28. Kapitel

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Still beobachtete ich wie sich langsam das Fenster meines Zimmers öffnete und jemand seinen Kopf hereinsteckte um zu prüfen, ob sich jemand im Raum aufhielt.
Er hatte keine Ahnung, dass ich ihn beobachtete.
“Dass du auch mal wieder die Zeit findest mich zu besuchen“, meinte ich mit einem ironischen Unterton in der Stimme und erschrak ihn damit so heftig, dass er taumelte und fast wieder rückwärts runterfiel. Schnell klammerte er sich am Fensterrahmen fest und zog sich hoch, bis er seine Beine in mein Zimmer schwingen konnte.
“Vielen Dank! Wenn ich gewusst hätte, dass ich bei diesem Besuch Haut und Knochen riskiere...“
Leichtfüßig stand ich auf und schloss das Fenster hinter ihm.
“Dann wärst du gar nicht erst hergekommem?“, beendete ich seinen angefangenen Satz.
“Vermutlich schon, denn wenn ich so an meinen letzten Besuch zurückdenke...so etwas lasse ich mir auf keinen Fall entgehen!“
Röte schoss mir ins Gesicht und ich wich seinem Blick aus. Solche Anspielungen bekamen mir wohl nicht so gut.
“Das muss dir doch nicht peinlich sein“, ärgerte er mich und grinste hinterhältig.
Was für ein Arsch!
Wenn ich mich nicht so zu ihm hingezogen fühlen würde, hätte ich ihm sicher eine gescheuert.
“Halt einfach die Klappe!“, konterte ich reizbar, drückte ihn herrisch gegen die Wand und küsste ihn.
Man sollte meinen, dass der erste Kuss von ihm immer der einfruckvollste sein würde, doch Cole küsste unglaublich gut, sodass ich mir sicher war, dass dieser Kuss um einiges besser war als die letzten. Wo hatte er nur so küssen gelernt? Nein, eigentlich wollte ich es gar nicht wissen! Ich verlor mich in diesen überwältigenden Gefühlen und ließ mich fallen. Noch nie hatte sich etwas so richtig und gut angefühlt, ich wünschte nur wir müssten das nicht immer heimlich tun, aber ich bezweifelte, dass es Lady Devone so gefallen würde wenn ihre Enkeltochter mit dem potenziellen Mörder ihrer Tochter rummachte. Oma wusste ja noch nicht, ob er die Wahrheit gesagt hatte, denn bisher hatte sie noch keine Antwort auf ihre Anfrage erhalten.
Ich fuhr mit der Hand über seine harte Brust und merkte wie er diese anspannte.
“Wenn du so weitermachst, ist eine Wiederholung des letzten Mals auf jeden Fall drin!“
“So gerne ich das auch will, ich bin unglaublich müde nach dem Wettkampf heute und ich werde den Schlaf für morgen brauchen.“
“Schade.“
“Kannst du dich einfach zu mir legen und mich festhalten?“
Die anfängliche Enttäuschung in seinem Blick wandelte sich schlagartig wieder in Begeisterung um.
Er legte sich vorsichtig neben mich und ich kuschelte mich zufrieden an ihn. So schliefen wir beide sehr bald nebeneinander ein.

Ich spürte Coles Blicke auf mir, während ich mich meiner Klamotten entledigte und in neue schlüpfte.
“Ich lasse dich wirklich nur sehr ungern gehen“, sagte er mit gespielter Traurigkeit.
“Da musst du jetzt wohl durch, der letzte Teil des Wettkampfs beginnt gleich.“
“Was ist das eigentlich für ein Wettbewerb?“
“Wir sollen lernen uns gegen euch Dryadogen zu wehren wenn es zu einem Krieg kommt“, erklärte ich ihm und griff nach den beiden Stahlklingen, die mir Jonah zum Abschied geschenkt hatte. Sie waren etwas gebogen, sodass sie aussahen wie zwei Halbkreise und hatten einen kurzen schwarzen Griff, der verhindern sollte, dass sie einem aus der Hand rutschten und an dessen Ende einen Ring, durch den gerade so mein Finger hindurch passte. Jonah hatte sie Daga-Klingen genannt, doch mir hatte der Name absolut nichts gesagt. Sie sahen so scharf aus, dass ich mir sicher war, sie würden durch Fleisch schneiden wie durch Butter. Ich nahm an, es waren viel schönere und bei weitem gefährlichere Versionen eines Karambits.
Natürlich hatte ich Jonah gesagt, dass ich sie niemals annehmen konnte, doch diese hatte sie mir nur bestimmt in die Hand gedrückt und gesagt, dass sie nicht mit ihnen umgehen kann und sie bei mir bessere Verwendung finden würden. Dann war sie schnell in den Bus gehuscht und hatte mich mit den Dingern einfach stehenlassen. Bisher hatte ich sie noch nicht gebraucht, doch jetzt verliehen sie mir ein Gefühl der Sicherheit, als ich sie in meinen Gürtel, den ich um meine Lederhose geschlungen hatte,  steckte und mein Top darüber schob.
“Woher hast du die?“, fragte Cole neugierig.
“Die hat mir meine Austauschschülerin aus Transsilvanien geschenkt.“
“Einfach so?“
“Warum?“
“Das sind zwei sehr gefährliche Waffen mit denen man erst einmal umgehen können muss. Zudem sind die da äußerst selten, wenn nicht sogar Einzelexemplare, denn ich habe diese Version noch nie gesehen.“
“Wenn sie so selten sind, dann müssen sie doch bestimmt wertvoll sein?“, fragte ich nachdenklich.
“Ich denke schon, pass am besten gut auf sie auf!“
Wieso hatte mir Jonah die Waffen überhaupt anvertraut und nicht einfach verkauft? Sie hätte sicher viel Geld dafür bekommen, wenn sie so wertvoll waren wie Cole gesagt hatte.
“Indem ihr gegen andere Vampire kämpft, lernt ihr niemals die Verhaltensweisen eines Dryadogen kennen“, bemerkte er nach einiger Zeit und beobachtete mich dabei, wie ich meine Schuhe anzog.
“Ich denke wir müssen unser Training wieder aufnehmen, Violet!“
Überrascht hob ich den Kopf.
“Ich dachte das macht dir keinen Spaß?“
“Wer sagt das denn? Jedenfalls müssen wir uns dafür aber mal außerhalb deines Zimmers treffen, denn das wird langsam zu klein dafür.“
“Und wo?“
“Das werde ich noch herausfinden. Viel Spaß bei deinem Kampf heute!“ Er drückte mir schnell einen Abschiedskuss auf die Lippen und ich lief glücklich zum Speisesaal hinunter.

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