Frettchenalarm

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Der erste Tag war bereits vorüber und Shi saß beim Abendessen und starrte ihren vollen Teller an. Heute hatte sie Verteidigung Gegen Die Dunklen Künste bei Mad Eye Moody gehabt und ihre Sinne brachten sie komplett durcheinander. Mad Eye war ganz... Mad Eye eben. Und doch hatte Shi ein dunkles Gefühl im Magen. Ein wirklich ekliges Nagen.
Ihr angestrengtes Grübeln wurde jedoch von einer lauten Stimme unterbrochen, bei deren Klang Shis rechtes Auge zuckte.
„Weasley! Hey, Weasley!"
Harry, Ron und Hermione, die sich gerade gegenüber von ihr niederlassen wollten, drehten sich zu Malfoy um, der mit seinen beiden Schatten Crabbe und Goyle hinter ihnen stand. In ihren Gesichtern konnten sie die purre Schadenfreude sehen.
Shi ließ ihre Gabel sinken und beäugte das, was Malfoy da in der Hand hielt. Eine Ausgabe des Tagespropheten. Shi ahnte furchbares. Sie hatte den Artikel bereits heute Morgen gelesen und er war zutiefst beleidigend gegenüber den Weasleys. War ja klar, dass Malfoy da wieder extra rauf rum reiten musste.
„Was gibt's?" knurrte Ron regelrecht und erinnerte Shi an einen wütenden Rottweiler.
„Dein Dad steht in der Zeitung, Weasley." Malfoy wedelte mit dem Tagespropheten vor Rons Nase herum. „Hör dir das an!" krähte er so laut, dass ihn die ganze Halle hören konnte, bevor er laut vor las. „Weitere Pannen im Zaubereiminsiterium
Es scheint als sei die Pannenserie im Zaubereiministerium noch längst nicht zu Ende, schreibt unsere Sonderkorrespondentin Rita Kimmkorn. Das Ministerium, erst jüngst heftige Kritik ausgesetzt wegen der mangelhaften Kontrolle der Besucher während der Quidditch-Weltmeisterschaft und immer noch nicht in der Lage, das Verschwinden einer seiner Hexen zu erklären, wurde gestern in neue Verlegenheit gestürzt durch das merkwürdige Gebaren von Arnold Weasley vom Amt gegen den Missbrauch von Muggleartefakten." Malfoy blickte auf, das Gesicht voller Häme. „Sie haben nicht einmal seinen Namen richtig geschrieben, Weasley. Als ob er eine komplette Null wäre", lachte er laut auf. Alle Schüler in der Eingangshalle hörten zu. Genussvoll strich Malfoy über die Seite, bevor er umblätterte und weiter vorlas. „Arnold Weasley, der vor zwei Jahren wegen des Besitzes eines fliegenden Autos angezeigt wurde, war gestern in einer Rangelei mit mehreren Gesetzeshüter der Muggle (Polizisten) verwickelt. Der Grund waren einige höchst angriffslustige Mülleimer. Mr Weasley war offenbar einem gewissen Mad-Eye Moody zu Hilfe geeilt, einem in die Jahre kommenden Ex-Auror, den das Ministerium in den Ruhestand versetzt hatte, als er den Unterschied zwischen einem Händedruck und einem Mordversuch nicht mehr zu erkennen vermochte. Es wird niemanden überraschen, dass Mr Weasley bei seiner Ankunft in Mr Moodys schwer bewachtem Haus feststellte, dass Mr Moody wieder einmal falschen Alarm geschlagen hatte. Mr Weasley war gezwungen, mehrere Gegenstände zu verändern, bevor er von den Polizisten flüchten konnte, weigerte sich jedoch, auf die Frage des Tagespropheten zu antworten, warum er das Ministerium in ein so würdeloses und möglicherweise peinliches Geschehen verwickelt hatte." Malfoy hielt den Artkiel lachend in die Luft. „Sogar mit Bild, Weasley! Ein Bild deiner Eltern vor ihrem Haus, wenn man das überhaupt Haus nennen kann. Deine Mutter könnte auch ein paar Pfund weniger vertragen."
Ron war vor Zorn rot angelaufen, während alle ihn anstarrten. Plötzlich bohrte sich ein Tafelmesser in den Tagespropheten und Malfoy machte erschrocken einen Satz zurück. Alle Augen richteten sich auf Shi die gelassen ihre Finger dehnte. „Ach herrje, da hab ich wohl daneben getroffen. So ein Mist aber auch", seufzte sie laut, stand auf und hüpfte lässig über den Tisch. Direkt vor Malfoy kam sie zum stehen, der sich schnell wieder fing und herausfordernd zu ihr herabstarrte. Shi lächelte düster und zog das Messer aus dem Pergament, dabei streichelte sie wie zufällig mit der scharfen Seite über Malfoys Finger, bevor sie sich lässig abwandte.
„Verpiss dich, Malfoy!" knurrte Harry, als Shi an ihm vorbeischlenderte und wieder ansetzte über den Tisch zurück zu ihrem Platz zu springen.
„Ach ja, du warst doch im Sommer zu Besuch bei denen, oder, Potter?" höhnte Malfoy, wieder mutiger geworden, da Shi sich von ihm abgewandt hatte.
„Also sag mal, ist seine Mutter wirklich so fett oder sieht es auf dem Bild nur so aus?"
Shi drehte sich langsam um, musste jedoch mit einem schiefen Grinsen fest stellen, dass Harry ziemlich genau wusste, wie er sich gegen Malfoys Gehässigkeiten wehren konnte. Sein Konter war so fies, dass er von Shi hätte kommen können.
„Und was ist mit deiner Mutter, Malfoy?" zischte er, während er Mühe hatte Ron am Umhang festzuhalten, um ihn davon abzuhalten, sich auf Malfoy zu stürzen. Shi ging ihm etwas zur Hand und umfasste Rons Schulter mit festem Griff.
„Warum macht sie ständig ein Gesicht, als ob sie Mist unter der Nase hätte? Hat sie immer schon so ausgesehen, oder erst seit es dich gibt?"
Beim Anblick von Malfoys rosa Wangen hätte Shi beinahe „Aww, wie süß!" gesagt, konnte sich aber noch rechtzeitig auf die Lippen beißen. Aber das war einfach zu goldig.
„Wag es nicht, meine Mutter zu beleidigen", fauchte Malfoy.
„Dann halt dein dreckiges Maul!" konterte Harry und wandte sich mit Ron zusammen ab. Shis schnelle Augen fingen das Zucken von Malfoys Zauberstabhand auf, als sie zu seiner Umhangtasche wanderte und sie hatte schon ihren eigenen in der Hand, als Malfoy seinen Zauber sprach. Der Lichtblitz verfehlte Harrys Gesicht um Millimeter, doch bevor Shi ihren eigenen Fluch sprechen konnte, schoss ein zweiter Blitz an ihr vorbei und ein lauter Knall ließ einige umstehende Schüler aufschreien.
„Oh nein, das machst du nicht, Freundchen!" ertönte das bekannte Knurren von Mad Eye Moody, der auf seinen Stab gestützt in die Eingangshalle hinkte, mit ausgestrecktem Zauberstab. Shi legte den Kopf schief. Anstelle von Draco Malfoy war da ein strahlend weißes Frettchen, das sich zitternd auf den Steinboden drückte.
Erschrockene Stille.
Shi ging vor dem Frettchen in die Knie und hob das zitternde Tier vorsichtig hoch. Mit zusammengekniffenen Augen musterte sie es mit einer Armlänge Abstand. Moody hinkte an ihr vorbei zu Harry. „Hat er dich erwischt?" knurrte er leise und Harry schüttelte den Kopf. „Nein, ging daneben."
Shi grinste das Frettchen breit an. Dann drückte sie es plötzlich an ihre Brust und passte dabei auf, dass sie die scharfen Krallen des Tiers unter Kontrolle hatte.
Diesmal verkniff sie es sich nicht.
„Aww, wie süß!"
Das Frettchen, also eigentlich Malfoy, quietschte in ihren Armen panisch und begann zu strampeln. Shi ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und schaffte es mühelos ihn zu bändigen. Moody drehte sich zu ihr um und kam auf sie zu gehinkt. Strahlend sah Shi zu dem Professor auf, in ihren Augen leuchtete es hinterhältig. „Darf ich ihn behalten?" fragte sie fröhlich und alle starrten sie ungläubig und teilweise sogar entsetzt an.
„Du willst... DAS DA behalten?" fragte Ron ungläubig und deutete mit dem Finger auf das Malfoy-Frettchen. Shis Grinsen bekam etwas furchbar gemeines. „Aber klar doch! Wenn er mich nervt, kann ich ihn nämlich ohne Probleme die Toilette runterspülen."
Malfoy quiekte erschrocken auf und schaffte es doch tatsächlich sich aus ihrem Griff zu winden. Er fiel zu Boden und rannte in Richtung Kerker davon. Doch er kam nicht weit.
„Hier geblieben!" donnerte Moody und richtete seinen Zauberstab auf das flüchtende Frettchen. Das Frettchen flog knapp drei Meter in die Luft, klatschte auf den Steinboden und wurde wieder in die Höhe geschleudert. Shi verschränkte sie Arme vor der Brust und ging auf das herumwirbelnde Frettchen zu. Total gelassen, mit einem kleinen, gemeinen Grinsen auf den Lippen.
„Ich kann Leute, die hinterrückt angreifen, wenn ihr Gegner ihnen den Rücken zu gewandt hat, überhaupt nicht leiden!" knurrte Moody, stellte sich neben Shi und ließ das vor Schmerz schreiende Frettchen weiterhin in die Luft fliegen und wieder auf den Boden klatschen. Die Höhe nahm immer weiter zu und Moody murrte die ganze Zeit über. „Widerlich, feige, gemein ist das..."
Es ging immer höher und das Malfoy-Frettchen strampelte nur wehrlos und verzweifelt in der Luft.
„Tu...", Klatsch! „das...", Klatsch! „nie...", Klatsch! „wieder!" Klatsch!
Nach jedem Wort ließ er das Frettchen wieder zu Boden gehen.
„Professor Moody!" kreischte plötzliche eine entsetzte Stimme von der Marmortreppe. Alle außer Moody und Shi wandten sich der Stimme zu und sahen Professor McGonagall eilig die Treppe herab hasten.
„Hallo, Professor McGonagall", grüßte Moody gelassen zurück und Shi winkte ihrer Lehrerin nur kurz mir den Fingern zu.
„Was... was tun Sie da?" fragte McGonagall und verfolgte jetzt ebenfalls das Hochgeschleudere und Herabfallen des Frettchens mit den Augen.
„Unterricht!", war Moodys simple Antwort, bei der Shi sich auf die Lippen biss um nicht in Gelächter auszubrechen.
„Unterricht... Moody, ist das ein Schüler?" kreischte die Professorin hell auf entsetzt, während sie vor Schreck die Bücher fallen ließ.
„Jep", antwortete Moody, während Shi gleichzeitig „Also genau genommen, ist es ein Frettchen, Professor", sagte.
„Nein!" schrie McGonagall, rannte die restlichen Stufen hinab und schwang ihren eigenen Zauberstab. Mit einem lauten Knall erschien Draco Malfoy auf dem Steinboden. Das weißblonde Haar stand in alle Richtungen und seine Wangen waren leuchtend rosarot.
Wimmernd und keuchend rappelte er sich auf, in seinen Augen standen Tränen der Scham und des Schmerzes, während er Moody hasserfüllt anfunkelte. Shi schürzte leicht die Lippen.
„Professor Moody, wir setzen Verwandlungen niemals zur Bestrafung ein!" erklärte McGonagall mit ermatteter Stimme. „Hat Professor Dambeldore Ihnen das nicht gesagt?"
„Hat's vielleicht mal erwähnt, ja", murrte Moody und kratzte sich am Kinn. „aber ich dachte, ein kurzer Schock, der richtig weh tut..."
„Wir geben Nachsitzen", unterbrach McGonagall ihn. „Oder sprechen mit dem Leiter des Hauses, dem der Missetäter angehört!"
„Das werde ich schon noch tun", knurrte Moody und starrte kalt zu Malfoy hinüber, der voller Hass zurückfunkelte. Er murmelte etwas und Shi konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als sie „wenn mein Vater das erfährt" heraushörte und offenbar war sie da nicht die einzige.
„War das 'ne Drohung?" fragte Moody leise und kam einige Schritte auf Malfoy zu gehumpelt. „Ich kenne deinen Vater schon sehr lange, Junge... Geschichten, bei denen selbst dir die fettigen Haare zu Berge stehen würden... sag ihm, dass Moody seinen Sohn jetzt scharf im Auge behalten wird... sag ihm das von mir... und euer Hauslehrer ist sicher Snape?"
Shi strahlte über das ganze Gesicht, während sie der Unterhaltung folgte.
„Ja." Malfoy zischte beinahe schon.
„Noch ein alter Freund", knurrte Moody. „Ich freu mich schon die ganze Zeit auf ein Pläuschchen mit Snape... komm mit, du..." Er packte Malfoy am Arm und zerrte ihn hinter sich her zu den Kerkern. Shi legte leicht den Kopf schief, grinsend. Dann rannte sie den beiden hinterher und alle hörten sie noch rufen „Hey, Professor, wo bringen Sie mein Frettchen hin?"
„Miss Mortem!" schrie McGonagall hell auf entsetzt und eine lachende Shi kam wieder hereingeflitzt. „War nur ein Scherz, Professor", kicherte sie und sammelte die fallen gelassenen Bücher der Lehrerin auf. Immer noch kichernd reichte sie ihr den Stapel. „Sagen sie Professor, können Sie mir bei bringe, wie man Menschen in Frettchen verwandelt, das wäre wirklich oberfrettchenscharf."
McGonagall warf die Arme in die Luft und funkelte Shi böse an, bevor sie die Bücher entgegennahm. Shi lachte erneut, entdeckte die Zwillinge und Lee und stürmte ihnen nach in die Halle, bevor die Lehrerin ihr Nachsitzen aufbrummen konnte.
„War nur ein Scherz!" hörte sie ihre Schülerin noch rufen, doch an die anderen gewandt, flüsterte sie: „War es nicht!"
Lachend setzten die Gryffindor sich alle zum Abendessen.
„Also", wollte Ron wissen. „wie cool ist Moody?"
„Ultracool!" meinte George.
„Supercool!" kam es von Lee.
„Megacool!" schwärmte Fred.
„Er hat mir mein Haustier weg genommen!" beschwerte Shi sich und alle fingen an zu lachen.

Times Das Mädchen, das den Tod siehtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt