Die Begegnung

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Er will mich töten. Das kann ich trotz meiner Panik und meiner momentanen Situation in seinen Augen sehen! Voller Angst robbe ich sitzend nach hinten und starre ihn an. Oberkörperfrei und in Flammen steht er da. Die Hitze spüre ich sogar aus dieser Entfernung! Sein Hut mit komischen Dingern auf der Krempe steht ebenfalls in Flammen und seine schwarzen Haare fliegen nur so umher. Die Sommersprossen auf seinem Gesicht KÖNNTEN ganz niedlich aussehen, wenn nicht der Aspekt wäre, dass ich jetzt wahrscheinlich gleich medium-rare bin in sachen garstufe! Okay. Wahrscheinlich eher stufe Holzkohle, aber hoffen darf man doch wohl noch! Panisch robbe ich weiter nach hinten und erschrecke, als plötzlich etwas an meinem Rücken ist! Schnell sehe ich mich um und entdecke einen großen Baumstamm, der meine Flucht nach hinten nun in weite ferne rücken lässt. Ich schlucke als ich Schritte von vorn höre und drehe langsam meinen Kopf zu dem Geräusch. Mein vorher noch so rasendes Herz stoppt, als ich den vor mir aufgebauten Kerl erblicke. Sein auftreten ist ja schon imposant und vor allem furchteinflößend! Seine Wutverzerrte Miene wird zu einem siegessicheren Lächeln und er stellt sich entspannt hin. Mit seiner rechten Hand schiebt er seinen Hut etwas nach oben und grinst mich an. Fast könnte man meinen, dass er mich laufen lassen würde. FAST! Denn als ich anstalten mache, noch einmal davon zu kriechen, zucken seine Beinmuskeln, als wolle er mir sofort den weg abschneiden! "Wie kannst du es wagen dich gegen Vater zu stellen? Und dann auch noch als Weib?" seine Stimme ist nicht mehr als ein geknurre und ich sehe ihn mit angsterfülltem Blick an. "D-Das ist m-mein Job du elender Pirat!" bringe ich heraus und befeuchte meine Lippen. Mist! Ich klinge, als ob ich die größte Lusche wäre! Nervös sehe ich mich aus den Augenwinkeln aus um, kann aber keinen Fluchtweg ausmachen! Meine Stimmung ändert sich von Angstvoll und Panisch zu genervt und vielleicht ein bischen Todesmutig. Oder selbstmordgefährdet! "Jetzt mach endlich! Verbrenn mich zu Asche!" spucke ich ihm entgegen und stehe langsam auf. Mit dem Leben habe ich zwar noch nicht ganz aufgegeben, aber trotzdem entspanne ich mich nun bei dem Gedanken, bald bei meiner Familie zu sein. Weg von dem Marineleben. Weg von den ständigen Kämpfen. Weg von dem einsamen leben, dass ich als Frau bei den Marinesoldaten führe. Der Pirat vor mir zögert einen Augenblick, bis er seinen Kopf schief legt und mich mustert. Plötzlich rührt sich der kleine teil, der DOCH noch nicht mit dem leben abgeschlossen hat und lässt mich einen klaren kopf bekommen. Mit dem Rücken stehe ich zu einem Baum. Rechts und links ist nur weiterer Wald zu erkennen. Ich senke meinen Kopf und gehe in die Knie. Mit meinem Händen stütze ich mich auf dem Boden ab. "Mach es endlich. Bring mich um und kehr wieder zurück! Lass meine Leiche hier liegen und hau ab!" Seine näherkommenden schritte verraten, dass er es wohl wirklich vor hat und ich merke, dass ich nicht will! Mit verzweiflung und einem fünkchen Hoffnung in meinem Herzen greife ich nach ein paar umher liegenden steinen und sehe dann nach oben. Sein Gesicht ist kalt und seine Feuerhand mit der offenen Handfläche auf mich gerichtet. Blitzschnell werfe ich ihm die steine entgegen, die vielleicht nicht mehr als ein paar Kiesel sind und rapple mich auf. Ohne zurück zu sehen renne ich blindlings nach vorn! Ich kann ein unterdrücktes Fluchen vernehmen, lasse es aber sein und springe über wurzeln, oder ducke mich unter Ästen und zweigen hindurch. Meine Uniform ist zerissen und ich kann auch schon einige Kratzer auf meiner Haut fühlen. Diesem brennen jedoch schenk ich keine beachtung. Stattdessen renne ich weiter. Panisch und voller Angst vor diesem Flammentypen! Hektisch sehe ich mich nach versteckmöglichkeiten um und haste immer weiter. Keuchend bleibe ich stehen und halte den Atem an. Ich höre auf die umgebung und warte auf verdächtige geräusche. Meine langen braunen Haare hängen mir in das Gesicht und kleben auch teils schwer vom schweiß an meinem Hinterkopf. Erschöpft stütze ich mich mit meinen Händen an meinen Oberschenkeln ab und gehe leicht in die Knie. Nach luft ringend schließe ich die Augen. Hat er die verfolgung nach so kurzer zeit schon aufgegeben? Etwas ungläubig richte ich mich auf und sehe mich um. Dabei drehe ich mich im Kreis und blicke in alle richtungen. Misstrauisch höre ich genau auf jedes geräusch. Jedes rascheln wird aufgenommen und analysiert. Passt es in die Geräuschkulisse eines Waldes oder geht da gerade ein Mann mit verdammten Flammen irgendwo entlang? Ist das Knacken eines zweiges verdächtig? Jap. Ist es verdächtig wenn man Schritte und leises Fluchen hört? VERDAMMTE SCHEIßE JA! Ich schrecke auf und sehe mich wieder in Panik um. Zu meinem Glück kann ich einen großen umgefallenen Baumstamm sehen und sprinte dorthin. Mit einem gewagten Satz springe ich dahinter und lege mich auf den Bauch. Dann drücke ich mich ganz nah an den morschen Stamm, der schon mit Moos und allerhand viechern bewohnt ist. Mein Herzschlag beruhigt sich und ich reguliere meine Atmung hinunter. Die Laufschritte sind schon ganz nah und bleiben plötzlich stehen! Und zwar nirgendwo anders als VOR dem Stamm! Mein gerade beruhigtes Herz fängt wieder an zu rasen und ich schlucke nervös. Ganz still bleibe ich liegen und bewege mich keinen Millimeter! "Wo ist dieses Weib nur?!" knurrt die Stimme des Flammentypen und er scheint sich im Kreis zu drehen. "Das mit den Steinen wird sie noch büßen!" murmelt er stocksauer und rennt weiter. Diesmal in meine richtung! Unbewusst halte ich den Atem an und drücke mich noch weiter in den schatten des Baumstammes. Doch er springt einfach darüber und rennt weiter, ohne sich umzusehen! Das Glück ist wohl echt mit den dummen! Ich warte noch eine weile. Selbst als er schon einige zeitlang im Wald verschwunden ist, verharre ich auf der stelle. Kein Muks kommt von mir und ich ignoriere den Fakt, dass ich gerade irgendwas auf mir krabbeln spüre! Nach gefühlten 2 Stunden, in wahrheit eher fünf bis zehn minuten, beginne ich mich wieder zu bewegen. Langsam rolle ich von dem Stamm weg und setze mich auf. Vorsichtig und immer noch auf die umgebung achtend, befreie ich mich von allem möglichen getier und Spinnweben. Dann stehe ich auf und strecke meine Beine. So langsam aber sicher kann ich auch andere Gedanken fassen ausser die Flucht und das Überleben. Mit einem letzten blick in die richtung, in die der komische Typ verschwunden ist, drehe ich mich in die richtung aus der ich gekommen bin und fange an zu laufen. "Ich glaube, dass ich der Marine kündigen sollte! Das sollte mir zumindest mein überleben sichern!" brumme ich und weiche erneut Ästen aus, die sich in meinem Weg befinden. Plötzlich fällt mir was auf und ich bleibe entsetzt stehen. Etwas ungläubig und mit leicht geöffnetem Mund drehe ich mich um. Warte... War das nicht... "Portgas D. Ace?! Aber... Wie kann ich dann noch leben...?!" Hat er mich verschont? Doch ich schüttle den Kopf und laufe wieder weiter. "Piraten verschonen niemanden! Ich bin vielleicht einfach zu schnell im Verstecken gewesen" brumme ich mit grimmiger Miene und lasse das Waldstück bald hinter mir.

Und was soll ich sagen? Vor zwei Jahren war ich wohl sehr Naiv und glaubte noch an das gute im Menschen. Glaubte daran, dass sie sich doch alle ändern könnten! Man müsse ihnen nur den richtigen Schubs geben! Tch! Wie blauäugig ich doch war. Damals, als ich vor Ace weggerannt und lebend entkommen bin! Als ich eine wichtige Lektion gelernt habe, die mir bis zu diesem Zeitpunkt einige male das leven gerettet hat. "Vertraue nur dir selbst und arbeite alleine! Dann weisst du wenigstens, WER den Mist gebaut hat!" Wieso ich diese Lektion gelernt habe? Weil ich damals eigentlich in einer Gruppe von mehr als 50 Leuten war! Und keiner hat mir geholfen, als ich verfolgt wurde. Keiner hat sich darum geschert, dass ich wieder gekommen bin. Der Fakt, dass ich lebendig bin, wurde nur mit einem Schulterzucken abgetan. Niemand fragte mich, ob es mir gut ginge. Was passiert wäre, oder wie ich denn entkommen konnte! Als ich dann von allen seiten beleidigt wurde, wie feige ich doch wäre zu fliehen, anstatt im Kampf zu sterben, hat es mir gereicht. Das war der Zeitpunkt als ich beschloss, alleine zu leben. Niemanden zu brauchen. Mich allen Menschen und gefühlen los zu sagen. Das war der Zeitpunkt, als der Teil in mir gestorben, den man als 'Schwach aber liebenswürdig' bezeichnen würde. Die alte Sera.

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