Darla und Firel

1.3K 70 7
                                    

Der Weg in das Dorf gestaltet sich noch ein wenig schwieriger als geplant. Nicht nur, dass immer wieder Büsche kommen, bei denen ich den kleinen Welpen vorsichtig auf dem Arm halten muss, sondern auch eine kleine Felsspalte, über die ich mit dem winselnden Felsbündel springen muss! Das ist übrigends schwieriger als es sich anhört!

Als wir ENDLICH vor dem Dorf stehen, atme ich erleichtert auf und lasse den kleinen Rüden wieder auf den Boden hinunter. Gehorsam und neugierig in der gegen herum schauend, läuft er hinter mir her. Ich wiederum folge Kaleb, der sicher in eine bestimmte richtung geht. Unsicher fühle ich mich ja schon. Seit zwei Jahren habe ich nur vereinzelt Menschen gesehen. Und jetzt so viele auf einmal! Ich bin leicht überfirdert und ich werde von allen seiten komisch angesehen. Nun gut. Ich trage auch Kleidung aus Fell und sehe aus wie ein Steinzeitmensch! Mein Oberteil geht mir gerade mal über die Brüste und die kurze Hose geht bis zur mitte meiner Oberschenkel. Beides besteht aus Hirschfell und ist Amateurmäßig zusammengenäht. Aber es hält! Mit dem Bogen und den Knochendolchen sehe ich auch nicht gerade vertrauenswürdig aus. Und meine größte Narbe ist auch nicht gerade zu meinem Vorteil! Drei Krallennarben reichen mir von der rechten Augenbraue bis hinunter zu meiner Wamge, wo sie auf höhe meiner Nasenspitze aufhören. Ich habe dadurch gelernt, Pumas wegzubleiben, wenn sie kätzchen haben! Das weibchen war damals nicht sehr erfreut, als ich in die nähe ihres Nachwuchses gekommen bin. Wieso ich blöde Nuss nicht auf das auffällige geknurre und gefauche gehört habe, ist mir bis heute schleierhaft! Auf jeden fall gab es einen Kampf, bei dem ich gerade noch so entkommen bin und mir die dinger verpasst wurden. Es hat eine Woche gedauert, bis ich wieder normal sehen und jagen konnte! "Wir sind gleich da!" ruft Kaleb plötzlich und reisst mich somit aus meinen Gedanken. Ich folge seinem ausgestreckten Arm mit meinem Blick und entdecke ein Haus, mit einem Geschäft im unteren Teil. Es ist ein allgemeines Geschäft für einfach alles. Kleidung, Lebensmittel und kleinere Waffen werden hier im Schaufenster angeboten und ich mustere die Auslade, als wir nah genug gekommen sind! Doch als ich die Preisschilder drann sehe, zügle ich meine begeisterung. "Das ist alles ziemlich teuer..." murmle ich und sehe wieder zu Kaleb, der mich beibachtet hat und nun breit grinst. Dann geht er hinein und eine kleine Glocke ertönt, als er die Türe öffnet. Der Geruch von etwas künstlichem steigt mich in die Nase, trotzdem folge ich ihm hinein. Ich halte die Tür noch ein wenig auf, dass der kleine Welpe hinter mir rein kann. Dieser besieht sich den Raum und stolpert hinter mir her in das Gebäude. Neugierig tapst er herum und ich behalte ihm im Auge. Währenddessen sehe ich moch etwas um. Links und rechts an der Wand sind regale mit den verschiedensten Waren bestückt. In der mitte des Raumes stehen ebenfalls noch Regale und auslagen. "Mama! Papa! Das ist Sera!" ruft Kaleb und ich richte einen teil meiner Aufmerksamkeit auf das nun vor mir geschehende. Aus dem hinteren Teil des Ladens kommen zwei etwa gleich große gestalten in den Verkaufsraum. Der Mann ist etwas älter und seine dunkelbraunen Haare fangen schon an zu ergrauen. Kleine Fältchen sind in seinem rauen Gesicht zu erkennen, dass sicherlich schon vieles gesehen hat! Er trägt ein blaues Hemd und darüber eine braune Weste. Seine ebenfalls braune Hose endet knapp über seinen beigen Sandalen. Die Frau hat ein Engelsgleiches Auftreten! Blonde locken gehen ihr bis zu den Ellenbogen und umranden ein hübsches Gesicht, auf dem keine Alterserscheinung zu erkennen ist! Die strahlend blauen Augen sehen mich freundlich an und auf ihrer Nase sieht man leichte sommersprossen. Ihr grünes Kleid mit der weißen schürze steht ihr hervorragend und die ebenfalls weißen Sandalen runden das Bild ab. Der Vater von Kaleb fängt an zu lächeln und hält mir seine Hand hin. "Freut mich, dich endlich persönlich kennen zu lernen! Kaleb hat uns schon so viel über dich erzählt!" begrüßt er mich und ich nehme seine Hand. Mit einem kräftigen Händeschütteln begrüße ich ihn ebenfalls und nicke lächelnd. "Auch schön, endlich mal die eltern des kleinen Energiebündels kennen zu lernen!" entgegne ich und er lacht. "Ja das ist er! Keine ruhige Minute hat man mit ihm! Ausser er ist bei dir!" meint er und ich nicke. Dann strecke ich meine Hand zu seiner Mutter aus. Doch diese sieht mich an und schüttelt den Kopf. Verwirrt lege ich leicht den Kopf schief. Bevor ich etwas sagen kann, umarmt sie mich fest und drückt mir erst einmal gehörig die Luft ab! "Vielen vielen dank, dass du meinen kleinen Jungen gerettet hast! Es gibt nichts, dass man dir geben könnte, um das aus zu gleichen!" sagt sie und mein Gesicht wechselt von verdutzt zu entspannt lächelnd. Dann streiche ich ihr über den Rücken und sehe sie an. Beide sind ungefähr gleich groß wie ich. "Das ist doch selbstverständlich! Ich bin vielleicht eine kleine... Absonderheit hier, aber trotzdem helfe ich so gut es geht!" nickend entfernt sich die Mutter wieder von mir und lächelt mich weiter an. "Du kannst mich ruhig Darla nennen! Und mein Mann heißt Firel!" sagt sie nun und ich nicke ihr und ihrem Mann zu. Plötzlich winselt der kleine Welpe neben meinem Fuß und ich knie mich zu ihm herunter. Sofort stellt er sich auf die Hinterbeine und streckt mir seine Pfoten entgegen! "Ach... Du willst hoch?" frage ich amüsiert und wie zur bestätigung kläfft er einmal. Kichernd nehme ich ihn hoch und lächle, als er mein Gesicht abschleckt. "Ist dass der kleine, den Kaleb gefunden hat?" fragt Darla und ich nicke. "Kaleb bringt mir öfters Tiere, die ich aufpäppele und dann wieder frei lasse. Und der kleine Rüde hier ist mein nächstes Projekt!" entgegne ich und das schwarze Fellbündel geht auf meine schulter. Rechts lässt er seinen Kopf an meinen gekuschelt und links hängen seine hinterpfoten hinab. Dann gähnt er müde und schließt seine Augen. Verzückt beobachtet die blonde Darla den kleinen und streckt ihre Hand nach dem kleinen Köpfchen aus. Doch bevor sie das Fell berühren kann, öffnet er seine Augen und knurrt sie an! Überrascht zuckt Darla zurück und ich sage aus reflex "Aus!" sofort wird der kleine still und legt seinen Kopf auf meine schulter zurück. Die Ohren neugierig auf die anwesenden Personen gerichtet und beobachtend. "Tut mir leid Darla! Das werde ich ihm noch abgewöhnen!" entschuldige ich mich, doch sie winkt kichernd ab. "Das ist kein Problem! Du hast ihn erst seit heute und musst ihm noch einiges beibringen! Aber dass er dich gleich so beschützen will ist niedlich! Ich glaube das mit dem freilassen wird nichts mehr!" meint sie und ich sehe sie verwirrt an. "Wie meinst du das? Er muss wieder in die wildnis!" Doch sie schüttelt den Kopf. "Der kleine hat einen Narren an die gefressen!" Ich sehe zu dem kleinen, der mich nun ansieht und mir über die Wange leckt. Lächelnd sehe ich zurück zu Darla und nicke. "Ich fürchte, dass er sich auch jetzt schon in mein Herz geschlichen hat!" Die frage ist nur, wie ich den kleinen nenne...!

AceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt