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„Ich habe Angst"

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„Ich habe Angst"

Jedes andere Mal würde Yoongi ihn dafür verspotten, ihn auslachen. Hoseok hatte Angst! Aber nicht jetzt, nicht da wo seine Stimme am Ende verräterisch abbrach. Yoongi stiegen die Erinnerungen an ihre Kindheit hoch. Damals, als er und Hoseok mit ihrem Vater in einem großen Haus lebten, mit Yoongis Mutter und dem kleinen Hund. Damals als Hoseok ein unschuldiges, kleines Kind war, das vor allen möglichen Dingen Angst hatte. Dieser Hoseok, der mehr mit Mädchen als mit Buben spielte und in sein Zimmer  kleine Puppen schmuggelte, weil er auch vor seinen Eltern Angst hatte. Vor allem vor ihrem Urteil. Als es sich herausgestellt hat, dass sein Element Wut war und er plötzlich mit jedem Jahr kräftiger wurde, hatte er alles weibliche aus seinem Leben verbannt und alle seine Ängste überwunden. Es gab nichts, was ihm Angst machen könnte- daran zweifelte Yoongi bisher noch nie- er fürchtete sich nichtmal vor Tod. Das war auf seiner Stirn eingraviert worden, jeder, der ihn sah wusste sofort, dass dieser Junge keine Schwachstellen hatte. Yoongi wusste das selbst auch sehr gut. Er kannte ihn seit seiner Geburt und noch nie hatte er sich mit ihm angelegt, niemals. Es war Hoseok, niemand wollte ihm auf die Nerven gehen, niemand traute sich, ihm zu widersprechen. Doch in diesem Moment, sitzend auf seinem Sessel, Hände vors Gesicht geschlagen, würde man ihn nicht als Hoseok erkennen, der im Schulhof eingebildete Arschlöcher verprügelte. Hätte ihn jemand so gesehen, würde er seelenruhig vorbei gehen, weil er dieses Häufchen Elend mit Hoseok nie assoziieren würde.   

,,Ich habe früher immer gewusst wo er war, weißt du? Auch wenn ich gerade wegen irgendwelcher Kleinigkeit wieder mal sauer war, wusste ich, wo er gerade war.Doch jetzt, jetzt ist er -was weiß ich- wo, macht -was weiß ich- was, und das einzige, was ich tatsächlich weiß ist, dass es ihm wirklich beschissen geht und dass sein Immunsystem einfach keinen Bock mehr hat, seine Funktionen weite zu durchführen. "

Yoongi räusperte sich, seine Gespräche mit Hoseok waren noch nie mehr als Smalltalk, manchmal verhielt er sich sogar genau wie Taehyung es beschrieb, er nickte einfach nur oder machte ein Gesicht. Nach dem Tod ihres Vaters waren beide Söhne eine Zeitlang recht abweisend und demütigt gewesen, und diese Phase ging vorbei, wie auch jede andere, doch natürlich hat sie ihre Schaden hinterlassen. Hoseok ließ seinen Frust auf seinen Mitschülern raus und schlug sie zusammen, freundete sich mit falschen Leuten an, bildete seine eigene Bande. Er wusste nicht einmal warum sie ihm folgten, denn sie interessierten ihn kaum, sie waren nebensächlich, so wie der Rest. Niemand kam an ihn heran, außer Jungkook. Und das war seine Schwachstelle, seine Gefühle für Jungkook war seine Schwachstelle.

Yoongi war seit dem Tag in sich gekehrt, Gedanken, die er meistens mit seiner Familie oder Freunden teilte, behielt er für sich. Sachen, die er früher mit seinen Freunden unternehmen würde, machte er lieber alleine und Themen, die ihn früher gereizt hatten, waren für ihn unwichtig und nebensächlich geworden. Er redete dementsprechend nur sehr selten mit seinem Bruder, zog, unter dem Vorwand, näher zur Schule wohnen zu können, in eine kleinere Wohnung um und vermied seine restliche Familie. Jetzt aber konnte er seinen Bruder nicht ignorieren, er brauchte ihn, er brauchte seinen kleinen Yoongi.

"Hoseok, Jungkook ist ein großer Junge, wenn er eine Entscheidung getroffen hat, dann kannst du daran wohl nichts ändern. Vertrau ihm, eine Beziehung ohne Vertrauen ist keine Beziehung, du behandelst ihn wie ein kleines Kind. Er führt sich manchmal wirklich wie ein kleines Kind auf, aber er ist genauso ein Junge wie du, er hat seine Moral Grundsätze, er tut, was er will und du kannst ihn nicht kontrollieren. Wenn er sagt, du musst abwarten, dann musst du eben warten.Außerdem, du kannst kaum was dagegen machen, er ist, verdammt nochmal, einer der mächtigsten Humanen auf der Erde. Du musst ihm vertrauen, auch wenn es ihm nicht gut tut, es ist seine eigene Entscheidung, es ist das, was er will. Du kannst daran nichts ändern, egal was du machst, er wird es trotzdem heimlich tun. Er wird sich wohl nicht umbringen wollen, das würde er dir doch nie im Leben antun. Vertrau mir, das wird er nie machen"

Hoseok schniefte und nahm einen tiefen Atemzug. Er schluchzte nicht, er weinte nicht, seine Tränen ließ er nicht ins Freie. Alles was er tat, war heftig zu zittern und laut hörbar zu atmen. Und doch wusste Yoongi, dass er innerlich heulte, schrie, dass es in seinem leeren Blick viel mehr steckte, aber was konnte er doch tun? Ihm kam ein Gedanke. Er setzte sich auf den Schoß seines Bruders und umarmte ihn innig. Das hatte er seit fünf Jahren nicht mehr gemacht und hätte Hoseok das nicht dringend gebraucht, würde er es wahrscheinlich nie tun. Er war gewachsen, die Umarmung fühlte sich sehr fremd an, Yoongi musste sich innerlich daran erinnern, dass es sein älterer Bruder war, um den er seine Arme shloß, und nicht ein fremder Mann. Hoseok erwiderte die Umarmung, Yoongi hatte sich nicht geirrt, er brauchte das gerade wirklich.

"Danke, Yoongi. Ich weiß, das ist dir nicht leicht gefallen"

Yoongi wusste nicht genau, ob er darunter die Umarmung meinte, oder den Trost allgemein. Er einigte sich darauf, dass er damit seine Präsenz, sein Dasein meinte, schließlich wusste er, was der Tod ihres Vaters aus ihm gemacht hatte. Er wusste über Yoongi mehr, als Yoongi selbst.

"Erzähl' mir von dir und Taehyung. Wie hat er es geschafft, an dich ranzukommen?"

Yoongi setzte sich auf den Stuhl daneben, um während er sprach seinem Bruder in die Augen sehen zu können und kratzte verlegen die Stelle über seinem Ohr, wie er es normalerweise tun würde, wenn er verlegen oder gerade in Gedanken war. Er formte mit den Lippen ein  "o" und lächelte leicht. Hoseok wollte sich zwar nur von Jungkook ablenken aber wurde mit jeder Sekunde, in der Yoongi in seinem Kopf nach richtigen Worten suchte, neugieriger.

"Wenn ich sage, dass er anders ist, dann klingt es so dämlich. Er ist..einfühlsam, er ist einer der wenigen, die mich verstehen und mich-"wertschätzen?", fiel ihm Hoseok ins Wort. "Ja, genau.Vielleicht habe ich, ein einsamer Schuh, einfach nur endlich den zweiten Schuh gefunden?"

"Ach was labberst du schon wieder", lachte Hoseok und wurde immer lauter, schien sich vom Gelächter nicht mehr einzukriegen. Yoongi hielt es nicht länger aus und begann ebenso zu lachen, das ging so weiter bis Hoseok irgendwann unabsichtlich schluchzte und die Hand auf seine Augen legte, um sich zu beruhigen. Da fürchtete Yoongi bereits, er würde jetzt aufheulen aber nein, als Hoseok seine Hand wieder auf den ursprünglichen Platz fallen liess, schmückte sein Geeicht ein melancholisches Lächeln. Yoonig strich ihm beruhigend über seinen Handrücken und verkündigte, dass er jetzt nachhause gehen würde, aber zuerst sich sichergehen wollte, dass Hoseok auch ohne ihn auskommen würde und schleppte seinen Bruder in sein Schlafzimmer. Hoseok legte sich hin und drückte Yoongis Hand bevor er seinem Bruder Gute Nacht wünschte und ihn nachhause schickte. Beim Weggehen hörte Yoongi seine raue Stimme.

"Danke Yoongs, ich hab' dich lieb"

Yoongi verließ das Haus mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht.

"Ich dich auch, Hobie"

➖my  boyᴶᵁᴺᴳᴴᴼᴾᴱ/ᵀᴬᴱᴳᴵWo Geschichten leben. Entdecke jetzt