Erkentniss -11

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Meine Gesichtszüge entgleisen mir. Die Erkenntniss, dass ich hier im Totenreich hocke, ist etwas... überraschend! "Aber so logisch..." murmle ich vor mich hin und falle auf meinen Hintern. Meine Mutter kann mich ja nicht sehen und sitzt nach vorne gebeugt und leicht verheult auf dem Bettrand. "Wieso kann ich meine eigene Tochter nicht sehen? Seraschätzchen!" sagt sie verzweifelt und mein Hirn fängt langsam wieder das rattern an. Aus meinem Schock wird nachdenklichkeit und ich setze mich vor meine Mutter auf den Boden. "Wieso kannst du mich nicht sehen... Oder hören!" murmle ich und spiele mit meinen Fingern. Als Mutter dann wieder losweint, rutsche ich nach vorne und lege eine Hand mit voller Konzentration auf ihren Oberschenkel. Sie erschrickt kurz, fängt dann aber an durch einen Tränenschleier zu lächeln. "Seraschätzchen..." sagt sie und schnieft. "Wo bist du eigentlich? Ich will deine position wissen, damit ich dich wenigstens ungefähr ansehen kann!" gibt sie von sich und ich hebe meine Hand von ihrem Oberschenkel. Ich atme tief durch und tippe ihr dann auf das angewickelte Knie. Verdutzt sieht sie zuerst auf ihr Knie und dann... auf mich! Ihr Gesichtausdruck ist nun streng und so, wie ich sie die letzten Jahre in erinnerung hatte. "Sera Torn! Du sitzt doch jetzt wohl bitte nicht vor mir auf dem Boden! Habe ich meiner Tochter keinen anstand beigebracht?" Trotz dem Tonfall, fange ich breit an zu grinsen und tippe ihr einmal auf das Knie. "Das ist nicht dein ernst! Du holst dir noch eine erkältung!" meint sie und verschränkt die Arme vor ihrer Brust. Grinsend tippe ich ihr zweimal auf das Knie. Ich bin mir eigentlich relativ sicher, dass man im Totenreich NICHT krank werden kann! "Oh nein meine liebe! Ich habe ungefähr eine Ahnung was du denkst! Und doch! Man kann hier krank werden! Zwar wird man hier nicht Totkrank, aber eine erkältung oder eine Grippe kann man hier trotzdem bekommen!" erwiedert er und ich stutze. "Man kann im beschissenen Tot noch krank werden?!" Meine Mutter seufzt und schüttelt einfach nur den Kopf. "Du hast wieder geflucht meine kleine oder?" fragt sie und ich nicke. Doch dann klatsche ich mir meine Hand in's Gesicht! "Ich volltrottel! Du kannst mich ja nicht sehen!" Wieder tippe ich einmal auf ihr Knie und meine Mutter fängt an zu schmunzeln. "Du hast dich in den vergangenen drei Jahren nicht verändert stimmts?" Ein lächeln ist wieder bei mir zurück und ich nicke. "Jap... In der hinsicht zumindestens! Wenn du wüsstest, was ich sonst so alles angestellt habe." ein kurzes schnaube meinerseits ist zu hören. "Du würdest mich deswegen umbringen! Ich habe gestohlen und getötet! Habe gelernt alleine zu überleben und war bis vor meinem Tot bei Akatsuki!" seufzend ziehe ich meine Beine an meinen Körper, schlinge meine Arme darum und lege meinen Kopf auf meine Knie. Meine Gedanken wandernd wieder zu der Frage, wieso mich niemand sehen und hören kann! "Woran liegt es?! Ich bin doch tot! Ich Hidan und so mir den Bauch aufgeschlitzt! Nun gut... Vielleicht nicht die beste Idee die ich jemals hatte aber... nunja. Is ja jetzt auch egal. Kann es sein, dass ich vielleicht zu viel böses gemacht habe? Dass das jetzt meine strafe für die ewigkeit ist? Aber..." stöhnend lege ich mich auf den Rücken und sehe zur Decke. "Es fühlt sich eher an, als wäre ich noch nicht hier so richtig angekommen..." murmle ich und schließe den Mund.

Dann reisse ich die Augen auf und richte mich ruckartig auf! "Noch nicht ganz angekommen?! Kann es sein..." plötzlich sieht meine Mutter in meine Richtung. Ernst und doch nachdenklich. "Sera. Kann es sein, dass du vielleicht noch nicht ganz Tot bist?" Verdutzt nicke ich. "Das wollte ich gerade sagen!" entgegne ich und erinnere mich, dass sie mich eigentlich nicht hören kann. Ich tippe ihr also einmal auf das Knie und ein überglückliches Lächeln erscheint auf Ihren Lippen. Ihre Augen werden nass und Tränen kullern an ihren Wangen hinab. "Das heißt, dass du noch leben kannst! Du musst einen weg zurückfinden! Du musst leben!" Mutter's Stimme ist mit ein wenig verzweiflung durchzogen und ich schüttle sofort den Kopf. "Nein! Ich habe nichts, das mich am leben hält! Ich will bei euch bleiben! Bei meiner Familie!" auch mir steigen die Tränen in die Augen. Und meine entscheidung lasse ich sie sofort mit zweimaligem Tippen an ihr Knie wissen! Mutter zuckt zusammen und sieht mich an. "Du willst nicht mehr zurück?" Einmaliges Tippen und sie schüttelt den Kopf. "Nein! Du MUSST Seraschätzchen! Du hast noch die Chance zu leben! Mach etwas aus deinem Leben! Wenn du es nicht für dich tust..." ihre stimme wird leise. "Dann tu es für uns. Tu es für deine Familie! Zeig, dass die Torn's so etwas nicht runterzieht! Zeig ihnen, aus welchem Holz du geschnitzt bist! Geh Stolz!" verzweifelt halte ich meinen Kopf. In mir tobt ein Krieg, der sogar das auftauchen des neunschwänzigen Fuchses in den schatten stellt! Einerseits will ich hier bleiben. Bei meiner Familie! Bei denen, die ich innerhalb weniger Wochen auf einmal verloren habe! Doch andererseits habe ich auch das Gefühl, etwas beweisen zu müssen! Dass wir Torn's stur sind! Nicht so leicht runterzubekommen! Dass sie immer wieder aufstehen werden, egal wie oft man sie auf den Boden schmeisst und auf ihnen herumtrampelt! Entschlossen sehe ich meine Mutter an und stehe dann auf. Ich stelle mich vor sie hin und nehme die letzten Kräfte zusammen, die ich in meinem Körper finden kann. Ich nehme das Gesicht meiner Mutter in die Hand und gebe ihr einen Kuss auf die Stirn. "Sera..." flüstert sie und hebt dann ihren Kopf. Obwohl sie mich nicht sehen kann, streckt sie ihre Hand aus und legt sie an meine Wange. Ihre Wärme ist wunderbar und fühlt sich einfach nur sicher an. "Du hast dich entschieden doch zu leben stimmts?" ein glückliches lächeln erscheint auf auf ihrem Gesicht und sie lässt die Hand sinken. "Gute entscheidung meine Tochter. Mach uns stolz!" sagt sie und ich lasse sie ebenfalls los. Nicht nur, weil mich nun die gesamte kraft, die mir für physischen Kontakt zur verfügung steht, nun aufgebraucht ist! Nein. Auch, weil ich mich nun aufrichte und ein letztes mal auf meine Mutter heruntersehe! "Jetzt geh schon schätzchen! Ich kann spüren, dass du noch da bist! Und ich werde es den Jungs schon erzählen! Und grüße werde ich auch ausrichten!" mit einem lächeln nicke ich. "Bis wir uns wiedersehen Mutter!" Und als ob sie es gehört hätte, nickt sie ebenfalls. "Bis wir uns wiedersehen Sera..." Ich muss mich echt zusammenreissen, nicht loszuheulen und gehe durch das Bett. Mein Körper ist immer noch maßelos und mit schwerem Herzen gehe ich auch durch die Holztüren bis nach draussen. Ein letztes mal sehe ich die Hütte an. Das Moosbewachsene Dach. Der qualmende Schornstein. Die Steine, die den Grundriss bilden. Dann drehe ich mich um und laufe richtung wald. Laufe in die richtung, aus der ich gekommen bin!

Von nichts kommt nichts!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt