Ein neuer Freund?

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Mein Blick verdüstert sich sofort und ich sehe zu dem Fleisch, das ich nun wende, um es nicht halb roh zu essen! Also ist Ace hier. Ich kann aber nicht in das Dorf wenn er da ist! Er erkennt mich vielleicht nicht, aber ich ihn! Und nichts ist auffälliger als eine extrem nervöse Frau! Und wenn ich bedenke dass er mich töten wollte und ich ihm noch Steine in das Gesicht geschmissen habe...! Ich schlucke als ich an die Wut in seiner Stimme denke. Wie er brüllte dass mir das mit den Steinen noch leid tun wird. Dass ich ihm das büßen würde! "Weißt du was Sera? Wie wärs wenn wir essen und danach gleich los gehen? Mein Vater will dich unbedingt kennenlernen! Und meine Mutter auch!" unterbricht Kaleb meine sorgenvollen Gedanken und grinst mich mit seinem engelsgleichen Gesicht an. Ich zögere. Sehe ihn ein bischen nachdenklich an. "Ich hatte einige Probleme mit diesem Ace. Er mag mich nicht besonders und ich ihn auch nicht wirklich. Also weiß ich nicht ob es so gut ist, JETZT in das Dorf zu gehen!" gebe ich zu und der kleine legt den Kopf schief. "Dann müsst ihr miteinander reden! Das habe ich heute von meiner Mutter gelernt! Wenn zwei sich streiten, muss man sich wieder versöhnen!" Ich muss einfach anfangen zu lächeln. So viel Naivität in so einem kleinen Jungen! Doch dann schüttle ich den Kopf. "Das ist eher so etwas, bei dem einer von uns beiden, und das wäre wohl eher ich, nicht mehr lebend aus diesem Streit herauskommen. Und ich möchte gerne weiterleben! Allein deswegen," ich drehe mich zu dem blonden Kind und wuschle ihm kichernd durch seine Haare. "weil ich mich schließlich um die Tiere kümmern muss, die du mitbringst!" Etwas genervt streicht er sich seine zerzausten Haare glatt und grinst mich wieder an. "Stimmt! Ich hab da noch etwas für dich!" ruft er begeistert und springt auf. Bevor ich auch nur irgend etwas sagen kann, ist er schon im nächsten Gebüsch verschwunden und ich sehe ihm verwundert und amüsiert hinterher. Der kleine ist ja das reinste Energiebündel! Ich widme mich daher wieder dem Fleisch und drehe es wieder um seine eigene Achse.

Nach ein paar Minuten taucht Kaleb wieder auf. Das Hirschfleisch ist inzwischen schön durch und wartet nur darauf, gegessen zu werden! Der Duft hat mich zugegebenermaßen schon teilweise in versuchung gebracht, es einfach ohne den kleinen zu essen. Aber trotz meiner Isolation habe ich noch ein paar Manieren behalten. "Hier Sera!" ruft der blondhaarige kleine junge und übergibt mir ein kleines schwarzes Fellbündel. Winselnd windet es sich in meinen Armen und ich betrachte es neugierig. Eine kleine feuchte schnauze stupst immer wieder gegen meine Handinnenfläche und versucht dann, an einem meiner Finger zu saugen. "Den hat einer meiner Hunde gebracht! Er wollte ihn fressen und bevor er das gemacht hat, hab ich ihn ihm weggenommen!" stolz streckt der kleine seine Brust hinaus und lächelt siegessicher. Das kleine Wolfsjunge winselt weiter und ich drücke es automatisch näher an mich. Sofort hört es auf und ich lächle. "Danke dass du ihn gerettet hast! Ich werde sehen, was ich für ihn machen kann!" entgegne ich dem kleinen und halte das junge hoch. Schließlich bin ich neugierig, um welches Geschlecht es sich handelt! Als das gewinsele wieder anfängt, lass ich ihn wieder an meine Brust sinken und streichle beruhigend über das weiche und doch irgendwie stumpfe Fell. "Hier haben wir einen kleinen Kerl!" eröffne ich Kaleb die neuigkeit und er strahlt über das ganze Gesicht. "Ein richtiger Rüde!" ruft er und springt vor Freude auf und ab. Kichernd nicke ich und betrachte dann den Welpen. Er ist vielleicht vier Monate. Knapp an der Grenze, aber ich versuch es mal! Als würde der kleine Rüde meine Gedanken lesen, kuschelt er sich an mich und schmatzt ein wenig. Dann öffnet er seine Augen und sieht mich an. Überrascht sehe ich zurück. Zweifarbige Augen! Sein rechtes ist von einem stechenden blau, schon fast weißlich, während sein linkes schon fast in komplettes Schwarz übergeht und nur einen Hauch braun in sich trägt. Nun komplett entschlossen ihn auf zu päppeln, kraule ich ihm unter seinem Kopf. "Ist er nicht niedlich?" fragt Kaleb und ich nicke ein bischen verträumt. Plötzlich fällt mir etwas ein und ich gehe zum Fleisch. "Die hier sind schon fertig geworden, als du weg warst um den kleinen zu holen! Hier!" ich halte Kaleb eines der Stücke hin. Dieser nimmt es entgegen und beisst hinein. Anscheinend hat der Rüde ebenfalls großen hunger, den er winselt wieder und sieht mich an. Seine kleine Rute beginnt hin und her zu schlagen und er leckt mein Gesicht ab. Kichernd halte ich ihn von meinem Gesicht fern und wische mir die sabber von jenem. "Ist ja gut! Mal gucken ob du das schon verträgst!" sage ich und beisse ebenfalls vom Fleisch ab. "Ich bin gleich wieder da Kaleb! Warte hier draussen!" gebe ich ihm mit vollem Mund anweisungen und er nickt. Dann setzt er sich essenderweise neben die Feuerstelle und ich gehe in die Höhle. Dort kaue ich das Fleisch gut durch ud setze den Welpen auf den Boden. Dann spucke ich den Brei aus und schubse den kleinen zu dem haufen aus frisch zerkautem. Zuerst sieht er mich groß an und ich zucke mit den schultern. "Ich weiss dass es nicht appetitlich aussieht, aber ich bin nicht giftig und du hast Hunger!" Als ob er verstanden hätte schnuppert er daran und haut dann ordentlich rein. Schlabbernd sitzt er davor und ich setze mich neben ihn. Dann beisse ich noch ein stück von dem Fleisch ab, esse es aber selbst. Immer wieder sehe ich zu dem kleinen welpen, der sich glücklich über das Essen her macht. "Mal sehen, wie lange du brauchst um selbst jagen gehen zu können!" murmle ich und sehe wieder zum Höhleneingang. Der Sonne zum dank kann ich Kalebs schatten sehen und wie er sein Fleisch isst. Beide kleinen Kinder beobachtend, esse ich nebenher noch mein Fleisch. Als der Welpe fertig ist, läuft er zu mir und rollt sich auf meinem Schoß zusammen. Lächelnd hebe ich ihn hoch und drücke ihn an meine Brust. Dann stehe ich selbst auf und gehe wieder aus der Höhle zu Kaleb, der inzwischen alles aufgegessen hat. Sofort steht er auf und läuft auf mich zu. "Seraaaaa! Lass uns endlich gehen! Meine Eltern warten schon auf dich!" quengelt er und ich ziehe eine Augenbraue hoch. "Du hast das von anfang an geplant?" frage ich ein wenig ungläubig und lösche das Feuer. Dann räume ich den rest einhändig weg, da ich mit der anderen Hand den nun schlafenden Welpen halten muss! Meinen Bogen mit dem Köcher und den Pfeilen binde ich mir vorsichtig um und nehme auch meine Dolche mit. So ausgestattet folge ich mit einem unguten Gefühl dem kleinen blondhaarigen und SEHR aufgeregten Kaleb durch den Wald in das Dorf, in dem er aufgewachsen ist. Unterwegs ist der kleine Welpe wieder aufgewacht und windet sich so in meinem Griff, dass ich ihn runtergelassen habe. Wie ein kleines Küken folgt er mir nun und ich sehe immer wieder nach, ob er auch wirklich bei mir ist! Zeitgleich jedoch behalte ich auch Kaleb im Auge, der auf und abspringt, als habe er Angst, dass ihn der Boden verbrennen könnte! Nach einiger Zeit sehe ich schon die Spitzen der Häuser und sehe mich nun noch neugieriger um. "Wir sind gleich da! Dann lernst du endlich Mama und Papa kennen!" ruft Kaleb und sieht mich breit grinsend an. Ich nicke lächelnd und sehe mich immer wieder um. Ich hoffe, dass es nur bei der Begegnung mit seinen Eltern bleibt! Auf Ace oder einen seiner Piratenfreunde habe ich echt keine Lust!

AceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt