Kapitel 25

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◀ Carlotta's Sicht ▶

Zwei Wochen waren vergangen seit Manu... wie soll ich es sagen... so geworden ist wie er ist. Nichts ist hat sich geändert und ich hab ihn auch nicht nochmal getroffen. Mittlerweile arbeitete ich seit einer Woche im Krankenhaus und es war die einzige Tätigkeit die mir Spaß machte und wo ich überhaupt etwas fühlte. Ich hatte heute wieder zwei Schichten übernommen, da meine Arbeitskollegin krank war. Erschöpft ließ ich mich auf meine Couch fallen. Xherdan war wie sooft bei uns und kochte irgendwas mit Maria. 

Sie waren glücklich und verbrachten fast jede freie Minute miteinander. Wenn ich doch so was mit Manu auch haben könnte... Nein Carlotta! Nicht daran denken! Mir kamen aber trotzdem die Tränen und ein paar liefen mir die Wange runter. Schnell wischte ich sie weg und ging zu Maria und Xherdan. "Er bringt jeden Tag eine andere mit zum Training und geändert hat er sich bis jetzt auch nicht! Er ist hochnäsig, gibt jeden Tag ein Vermögen aus und denkt er wäre was besseres! Es hat ihn alles total verändert! Ich... ich vermiss einfach meinen besten Freund, aber ich denke nicht das er das irgendwann irgendwie wieder gut machen kann..." Ich wollte eigentlich nicht lauschen aber ich konnte mich nicht mehr vom Fleck rühren. Jedes Wort was er über Manu sagte schmerzte und es kam mir vor wie ein Déjà-vu, da es fast genauso ablief wie mit Andre. 

"Aber wir müssen irgendwas tun! Sieh dir Carli an! Sie läuft rum wie eine Leiche, ohne Emotionen und Gefühle! Sie weint sich jede Nacht in den Schlaf und hat nur noch Albträume. Ich hab Angst um sie, Schatz." Es stimmte. Alles was sie sagte, stimmte. Ich riss mich zusammen, schüttelte meinen Kopf um mich von den Gedanken loszureißen und ging zu ihnen in die Küche. Sie sahen mich erschrocken an, aber ich sagte nichts und stellte mich einfach nur ans Fenster. "Carli wir haben Spaghetti mit Bolognese gekocht! Willst du was?" fragte mich Maria. "Nein ich hab keinen Hunger" antwortete ich nur emotionslos. "Du musst aber was essen! Du wirst immer dünner und dünner!" sagte jetzt Xherdan aufgebrachte und drehte mich zu sich rum. "Nein! Ich will nichts!" Er fasste mich an den Schultern an und ich schüttelte nur meinen Kopf. "Du kommst jetzt mit! Ich geh zum Training und du begleitest mich! Ich kann das nicht mehr mit ansehen!"

Ich sah ihn geschockt und mit großen Augen an. "Nein! Nein ich geh niemals mit! Nicht über meine Leiche! Ne-" Ich schrie fast und sah ihn wütend an. "Doch! Keine Widerrede!" Er packte mich am Handgelenk und zog mich Richtung Tür. "Schatz es tut mir leid aber wir müssen dringend los! Ich liebe dich!" rief er noch zu Maria die ihm noch schnell einen Kuss aufdrückte. Er zog mich weiter die Treppen runter und verfrachtete mich in sein Auto. Ich hatte es auf der Treppe aufgegeben mich zu wehren, da sein Griff viel zu stark war. Er fuhr auf direktem Wege zum Trainingsgelände und wir redeten kein Wort. Wir hielten und er stieg aus. "Komm!" sagte er und zog mich aus dem Auto raus. "Was soll ich hier? Mir ansehen wie... wie ER ein schönes Leben hat?!" fragte ich ihn wütend. 

Er antwortete nicht sondern schleifte mich mit Richtung Kabine. "Was soll ich denn da drin?" fragte ich ihn abfällig. Er antwortete wieder nicht und öffnete einfach die Tür. "Hey Leute ich hab heut jemand mit gebracht! Ihr kennt sie! Sie ist nur etwas... sagen wir mal schlanker geworden!" Er ging zu seinem Platz und alle sahen mich an. Thomas kam sofort auf mich zu gerannt und umarmte mich. "Ich würde lügen wenn ich sagen würde das du gut aussiehst, aber ich freue mich dich auch mal wieder zusehen!" Er grinste mich an und und entlockte mir das seit Wochen erste Lächeln. Ich sah mich in der Kabine um, konnte aber nicht das finden was ich suchte. "Er kommt erst später! Deswegen gehen wir zwei Hübschen jetzt schon mal raus, wir wollen ja keinen... ähm... Zusammenstoß!" Er nahm meine Hand und zog mich aus der Kabine raus. 

Wir liefen aufs Feld raus und ich setzte mich auf die kleine Tribüne. Es kamen langsam immer mehr Spieler raus und machten sich warm. Xherdan zwinkerte mir jede Runde die sie laufen mussten zu. "Manu beweg jetzt deinen Arsch hier her aufs Spielfeld! Es reicht ja nicht schon das du zu spät bist, jetzt trödelst du auch noch rum!" schrie Pep übers ganze Spielfeld. Ich folgte seinem Blick und sah Manu. Er hatte sich verändert, sein Haare waren streng nach hinten gegelt und er wirkte kalt, sehr kalt. Er lief sich drei Runden ein und ging dann zu seinem Torwarttrainer. Er hatte mich zum Glück noch nicht gesehen und ich wollte einfach nur weg. Das Training verlief so wie jedes Mal, nur das ich ein paar Mitleidige Blicke zugeworfen bekam. 

Nach zwei Stunden war das Training zu Ende und ich lief vor zur Brüstung wo Xherdan stand. "Und wie fandest du mich?" meinte er lachend. Ich schenkte ihm ein schwaches Lächeln und antwortete: "Hm... du hättest ruhig mehr geben können!" Er grinste mich an und zwickte mich in die Seite. Ich schrie auf und schlug seine Hand weg. Dann sah ich ihn. Er kam direkt auf uns zugelaufen und hielt hinter Xherdan. Ich sah ihn geschockt an und Xherdan sah meinen Blick. "Was ist- DU! Geh! Lass sie ja in Ruhe!" Er grinste nur hämisch und fing an zu lachen. "Was sollte sie mich interessieren? Und wenn schon, so ein Zwerg wie du könnte da eh nichts ausrichten! Aber ich bin glücklich ohne so einen Klotz am Bein! Ich genieße meine Freiheit in vollen Zügen!" Irgendwas stimmte hier ganz und gar nicht. 

Immer wieder sah ich Trauer und Verzweiflung in seinen Augen aufblitzen und ich war mir hundert prozentig sicher, dass ich mir das nicht nur einbildete, denn ich kannte seine Augen. Trotzdem schmerzten die Worte und ich drehte mich weg und rannte Richtung Ausgang. Wieder rannen die Tränen über meine Wangen und ich rannte und rannte. Raus aus dem Trainingsgelände und mitten auf eine vollbefahrene Straße. Mein Blick war verschwommen und ich sah alles durch einen Schleier aus Tränen. Ich sah einen Scheinwerfer auf mich zukommen und hörte das Quietschen der Reifen. Dann spürte ich einen heftigen Schlag und einen gellenden Schmerz und alles um mich herum wurde schwarz. Das letzte was ich sah war die Erinnerung an den Abend auf dem Boot.
Der fast schönste Tag meines Lebens...

Verliebt in zwei meerblaue Augen (Manuel Neuer FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt