Die Nachricht

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Angespannt lauere ich im Gebüsch. Warte kniend auf den besten zeitpunkt, um den Hirsch zu erlegen. Mucksmäuschen still harre ich in dieser Position schon eine halbe stunde aus. Friedlich grast der vierbeinige Leckerbissen auf einer Lichtung und ahnt nichts. Immer wieder schlägt er mit dem kurzen schwänzchen und lässt seine Ohren hin und her zucken. Sein Haupt hebt und senkt er in regelmäßigen abständen. Ich zucke kurz mit den Mundwinkeln und schleiche ein paar schritte zurück. Kein Blatt des Busches regt sich und genau so lautlos hole ich meinen Bogen von meinem Rücken herunter. Das Tier nicht aus den Augen lassend, hole ich einen Pfeil und lege an. Tief atme ich durch und stehe dann blitzschnell auf. Alamiert hebt der Hirsch seinen Kopf in meine Richtung und will wegspringen! Doch bevor er auch nur einen Muskel bewegen kann, hat er einen Pfeil in seinem Herzen stecken. Ohne groß zu zielen habe ich auf ihn geschossen. Selbstsicher den Pfeil von der Sehne schnellen lassen. Während der Hirsch überrascht zusamenbricht und Tod auf dem Boden liegt, senke ich den Bogen und sehe das Tier an. Dann nicke ich zufrieden und hänge mir den Bogen wieder um. "Jeder Pfeil ein Treffer." murmle ich und gehe nun zu dem Kadaver. Das an der seite meiner rechten Hüfte hängende aufgerollte Seil nehme ich ab und entrolle es. Mit geübten Handgriffen knote ich die Zwei enden an das große Geweih des Hirsches und werfe mir das Seil um die Brust. Mit einiges an Kraftaufwand ziehe ich das tote Tier hinter mir her. Ich muss mich echt anstrengen, um es zu bewegen und schaffe es schließlich, den Hirsch zu meiner Höhle zu schleifen. Die Jahre allein und in der wildnis haben mich verändert. Meine Haare halte ich kurz, sodass sie mir höchstens bis zur Schulter gehen. Mein Gesicht ist rauer geworden. Mein Körper ist drahtiger und sehniger. Jedoch auch mit Muskeln ausgestattet! Auf meiner Haut finden sich zahlreiche Narben. Es sind die Zeichen dafür, dass ich noch einiges lernen musste, um hier gut leben zu können. Meine Sinne haben sich geschärft und ich habe meine eigene Art zu Kämpfen entwickelt. Am liebsten schieße ich aus der Ferne, kann aber auch im Nahkampf mit dem Bogen umgehen. Sollte dieser jedoch versagen, so habe ich meine beiden Dolche. Der Bogen besteht aus Eschenholz. Dieses ist biegsam und flexibel zugleich! Die Sehne besteht aus gedrehten Pflanzenfasern, sodass ich von anfang an einen Bogen hatte ohne gedärme her zu nehmen. Meine Pfeile habe ich ebenfalls aus Eschenholz geschnitzt. Am anfang waren es noch steinspitzen. Doch durch meine erste Jagdbeute hatte ich knochen, weshalb daraus nun meine Pfeilspitzen bestehen. Meine Dolche sind ebenfalls aus Knochen. Das Heft habe ich mit Leder umwickelt, sodass ich mich nicht schneide. Natürlich wäre Stahl besser, jedoch könnte ich mir sowas nicht leisten und große Lust in das nächste Dorf zu gehen, habe ich auch nicht! Mit einem letzten Ruck ziehe ich den Hirsch vor die Höhle in der ich wohne und lasse dass Seil fallen. Ich routiere mit meinen schultergelenken und seufze, als diese mal wieder knacken. "Wird zeit dass ich noch ein wenig trainiere..." murmle ich und nehme dann eines Messer von meiner Hüfte. Elegant wirble ich es ein wenig in meiner Hand und fange dann an, den Kadaver zuzubereiten.

Das entfernen der Organe geht relativ schnell. Herz, Leber und Niere jedoch hebe ich auf. Das sind relativ wohlschmeckende Teile des Körpers! Den rest bringe ich so schnell wie möglich von meiner Ausweidungsstelle weg, damit sich die Wölfe darüber her machen können. Ich habe hier einige gesehen und nachts heulen gehört. Also sollte dies kein Problem sein! Zurück bei meinem Hirschen fange ich nun an, ihn zu häuten. Dieser vorgang nimmt ungefähr eine halbe stunde in anspruch. Danach habe ich einen nackten Hirschen und ein Fell, dass ich für Kleidung oder mein Bett hernehmen kann. Die Haut hänge ich an einem eigens dafür gebastelten Vorrichtung auf. Das Fleich schneide ich in passende streifen und hänge diese ebenfalls zum Teil auf, um Trockenfleisch zu bekommen. Dieses kann ich lagern und entweder für schlechte zeiten aufheben, oder für den Winter sparen. Die Knochen säubere ich und lege sie auf einen Haufen. Einen Teil werde ich zu neuen Spitzen verarbeiten müssen, da meine eigentlichen immer abbrechen, sobald sie in einem Tier verschwunden sind! Das ist echt nervig! Entweder finde ich die spitze dann im Fleisch, oder beisse später beim essen darauf, was jetzt auch nicht SO angenehm ist! Plötzlich höre ich ein Räuspern und halte in meiner Arbeit inne. Dann drehe ich mich um und fange an zu lächeln. Vor mir steht ein kleiner Junge. "Hallo Kaleb! Wie geht es dir heute?" frage ich und entspanne mich wieder. Kaleb ist der sohn einer der Händler im nächsten Dorf. Er hat sich einmal verirrt und ich habe ihn beinahe erschossen, da er wie ein Tier durch das gebüsch gekrabbelt ist! Glücklicherweise hat er damals vor angst gewimmert und deshalb habe ich auch nicht geschossen! Seit dem kommt er regelmäßig zu mir. Meistens bringt er mir Tiere mit, die ich wieder gesund pflege! Diese nehme ich dankend entgegen und kümmere mich um sie bis sie groß genug sind, um allein zu überleben. Wenn ich jedoch keine Chance für sie sehe, da sie entweder zu alt, zu jung oder viel zu stark verletzt sind, töte ich sie wenn Kaleb wieder gegangen ist. Heute strahlt mich der kleine blondhaarige Junge breit an und ich kann seine Zahnlücke vorne bei den Schneidezähnen erkennen! Seine leichten Sommersprossen zieren sein gesamtes Gesicht und die blauen Augen sehen mich fröhlich an. "Mir geht's gut! Danke! Wie geht es dir? Du hast wieder gejagt stimmt's?" meint er und sieht an mir vorbei zu dem Knochenhaufen. Ich lächle und nicke. "Hab ich! Alles ganz frisch! Hast du hunger? Ich kann uns frisches Fleisch braten und du erzählst mir während dem warten, was alles so im Dorf vor sich geht ja?" Der kleine nickt eifrig und setzt sich schon einmal an die Feuerstelle. Ich hole ein paar gute streifen Fleisch, spieße diese auf und gehe zu Kaleb. "Hier! Halt das mal! Ich mache mal das Feuer an!" da ich nichts modernes Besitze, mache ich es auf die altmodische art und weise. Und zwar mit Feuersteinen. Als ich ein wenig leicht entzündliches Moos aufeinander getürmt habe und gerade  mit den Steinen anfangen wollte, tippt mir der kleine auf die Schultern und schüttelt den Kopf. Dann kramt er in seiner Hosentasche und hält mir ein Feuerzeug hin. "Hier! Das kannst du auch behalten! Ausserdem meinte mein Vater, dass du mal zu ihm kommen solltest! Du hast mich damals heimgebracht und er konnte sich noch nicht revanchieren! Dass will er unbedingt!" Etwas verblüfft nehme ich das Feuerzeug an mich und sehe Kaleb an. "Aber das ist doch kein Problem! Das macht man nun mal so und da soll sich dein Vater mal wieder beruhigen. So etwas ist selbstverständlich!" winke ich ab und zünde mit dem Feuerzeug das Moos an, auf dem ich sofort Holz stapele. Nur weil ich keines der modernen Sachen besitz muss dass nicht heißen, dass ich sie nicht beherrsche! "Aber Sera! Er wird nicht locker lassen, bis du auftauchst! Er ist einfach so dankbar, dass du mich zurück gebracht hast! Und ich übrigens auch!" ruft er fröhlich und ich muss sofort anfangen zu lächeln. Ohje... Der kleine ist ja ziemlich aufgedreht! Ich seufze laut und nicke dann. Ergebe mich der quengelei des kleinen schlussendlich. "Na gut. Aber wann denn überhaupt?" frage ich, nehme Kaleb den Spieß mit dem Fleisch ab und lege es über das Feuer. Dann setze ich mich neben ihn und beobachte das rohe fleisch, wie es über dem Feuer hängt. Wie der saft und das Blut langsam heraus rinnen und diese dann mit einem Zischen in den Flammen verdampfen. Der Rauch, der dadurch aufsteigt, schleicht sich in unsere Nasen und duftet herrlich! Dann drehe ich mich zu dem kleinen jungen, der ebenfalls gebannt in das Feuer starrt. "Also! Was gibt es denn neues in der Stadt!" Kaleb dreht sich lächelnd zu mir und beginnt zu erzählen. "Also seit neuestem sind die Whitebeardpiraten bei uns! Und der Käpt'n ist totaaal riesig!" Er macht eine bewegung, die die gegend mit einschließt. "Er könnte das hier locker mit einem Fußtritt zerstören!" macht er weiter und ich nicke, wenig begeistert. Ich bin nie wirklich der Fan von Piraten gewesen! Vor allem nicht, seit dem einige von ihnen mal eben meine Familie im schlaf ausgemerzt haben! Überlebt habe ich nur, weil ich sturer weise draussen geschlafen habe, da es meine große Trotzphase war und es eigentlich nichts zu befürchten gab, was mich ausserhalb des Hauses groß in Gefahr bringen könnte. Dass sich das jedoch so zutragen hätte können, hätte ich mich nicht in meinen kühnsten Träumen ausmalen können! Das war der anfang für den Hass auf die Piraten. Da war es nur logisch, dass ich in die Marine eingetreten bin! "Und es gibt einen Mann, der in Flammen steht! Das sieht soooo cool aus!" unterbricht Kaleb meine Erinnerungen harsch und ich blinzle kurz. Dann fällt mir auf was er gesagt hat und ich stutze. "Ein Mann der in Flammen steht?!" Erinnerungen von vor zwei Jahren tauchen auf. Wie ich von Ace gejagt werde. Wie ich mich versteckt habe und wie ich zu dem Schluss gekommen bin, dass ich aus der Marine austreten will! Stirnrunzelnd sehe ich den kleinen an. "Der Mann heißt nicht zufällig Ace oder?" Doch zu meinem entsetzen nickt der kleine eifrig mit seinem Blonden wuschelkopf!

AceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt