Totenreich -10

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Ich spüre ausser dem rasenden schmerz nun auch die warme flüssigkeit an meinem Bauch. Wie sie sich langsam aber sich ausbreitet und wie mir schwindelig wird. Doch ich grinse immer noch und flüstere in Hidan's Ohr: "Sei nicht so arrogant du Vollidiot. Stell dir vor, du wärst nicht in diesem unsterblichkeitsmodus...!" Meine Arme und Beine werden taub und ich lasse die Messer fallen, die klirrend auf dem Boden aufkommen. Mit einem zufriedenen lächeln falle ich nach hinten und lasse somit auch seine Hüfte los. Meine Augen schließe ich und spüre den eigentlich harten aufprall eigentlich nicht. Eine wohlige kälte breitet sich aus und umhüllt mich wie ein schützender schleier. Kein Ton dringt mehr an mein Ohr und kein Bild kommt mehr von meinen Augen. Die Gefühle sind abgeschaltet.

Als ich meine Augen wieder aufmache, sehe ich mich verblüfft um! "Ich lebe noch...?" murmle ich und richte mich auf. Meine Umgebung kommt mir so bekannt vor! Ich bin nicht mehr im Quartier der Akatuskiorganisation, sondern liege auf einem Waldboden! Verwirrt sehe ich an mir hinunter und kann nichts entdecken! Keine Wunden! Kein schmerz! "Aber wie..." Ich schüttle den Kopf und stehe auf. Automatisch gehe ich in eine bestimmte richtung ohne genau zu wissen wieso. Obwohl ich seit dem aufbruch von meiner Hütte nichts mehr zu mir genommen habe, spüre ich weder hunger noch durst. Misstrauisch sehe ich mich weiter um, auch wenn es recht friedlich wirkt. Vögel zwitschern und die Sonne strahlt vom blauen Himmel hinunter. Die Bäume verbreiten einen angenehmen schatten und Insekten summen zwischen den Büschen herum. In einiger entfernung kann ich das ende des Waldes erkennen und ich beschleunige meine schritte, bis ich regelrecht sprinte! Als ich die Waldrand erreiche, bleibe ich abrupt stehen und starre ungläubig auf die Szene, die sich mir bietet! Mein Haus steht dort! Nicht das selbst zusammen gezimmerte Hüttchen, sondern das zuhause meiner Familie! Gerade geht jemand aus der Tür und verabschiedet sich winkend von jemandem, der wohl darin und so für mich nicht sichtbar ist. Zwei Jungen folgen ihm auf dem Fuß. Der eine groß und der andere ein kleiner Kerl. Ruckartig befreie ich mich aus der Starre und laufe ohne groß darüber nachzudenken auf diese Leute zu! "Vater! Toru! Farah!" rufe ich und Tränen laufen mir die Wangen hinunter. Fröhlich laufe ich auf sie zu und will meinem Vater um den Hals fallen! Doch stattdessen falle ich durch ihn hindurch und lande unsanft auf dem Boden hinter ihm! Ungläubig und verwirrt schüttle ich mich und richte mich auf. Als ich mir den Staub von der Hose klopfe, rede ich weiter! "Vater! Wie geht es dir? Und wie geht es Mutter?" Aber ich bekomme keine antwort. Nicht einmal eine reaktion kann ich vernehmen! "Vater?" Ich stelle mich vor ihn und winke mit meiner Hand vor seinem Gesicht! Doch nichts! Nicht einmal ein blinzeln löst mein winken aus! Stattdessen lacht er über irgendetwas und ich drehe mich zu meinen Brüdern um. Toru, der große, steht mit seinen struppeligen blonden Haaren da und sieht nachdenklich in die ferne. Er war immer der denker von uns dreien und hatte somit meistens schon eine lösung parat, bevor Ich oder Farah, unser kleiner Bruder, den Mist überhaupt anstellen konnten! Seine leichten Sommersprossen strahlen heute richtig und sein kantiges Kinn ist stolz hervorgestreckt. Farah hingegen albert gern herum und macht alles mögliche an Mist, den man sich denken kann! Er hat ebenfalls wie Toru blonde verstrubbelte Haare, die in alle möglichen Richtungen abstehen! Seine sommersprossen sind noch ausgeprägter, würden aber im Alter verschwinden. Auch er hat ein Kantiges Gesicht, dass aber noch durch ein wenig Babyspeck versteckt ist. Hält man die Foto's von den beiden Brüdern im gleichen Alter nebeneinander, so würde man denken, dass sie Zwillinge sind! Sie sehen exakt gleich aus! Nur ich steche mit meinen braunen Haaren heraus.

Auch bei ihnen versuche ich, ihre Aufmerksamkeit zu bekommen, gebe dieses aber auf, als sie gemeinsam losgehen und richtung feld abziehen! Seufzend sehe ich ihnen eine weile nach und gehe dann zum Haus. Als ich die Klinke hinunterdrücken will, gleite ich auch durch diese hindurch und sehe dann meine Hand an. "Ich habe hier wohl keine Marterie... Egal wo 'hier' auch immer sein mag!" stelle ich nüchtern fest und strecke meine Hand stattdesse zur Tür aus. Ich dringe einfach durch das eigentlich stabile Holz durch und lasse meinen restlichen Körper nach der Hand folgen. Neugierig sehe ich mich innendrinn um. Nichts hat sich verändert. Links ist eine abgetrennte Küche mit essbereich. Rechts die Schlafzimmer und hier in der mitte, ohne eingangsbereich, gleich das Wohnzimmer. Im Kamin gegenüber dem Sofa prasselt und knackt ein Feuer. Doch als ich näher an es herangehe bemerke ich, dass es eigentlich keine Wärme abstrahlt! Misstrauisch strecke ich meine Hand aus und kann einfach in die Flammen fassen, ohne dass ich mich verbrenne! "Wow...!" murmle ich nun fasziniert und drehe mich um, als ich geräusche aus einem der schlafzimmer höre! Ich gehe darauf zu und trete einfach wieder durch die geschlossene Tür. Und der Anblick lässt mein Herz zersplittern! Meine Mutter sitzt weinend auf ihrem Bett und hat ein Bild in der Hand, dass sie ganz fest an sich drückt! Ihre Augen sind vom weinen geschwollen und gerötet. Unzählige Taschentücher liegen am Boden und auf dem Bett verstreut herum. Zusammengeknüllt und vollgeweint. Ich gehe zu meiner Mutter und knie mich vor sie hin. Auch wenn ich nun weiß, dass sie mich weder hören noch sehen kann! "Mutter! Bitte... weine nicht..." flüstere ich und strecke meine Hand nach ihrer Wange aus. Und für kurze Zeit kann ich sogar ihre Haut fühlen! Wir beide erschrecken uns fast zu tode! Ich stolpere ersteinmal ein paar schritte zurück und meine Mutter starrt entsetzt auf mich! Oder eher durch mich durch. "S-Sera...? Bist du das?" fragt sie mit nun etwas gefestigter stimme und beugt sich wieder nach vorn. Zögerlich gehe ich wieder zu ihr und lege meine Hand auf ihre Schulter. Ich muss mich konzentrieren, damit ich wenigstens etwas richtigen Kontakt aufrecht erhalten kann! Und plötzlich bricht meine Mutter wieder in Tränen aus. "Sera! Du bist es wirklich!" unterbricht sie ihr eigenes geschniefe und schnäuzt sich. Ein hoffnungsvolles Lächeln erscheint auf meinen Lippen und ich setze mich vor sie auf den Boden. Dann tritt ein verwirrter Ausdruck auf ihr gesicht. "Wir sind im Land der Toten! Wieso kann ich dich nicht sehen oder hören?"

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