ᎬᴾᴵᴸᴼᏩᵁᴱ

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Er hätte sich im Fluss ertränkt, in seiner eigenen Welt, die Jungkook für ihn erschaffen hatte

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Er hätte sich im Fluss ertränkt, in seiner eigenen Welt, die Jungkook für ihn erschaffen hatte. Das wäre authentischer gewesen, doch dann bestünde die Gefahr, dass er es doch irgendwie überleben könnte also entschied er, diese Sache in der realen (naja, die andere Welt war auch real) zu erledigen. In Hobinara gab es keine Brücke, von der er springen könnte, mindestens hatte er keine in Sicht, also fand er irgendwie den Weg heraus, klopfte auf jeden Baum und kam schließlich in Yoongis Zimmer an. Nachdem Jungkook in seinen Armen starb und sich in Schmetterlingen auflöste-anscheinend passierte dort alles durch Schmetterlinge- sah er das als selbstverständlich, sein zielloses Leben, das im Endeffekt nur Überleben war, zu beenden. Als er aus dem Schrank Yoongis schritt, verriet ihm ein kurzer Blick auf die Uhr über dem Bett, dass er nur eine Stunde weggewesen sein musste, und dass das Unterricht bereits begonnen hatte, doch das interessierte ihn gerade gar nicht.Er grämte sich nicht über den Verlust, und verspürte auch keine Angst vor dem Tod, den er sich wünschte, sein Kopf war hohl, genauso wie Jungkooks Brust bevor er starb. Keine Gedanken, keine Sorgen, keine Ängste, sein Kopf war taub. Die ganze Lebendigkeit und Freude, die ihn noch vor einer halben Stunde überfloss war mit einem Mal verschwunden, wie nie da gewesen. Er wusste selbst nicht mal, wohin ihn seine Füße trugen, er bestimmte den Weg längst nicht mehr, war beinahe überrascht, als er anschließend das kalte Metall unter den Fingerspitzen spürte und einen Überblick auf einen grauen Fluss hatte. Diese Brücke war eine der ältesten auf der gesamten Welt, Hoseok fragte sich dabei über die Existenz alter Bauwerke in Hobinara, war das überhaupt möglich, wenn die Welt an einem Tag entstand? Oder vielleicht sah dort alles uralt und altmodisch aus, war doch aber neu? Hoseok verwarf den Gedanken und krallte sich in das Metall. Eine kalte, harte, steife metallische Röhre, die sich entlang des Geländers zog; seine Finger, die sich flüchtig darauf legten und das Metall krümmten, kneteten, ohne sich dabei ordentlich anzustrengen. Genauso flüchtig  und gedankenlos krabbelte er darüber und stand bald am Rand, seine Fersen berührten kaum den Rand, er hielt sich am Geländer fest und lehnte sich nach vorne. Jungkooks Gesicht ersetzte die Aussicht auf den Fluss, Hoseok hatte ihn vor sich, seine süße Nase, die er früher immer mit einer Kartoffel verglich und Jungkook damit aufzog; seine geschwungenen, weichen Lippen, die doch so unsymmetrisch und dadurch so anziehend waren, ihre einzigartige Form und das Merkmal darunter; wie seine Unterlippe die obere Lippe nie berührte, auch wenn er seinen Mund geschlossen hielt, und wie Hoseok in den Spalt spähte, nur um darin seine weiße Zähne zu erkennen; wie nass seine Lippen waren, sobald Hoseok sie anrührte, wie warm sich sein Hauch auf seiner rauen Haut anfühlte und wie hungrig Jungkook seine Küssen erwiderte; seine genauso unsymmetrischen Augen und ihr Glänzen, seine langen kurvigen Wimpern, die man erst dann richtig sehen konnte, wenn man ihm wirklich nah kam; seine Augenbrauen, die Hoseok, auf ihm sitzend, zupfte und  wie er jedes Mal Jungkook gequält seine Augen schloss(weil Jungkook sehr empfindlich war) ihm einen sanften Kuss aufdrückte; sein samtiges Haar, das ihm andauernd ins Gesicht fiel. Hoseok kniff seine Augen zusammen bis er nichts mehr sehen konnte, er wollte Jungkook nicht sehen, er wollte nicht zugeben, dass er ihn so sehr vermisste. Er wollte sich nicht eingestehen, dass Jungkooks Tod allein seine Schuld war, dass er  dafür verantwortlich war. Denn das war auch nur seine Schuld, das konnte nur seine Schuld sein. Hätte Hoseok auf ihn aufgepasst, ihm mehr Beachtung geschenkt und sich um ihn richtig gekümmert, würde sowas nie passieren. Wenn er Jungkook täglich klar gemacht hätte, dass er das einzige war, was er in seinem Leben brauchte, anstatt von seinen unerfüllten Träumen zu sprechen, würde Jungkook jetzt leben, hinter ihm stehen und ihn liebevoll umarmen, ihm seine Liebe gestehen, wie das ein normales Pärchen tun würde. Er würde es laut sagen, ohne sich dabei schlecht zu fühlen. Denn seine Worte waren keine Lüge. Hoseok verstand erst jetzt, dass seine unerwiderte Liebe schon lange nicht unerwidert war, im Gegenteil, Jungkook liebte ihn mit jeder Faser seines Körpers, er liebte ihn wie die Sonnenblume die Sonne. Hoseok war der Mittelpunkt seiner kleinen beschränkten Welt, sie drehte sich um ihn wie die Erde um die Sonne. Und Hoseok war so blind und egoistisch gewesen, dass er das nichtmal bemerkt hatte.

Er hatte ihn umgebracht und verdiente einen Tod, er sollte quälend langsam sterben. Er sollte auf sich spüren, wie es war, sein eigenes Herz zu opfern, um den anderen glücklich zu machen. Das musste er sein, er musste jetzt unter der Erde liegen und Jungkook sollte leben, er sollte jemanden finden, der ihn wertschätzte, der ihm Aufmerksamkeit schenkte und nicht nur auf sich konzentriert war. Hoseok flossen kalte Tränen über die Wangen, er machte sich aber keine Mühe, sie wegzuwischen. Im Endeffekt würde er so oder so nass werden. Eine Hand rutschte runter von dem verformten Metall, Hoseoks streckte sie raus und richtete sich gegen den Wind. Sein Blick huschte zu dem ruhigen Fluss unten, er schluckte laut hörbar und atmete tief durch. Seine Augen schlossen sich automatisch, als er von dem Geländer los ließ.

"Hoseok, warte!"

Doch es war zu spät, Hoseok befand sich im freien Fall.

ᎬNᎠᎬ

➖my  boyᴶᵁᴺᴳᴴᴼᴾᴱ/ᵀᴬᴱᴳᴵWo Geschichten leben. Entdecke jetzt