„Und jetzt noch einmal ein paar organisatorische Dinge zur Parisfahrt", endete mein Französischlehrer seinen Monolog und ich fiel aus meiner Starre. Parisfahrt? Hatte ich was verpasst?
„...wir treffen uns am Montag um 7:30 vorm Flughafen und vergesst nicht eure Reisepässe mitzubringen. Wirklich Leute, das ist WICHTIG!"
Äääh was? Verwirrt sah ich zu meiner Sitznachbarin Paula. „Parisfahrt?", fragte ich sie und sie begann leise zu lachen. „Das meinst du jetzt nicht ernst, Caleb, oder?"
Ich musste wohl ziemlich planlos aussehen, denn sie schüttelte nur kurz ungläubig ihren Kopf und grinste dann. „Wir fliegen in zwei Wochen für eine Woche nach Paris. Als Kurs. Als Kursfahrt. Wie jetzt, du wusstest das nicht? Das ist doch alles worüber wir im Unterricht gerade sprechen. Wo bist du denn immer mit deinen Gedanken?"
Ja, wo war ich mit meinen Gedanken? Ich hätte echt nicht gedacht, dass das Harrys-Hinterkopf-Anstarren solche Ausmaße angenommen hatte. Seit dem Wochenende fühlte ich mich ihm irgendwie näher. Er hatte sich mir (und meiner Mum) anvertraut. Und seine Schwester war absolut cool, genauso wie ihr Freund. Allerdings war er auch wieder abweisend gewesen.
Ich hatte ihn irgendwas gefragt und er war zickig geworden. Diana war dabei gewesen und als Harry dann weg gegangen war hatte sie mir erzählt, dass sowas sonst nie vorkam. Sie selbst fand es übertrieben seltsam und sie hat gesagt, sie redete mal mit ihm darüber. Allerdings waren wir nicht mehr dazu gekommen uns darüber zu unterhalten, John und sie mussten wieder weg, irgendeinen Flug kriegen. Soweit ich das mitbekommen hatte machten die zwei jetzt Urlaub.
„Aber...der Einzige, der noch nicht das Geld überwiesen hat und so ist das Till. Das heißt du müsstest das ja alles geregelt haben oder?"
„Ääh", sagte ich etwas dümmlich.
„Caleb, Paula, zuhören, das ist wichtig!", ermahnte uns in diesem Moment unser Lehrer und Paula wandte sich wieder nach vorne.
Später in der Pause setzte ich mich zu den anderen an den Tisch und küsste Leyla zur Begrüßung auf die Wange. Ich merkte es fast gar nicht mehr, es war schon so zur Gewohnheit geworden.
„Also. Stellt sich heraus, ich fliege in zwei Wochen nach Paris und ich wusste es nicht." Ich sah in die Runde. Alle sahen mich leicht verwirrt an.
„Äh. C da haben wir doch sogar schon drüber gesprochen. Dass keiner außer Jax in deinem Französischkurs ist und so. Wir für eine Woche ‚auseinander gerissen' sind, als Clique."
Ich runzelte die Stirn. „Wirklich?"
„Ja." Alisha nickte zustimmend. Sie lächelte leicht, aber sie wirkte betrübt. Jax saß nicht mehr mit uns am Tisch seit der Sache mit ihr und seinem Bruder. Er hing noch mit uns ab, er war Teil der Clique und so weiter, aber er mied es Alisha zu sehen. Das nahm sie nicht so besonders gut auf. Man sah ihr an wie schwer es ihr fiel über ihn zu reden oder ihn zu sehen, aber von ihm ignoriert zu werden. Und Ric versuchte auch sich nichts anmerken zu lassen, aber...es war ziemlich offensichtlich, wie schlecht es ihm ging wenn Alisha Jax mit diesem Blick ansah. Ich wusste nicht, ob das den anderen auch auffiel, aber ich konnte ihn lesen wie ein Buch.
„Ich bin irgendwie...komplett abgelenkt in letzter Zeit.", murmelte ich und blickte zu Alec, der einfach nur grinste, den Kopf schüttelte und sich wieder seinem Essen widmete.
„Wie kann man sowas wie eine Klassenfahrt nicht mitkriegen? Ich meine, du bist doch da im Unterricht oder nicht?"
„Ja schon." Ich zuckte mit den Schultern. „Aber irgendwie hab ich das wohl...keine Ahnung. Ausgeblendet."
Später zu Hause ging ich ohne weitere Umschweife zu meiner Mum ins Wohnzimmer. Ich hatte Glück und fand sie da auch, sonst hätte ich das ganze Haus durchkämmen müssen.
„Wusstest du von der Parisfahrt? Hast du schon dafür bezahlt und so?"
„Hallo erstmal", sagte sie als sie von ihrem Buch aufblickte.
„Hey Mum." Ich ließ mich neben sie aufs Sofa sinken und sie zog mich in ihren Arm.
„Meinst du die Kursfahrt in zwei Wochen? Ja klar, ich hab eine Mail bekommen und alles Nötige überwiesen und geklärt. Ich hatte mich schon gewundert, dass du mir davon nichts erzählt hast, aber vergessen nachzufragen." Sie strich mir durch die Haare und lächelte. „Wie kommst du drauf, Schatz?"
„Ähm naja. Ich hatte absolut keine Ahnung davon. Ich hab es heute erst mitgekriegt und ich...bin...naja. Leicht überrascht."
Meine Mutter lachte und sah mich erstaunt an. „Du wusstest nichts von deiner Kursfahrt? Wie kann man denn sowas nicht mitkriegen?"
„Keine Ahnung", murmelte ich und kuschelte mich an sie.
Eine Weile sagten wir nichts.
„Wie gehts dir Mum?", fragte ich dann und nahm ihre Hand, die nicht mehr durch meine Haare fuhr.
Meine Mutter lächelte mich an. „Mir geht es unglaublich gut, Caleb. Wirklich. John ist...er macht mich so glücklich." Ihr Gesicht nahm einen schwärmerischen Ausdruck an und ich musste auch lächeln.
„Das sieht man. Du glaubst nicht wie sehr mich das freut."
„Oh doch, Honey. Ich weiß, dass es dir nur gut geht wenn es mir gut geht. Und andersrum ist es ja genauso. Glaubst du ich hab es nicht mitgekriegt wie schlecht du geschlafen hast, wenn ich nachts geweint habe? Ein Sohn sollte seine Mutter nicht ständig trösten sollen, es sollte anders herum sein. Es tut mir wirklich Leid wie es manchmal war." Ihre Stimme hatte einen traurigen, reuevollen Ton angenommen. Sie hatte immer versucht es vor mir zu verstecken. Dass sie sich manchmal in den Schlaf geweint hatte, dass sie über den Rechnungen saß und nicht weiter wusste, all das hatte sie versucht vor mir zu verstecken. Und ich war ihr unglaublich dankbar dafür, dass sie es versucht hatte. Auch wenn es meistens nicht geklappt hatte.
„Ach Mum. Du hast das Beste daraus gemacht. Wirklich. Und wir zwei...wir stehen alles durch. Zusammen. Und die schwierigen Zeiten sind ja jetzt vorbei. Zumindest hoffe ich das."
Mum nickte, blinzelte ein paar Tränen weg und küsste mich auf die Stirn.
„Ich liebe dich so sehr, Caleb. Weißt du das? So sehr!"
„Ich weiß, Mum. Ich dich auch."
********************
Ja ich weiß, sehr kurzes Übergangskapitel, aber jetzt wisst ihr von der Parisfahrt. Die Stadt der Liebe...Was vorher wohl noch passieren wird?
Was haltet ihr eigentlich von Calebs Beziehung zu seiner Mutter?
DU LIEST GERADE
driving me fuckin' crazy.
TeenfikceCaleb ist schwul. Das weiß er jetzt, hat sich gerade damit abgefunden und es seinen Freunden erzählt. Und dann muss er umziehen, weil seine Mutter sich neu verliebt hat. Nur was passiert, wenn der Sohn des neuen Mannes, also sein Stiefbruder leider...