe die Unterhaltung.
„Hedwig!" rief Haary erfreut und beeilte sich seine Schneeeule hereinzulassen. Die weiße, schöne Eule landete auf der Armlehne eines Sessels und ließ einen Brief auf das Polster fallen. Shi beugte sich leicht vor und registrierte grinsend die besorgen Gesichter der drei Freunde. „Von Sirius Black?" fragte sie deshalb mit einem gemeinen Grinsen und sie starrten sie erschrocken an. Shi lachte und hob den Brief auf. Außer den vier war keiner im Gemeinschaftsraum, weshalb sie das Pergament auseinander faltete und laut vor las. „Harry,
ich fliege sofort nach Norden. Diese Neuigkeit über deine Narbe ist nur das letzte Glied in einer Kette merkwürdiger Gerüchte, die mir zu Ohren gekommen sind. Wenn sie wieder anfängt zu schmerzen, geh unverzüglich zu Dambeldore. Es heißt er habe Mad Eye aus dem Ruhestand zurückgeholt, was bedeutet, dass wenigstens er, wenn auch sonst keiner, die Zeichen liest.
Ich melde mich bald. Meine besten Wünsche an Ron und Hermione. Haltet die Augen offen,
Sirius" Shi ließ den Brief sinken und reichte ihn an Harry weiter. „Ziemlich leichtsinnig von ihm, mit seinem echten Namen zu unterzeichnen." Sie hatte aufgehört zu lächeln, stattdessen musterte sie Harry eingehend. „Deine Narbe hat wieder weh getan?"
Langsam nickte Harry. Shi klang keineswegs, als würde sie das albern finden.
Ruckartig richtete sie sich auf und tippte leicht mit einem langen Fingernagel auf die Narbe an Harrys Stirn. „Unterschätze diese Narbe bloß nicht, hast du gehört Harry?" Sie ließ sich ihre Warnung nickend bestätigen, bevor sie sich abwandte. Sie wünschte den dreien noch eine angenehme Nacht, dann verschwand sie in Richtung Mädchenschlafsäle.
So so, Harrys Narbe tat also wieder weh. Das war kein gutes Zeichen. Überhaupt nicht gut!
Shi schüttelte den Kopf. Das hatte nichts mit ihr zu tun! Hoffte sie jedenfalls...

Es ist dunkel. Sie steht auf einem verwachsenen Friedhof. Überall um sie herum stehen die alten, verwitterten Grabsteine. Hinter einer großen Eibe kann sie die Umrisse einer kleinen Kirche ausmachen. Links von ihr erhebt sich ein Hügel in den dunklen Himmel und auf diesem Hügel steht eine große, alte Villa.
Wo ist sie?
Vorsichtig macht sie einen Schritt zur Seite und tritt näher an einen Grabstein heran. Als sie danach greifen möchte, gleitet ihre Hand durch den massiven Stein einfach hindurch und sie stürzt nach vorne. Jetzt ragt der Grabstein aus ihrem Bauch heraus und sie schüttelt mit gerunzelter Stirn verärgert den Kopf, bevor sie wieder auf die Beine kommt.
Hat dir jemand gesagt, dass der Pokal ein Portschlüssel ist?" ertönt eine männliche Stimme hinter ihr und sie wirbelt herum, während ihr Kopf noch die Daten auf dem Grabstein abspeichern. Zwei Jungen stehen mit dem Rücken zu ihr an der Stelle, wo sie noch vor ein paar Minuten gestanden hat.
Nein!" antwortet der kleinere Junge mit einer wilden, schwarzen Haarmähne. Soll das hier vielleicht zur Aufgabe gehören?"
Welche Aufgabe? Wovon reden die beiden da?
Keine Ahnung."
Sie klingen beide furchtbar nervös und sogar leicht verängstigt.
Zauberstäbe raus?" schlägt der größere in gelb-schwarz vor.
Klingt super!"
Sie zücken ihre Zauberstäbe, während sie sich aufmerksam weiter umsieht und hinter den Rücken der beiden entlang geht. Sie bemerken sie nicht, sondern sehen sich wachsam um.
Da kommt jemand", sagt plötzlich einer der beiden und sofort dreht sie sich auf dem Absatz herum und drängt sich zwischen den beiden nach vorne. Ihr Körper gleitet wie Nebel durch die ihren. Sie können sie weder sehen, noch fühlen. Für diese beiden Jungen ist sie gar nicht da.
Als sie versucht einen Blick auf ihre Gesichter zu erhaschen, sind diese verschwommen und nicht zu erkennen.
Sie beobachtet wie die Gestalt näher kommt. Trägt er da ein Baby im Arm? Sie kann sein Gesicht wegen der Kapuze nicht erkennen und legt leicht den Kopf schräg. Vorsichtig wagt sie sich einige Schritte auf die Person zu, als diese stehen bleibt. Sofort hält sie ebenfalls an.
Plötzlich schreit einer der Jungen unter unfassbarer Qual auf und geht zu Boden. Überrascht dreht sie sich um, als eine hohe, kalte Stimme erklingt.Töte den Überflüssigen!"
Erschrocken reißt sie den Kopf herum. Gerade noch rechtzeitig um den Mann ihr gegenüber den Zauberstab heben zu sehen.Avada Kedavra!" kreischt er und ein blendend, grüner Blitz rast direkt auf sie zu, durch sie hindurch und trifft den größeren der Jungen mitten in der Brust.
Sie schreit auf und rennt auf den Jungen zu, versucht ihn aufzufangen, doch sein steifer Körper gleitet ihr durch die Hände und schlägt hart auf dem Boden auf. Mit vor Schreck geweiteten Augen beobachtet sie, wie sich der Nebel um das Gesicht des Toten lichtet. Die Erkenntnis traf sie so heftig, dass sie vor ihm zurück zuckte.
Cedric Diggory!
Tod!

Mit einem gellenden Schrei fuhr Shi aus dem Schlaf hoch und fasste sich an ihr wild schlagendes Herz. Angelina Johnson schreckte auf und nuschelte irgendetwas, bevor sie wieder einschlief.
Hastig schleuderte Shi ihre Decke von sich, schlüpfte in einen ihrer 3XL-Pullover, zog ihre alten Chucks an und stürmte aus dem Schlafsaal. In Rekordgeschwindigkeit rannte Shi aus dem Schloss raus ins Freie. Keuchend rieb sie sich über das Gesicht und atmete tief durch. Nicht schon wieder! Nicht wieder das alles! Das hatte sie doch alles schon!
Verzweifelt stürmte sie im Kreis herum und raufte sich die Haare. „Das ist doch alles Bullshit!" zischte sie und sah zum dunklen Himmel hoch. Erst in ein paar Stunden würde die Sonne aufgehen. Das musste reichen.
Shi musste rennen, musste den Wind spüren, die Freiheit! Sie musste vor dem, was sie gesehen hatte, davon laufen, bis sie damit klar kam. Und das war ganz bestimmt nicht jetzt.
Shi stürmte los, an Hagrids Hütte vorbei zum Waldrand. Dort verschwand sie hinter einem dicken Baumstamm und innerhalb zehn Sekunden hatte sie all ihre Kleidung ausgezogen und unter einer der dickeren Wurzeln gelegt.
Shi ließ ihren Nacken knacken und stand für einige Sekunden einfach nur nackt zwischen den Bäumen. Dann im Bruchteil eines Wimpernschlags war Shi verschwunden. Stattdessen stand dort ein Panther. Ein schwarzer Panther mit glühend schwarzen Augen.
Die große Raubkatze schüttelte sich einmal kräftig durch und eine rosa Zunge schleckte über die weiche Schnauze. Dann machte das Tier einen eleganten Satz auf Samtpfoten und verschwand im Verbotenen Wald.
Offenbar war Shi Mortem ein Animagus!
Ein schwarzer Panther!

Times Das Mädchen, das den Tod siehtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt