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Harry rief irgendwann nach mir und ich übergab Ben an seine Mutter. In der letzten halben Stunde hatte ich nicht mehr viel auf Harry geachtet, ich hatte versucht mich abzulenken und mit Anne über alle Mögliche geredet. Sie war wirklich nett und herzlich und schien ihre Kinder alle so sehr zu lieben, dass ihr die ganze Anstrengung nicht mal anzumerken war. Gerade hatten wir uns übers Backen unterhalten, da ich ein ziemlicher Backfreak war. Noch etwas was abgesehen von den Disneyfilmen möglichst wenig Menschen erfahren sollten. Irgendwie war mir meine Backsucht nämlich peinlich. Obwohl ich nicht wusste warum. Lindsay und ich hatten Stunden in der Küche verbracht, ich hatte gebacken, sie hatte ab und an etwas in den Teig geworfen was alles ruiniert hatte, ich hatte versucht es zu retten und am Ende saßen wir mit einem halbwegs geretteten Gebäck in der Küche und hatten geredet. Das hatte so unglaublich viel Spaß gemacht, ich vermisste sie so krass.

"Caleb!" Das war wieder Harrys Stimme und er klang langsam echt verzweifelt. Was war denn los? Ich sah mich nach ihm um und musste um eine Ecke des Gebäudes herumlaufen um ihn zu entdecken. Er war an einen Baum gefesselt. Mit einem ewig langen rosafarbenen Springseil, die Griffe stellten Einhörner dar. Die Zwillinge befestigten gerade ein weiteres Seil um ihn und Caro sah lachend zu. Feli stand neben Harry und hielt seine Hand, grinste aber spitzbübisch, als wäre alles ihre Idee gewesen. Als Harry mich entdeckte lächelte er hilflos und flehend.

"Was macht ihr denn da?", fragte ich amüsiert und grinste.

"Wir fesseln Harry", antwortete Caro ganz sachlich. Hinter ihrer Brille blitzten ihre braunen Augen auf.
"Das seh ich." Ich schmunzelte.

"Wieso fragst du dann?"

"Ich hab falsch gefragt. Warum fesselt ihr Harry?"
Während Caro mit den Schultern zuckte, drehte sich Jo zu mir um, dass ihre blonden Haare flogen. "Weil es lustig ist", antwortete sie und grinste mich an. Ich sah zu Harry. Er sah mich halb grinsend halb verzweifelt an und biss sich auf die Unterlippe. Es sah heiß aus. Ich wollte auf diese Unterlippe beißen. Verflucht, Caleb was denkst du denn da?

Ich musste dringend aufhören ihn die ganze Zeit heiß zu finden.

"Verdammt Caleb hilf mir!", sagte er schließlich, aber in einem netten Tonfall. Nicht so wie er sonst war. Unter diesen Kindern schien es ihm wirklich gut zu gehen. Er genoss es.

"Sorry." Ich zuckte leicht mit den Schultern und hob die Hände. "Sie sind zu viert und ich alleine. Wie soll ich das schaffen?" Herausfordernd grinste ich ihn an.

„Verarsch mich nicht!" Harry musste sein Grinsen unterdrücken und zwang sich mich ernst anzusehen.
„Aber er hat Recht Harry", sagte Feli und verschränkte ihre kurzen Arme vor ihrem Körper. „Er hat keine Chance gegen uns." Ich grinste. Ich möchte die kleine Fee. Sie war echt tough. Ich zuckte erneut grinsend mit den Schultern und deutete zustimmend auf Feli. Harry schüttelte nur seinen Kopf und schnaubte. Aber er war nicht verärgert. Auf seine Fee konnte er gar nicht böse sein und ich hoffte das würde auf mich abfärben.

„Komm Caleb jetzt hilf mir", versuchte er es nochmal und sah mich flehend an. Flehend gefiel er mir. Ich ging vor Feli in die Knie. „Sag mal, habt ihr noch ein Seil?", fragte ich und ließ meinen Blick auf Harry liegen. Feli nickte sofort und rannte los.

Harrys Blick wechselte zu Erstaunen und dann zu Fassungslosigkeit. „Ernsthaft?", fragte er mich. Ich grinste nur und hielt Feli meinen erhobenen Daumen zu, als sie mit einem kurzen Springseil wiederkam. Ich nahm es, ging auf Harry zu, nahm beide Hände, mit denen er sich bis jetzt noch locker hätte befreien können, zog sie nach hinten und band sie fest an den Baum. Jetzt hätte er tatsächlich keine Chance mehr. Dann stellte ich mich provozierend vor ihn und legte einen Arm um Jo und einen um Andrew, die sich neben mich gestellt hatten.
„Kinder? Es gibt Kuchen! Alle herkommen!" Das Stichwort Kuchen brauchte keiner zweimal zu sagen, vorhin hatten wir den Kuchen nämlich noch nicht gegessen. Harry war vergessen, alle rannten ums Haus zu ihrer Mutter.

„Und jetzt?", fragte ich und sah ihn grinsend an. „Soll ich dich einfach hier stehen lassen und Kuchen essen gehen?"

„Wehe", drohte Harry.

„Na was soll ich denn dann mit dir machen?", fragte ich herausfordernd und ging ein paar Schritte näher ran.

„Mich losmachen?" Er formulierte es eher als Frage und wurde langsam unsicher, das war extrem süß.
„Das glaube ich nicht.", sagte ich leise und trat noch einen Schritt näher, ich stand jetzt ziemlich nah vor ihm. Etwas in seinem Blick veränderte sich. Das Grinsen verschwand, er sah mich ernst an. Himmel, diese Augen würden mich nochmal ins Grab bringen. Sie strahlten intensiv grün und er sah mich einfach an. Nicht so verschlossen, nicht abweisend. Aber auch nicht amüsiert oder grinsend sondern einfach...echt. Ich schluckte. Fuck.

„Caleb?", flüsterte er. Seine Stimme war so tief und rau, dass ich fast eine Gänsehaut bekam.

„Ja?" Aber er antwortete nicht. Er sah mich nur an. Das hielt ich bald nicht mehr aus und deshalb sprach ich ihn an.

„Harry, beantwortest du mir eine Frage?"

„Eine einzige?", fragte er zurück. Ich nickte.

„Okay."

„Aber sei ehrlich."

„Ist gut."

„Also äh..." Ich schluckte nochmal. „Du...wieso bist du so?", fragte ich schließlich.

„Wie bin ich denn?", fragte er mich. Ich wandte den Blick ab, ich hielt seine Augen einfach nicht aus.
„Naja...in manchen Momenten bist du der perfekte Bruder und wirklich ein toller Mensch und nett und dann, in der Schule vor allem, da bist du so...so verdammt anders. Unfreundlich, null an mir interessiert und einfach so ein...so ein Arschloch. Das ist echt...ich verstehe es einfach nicht! Wenn du mit unseren Eltern redest bist du so...so...anders so unbefangen und nicht so...verschlossen und asozial. Und auch hier mit den Kindern und so bist du so...glücklich! Und sonst...wieso hasst du mich so? Warum bist du so?"

Harry sah mich nur an, seine Kiefermuskeln spannten sich an und er wandte seinen Blick ab.

„Ich...wieso willst du das wissen?"

„Antworte doch einfach. Warum?"

„Naja ich...ich hab meine Gründe!"

„Aber wieso musst du dann so asozial zu mir sein? Das ist...Mann das fühlt sich scheiße an, wenn ich denke du findest mich okay und dann bist du wieder so...so!"

„Ich weiß nicht." Er sah weg.

„Du weißt nicht woran es liegt? Ich glaube schon du weißt es! Aber ich tue das nicht. Woran liegt es Harry? Liegt es an mir? Ist es ne-„

„Ja! Ja verdammt es liegt an dir!" Ich wusste nicht, ob er das ernst meinte oder ob er es nur gesagt hatte um meinen Redefluss zu unterbrechen. Aber ich sagte nichts mehr und sah ihn nur an. Wieso hatte ich damit überhaupt angefangen? War doch klar, dass das eine kack Idee war. Wieso könnte ich mich auch nicht beherrschen? So eine Scheiße! Und jetzt sollte ich auch noch Schuld daran sein, dass er mich so behandelte? Ich hatte genug. Ich trat zurück und setzte gerade zu einer Antwort an, da rief meine Mum nach mir. Ich drehte mich um, ließ Harry stehen und lief an meiner Mum vorbei, die gerade ums Haus kam. Ich hörte Harry noch rufen, aber ich wollte nicht mehr mit ihm reden. Ich wollte es mir aber auch bei den Kindern nichts kaputt machen, also rief ich allen schnell eine Ausrede zu (Notfall, muss weg, komme bald wieder...) und verschwand. Ich wollte nicht mehr. Harry machte mich noch fertig!

FROHES NEUES JAHR AN ALLE. 💥✨🎁🎉🎊
2019. Krass.
Ich hab immer noch das Gefühl 2015 war so...gestern und auch 2013 fühlt sich nicht lange her an und in ein paar Stunden haben wir einfach schon 2019. wow.

Also ein wunderschönes Silvester euch allen und ein tolles, erfüllendes neues Jahr.

Xx luna

Ps. Bis nächstes Jahr (ja ich weiß, der Witz ist schlecht und alt, aber ich bin berühmt für schlechte Witze hahaha)

❤️

driving me fuckin' crazy.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt