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Auf dem Weg nach Hause bekam ich Jungkooks Worte einfach nicht aus dem Kopf. Ich wusste es schon davor, dennoch verwirrte mich es. Wieso sollte er es nicht tun? Was für einen Grund hatte er, nicht auch mit anderen zu schlafen, so wie er es davor auch tat? "Kommst du?" fragte mich Taehyung, weshalb ich ein wenig abwesend nickte. Ich ließ mich von ihm mit in unser Haus ziehen und sofort fing er an dies zu bestaunen. "Wow, es ist echt schön hier" meinte er und sah sich ein wenig um. Ich führte ihn zu seinem Zimmer und müde ließ er sich auf das Bett dort fallen. "Wir sehen uns morgen TaeTae" sagte ich noch, kletterte über ihn und gab ihm einen sanften Kuss auf den Mund. So hatten wir es schon früher als Kinder gemacht. "Ich geh schlafen TaeTae" erklärte ich ihm, ehe ich mich auch wieder aufsetzte, ihm noch kurz zulächelte und dann in mein Zimmer verschwand. Auf dem Weg hatte ich noch Jungkook gesehen, welcher mich und Taehyung wohl wieder bespannt hatte. Ich öffnete die Tür zu meinem Zimmer und knallte sie auch schnell wieder zu.

Ich ging auf meinen Schreibtisch zu, setzte mich auf den Stuhl und kramte in einer Schublade nach dem Brief. Der einzige Brief, der mir von meiner Mutter blieb. Sie hatte mir und Taehyung, sowie unserem Vater einen geschrieben bevor sie sich umgebracht hat. Sofort rollte mir eine Träne die Wange herunter. Wie oft hatte ich diesen Brief jetzt schon gelesen? Bevor ich ihn aufklappte spürte ich Ocean wie sie an meinem Bein kratzte, weshalb ich sie zu mir hoch nahm und zwischen meine Beine legte.

Liebe Sook-myung,
Es tut mir leid, dass ich diesen Weg gegangen bin. Doch so leid es mir tut mein liebes, es ist besser für euch und auch für mich. Ich liebe deinen Vater wirklich sehr, dennoch hat er eine Tat begangen welche ich ihm nicht verzeihen kann.

Jedoch ist das nicht der Grund für diesen Brief. Dieser Brief ist nur für dich und soll dir noch einmal, ein letztes Mal, zeigen wie sehr ich dich liebe, meine kleine Sook-myung. Ich weiß, du bist in guten Händen bei deinem großen Bruder. Er wird dir die Welt zeigen und dir helfen sie zu verstehen. Ich weiß wie sehr du ihn liebst und es ist schön zu sehen, dass du ihn nicht nur als großen Bruder, sondern auch als dein bester Freund ansiehst. Jemandem, dem du alles an vertraust, so wie du es auch bei mir getan hast. Ich weiß, der Abschied wird für dich schwer sein, jedoch versprich mir bitte, nicht all zu lang traurig zu sein.

Ich liebe dich über alles meine kleine Tochter. Ich weiß, du bist nicht mehr klein, im Gegenteil du bist jetzt schon eine starke Erwachsene Frau und mit deinem Bruder an der rechten Hand unschlagbar. Aber für mich, Sooky, wirst du immer das kleine Kind von damals bleiben. Wie unbeschwert du warst und wie du immer unbedingt wolltest, dass ich dich in den Schlaf lese, weil du meintest du könntest sonst nicht schlafen. Wie du mich gerufen hast um dein Puppenhaus zu reparieren wenn Taehyung versehentlich etwas kaputt gemacht hatte, da er sich mit deinen Puppen nicht auskannte.

Aber Sook-myung, sei nicht sauer auf ihn. Er hat sich so entschieden und war sich den Konsequenzen sicher. Ich bin mir sicher, dass es ihm tief in seinem Herz genau so weh tut wie mir, aber sei glücklich für ihn. Sei glücklich, dass er glücklich ist. Ich hoffe, dass du ein schönes Leben haben wirst und ich werde von oben auf dich herab sehen. Ich werde nie weg sein Sook-myung. In deinem Herzen bin ich immer bei dir, vergiss das nicht.

In Liebe,
Deine Mutter

Leise schluchzte ich vor mich hin. Ich hatte Ocean wieder sanft auf die Seite gelegt und lag weinend und zusammen gekauert mit dem Brief in der Hand auf dem Boden. Warum musste mich auch immer jeder verlassen, den ich liebte? Warum wurde mir immer jeder genommen. Was hatte das Leben gegen mich? Wütend und traurig wälzte ich mich auf dem Boden, bis mich plötzlich jemand ergriff und zu sich zog. Jedoch war es nicht Taehyung, weshalb ich mich dagegen sträubte und versuchte mich von der Person los zu reißen.

"Shhh... Alles ist gut..." flüsterte Jungkook und zog mich etwas näher zu sich, schlang vorsichtig seine Arme um mich und drückte mich letztendlich fest an sein pochendes Herz. Ich schluchzte und versuchte noch eine Weile mich los zu reißen, bis ich die Nähe zu ihm zu ließ. Und ich mochte die Nähe zu ihm. Am liebsten würde ich ihm jeden Tag so nahe sein. Doch wenn er das wüsste, würde er mich nur fallen lassen. Ich hörte also auf mich zu wehren und presste mich schluchzend an ihn, drückte seine Arme näher an meinen Körper. "Jungkook..." hauchte ich und sofort drehte er mich zu sich um und sah mir tief in die Augen. Ich konnte einfach nicht mehr anderst. Dieser Moment war einfach so intensiv, dass ich sofort, sanft meine Lippen auf seine legte. Er war zuerst ein wenig verwirrt, doch erwiderte sofort. Ich ließ mich von ihm sanft in meinen Teppich drücken, was den Kuss ein wenig intensivierte.

Mein Blut wurde schnell durch meine Adern gepumpt sodass in mir eine Hitzewelle Aufstieg. Mein Herz lief marathon und ein wohliges Gefühl machte sich in mir breit. Ich wollte ihn gerade einfach nur ganz nah bei mir haben. So nah wie nur ging.

"Jungkook... Schlaf mit mir"

Loveless ✓ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt