Kapitel 53

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Percy's Sicht

Erschöpft lag mein Kopf auf Chaos' weichem Haarschopf. Wir liefen nun schon seit einer geschlagenen Stunde die Gänge entlang und sahen uns Zimmer an, wieso konnte er mich nicht einfach in meinen eigentlichen  Körper zurückbringen und mir dann wie ein normaler Mensch erklären, wieso ich hier war. Seufzend schloss ich die Augen, nur um sie ein paar Sekunden später wieder erschrocken aufzureißen, da Chaos mich mit Schwung von seinen Schultern gehoben hatte. "Nicht einschlafen, Kleiner." Aus meinem Mund kamen undeutliche Geräusche, die als Beleidigungen gedacht waren, doch Chaos, der mal wieder gar nichts verstand, lachte einfach und trug mich nun in seinen Armen. Ich hatte mich noch nie in meinem Leben so gedemütigt gefühlt...

Mit einem leisen Klicken schloss Chaos die letzte Tür in dem Gang auf, wobei ich sagen musste, dass er mich dabei fast fallen gelassen hätte, doch aus seinen Fehlern lernend, stieß er die Tür vorsichtig mit seinem Fuß auf. Als ich einen Blick in das Zimmer warf, erkannte ich es sofort: Es war das Zimmer, in dem Chaos mich vor ein paar Minuten in diese elende Erinnerung geschickt hatte. Und wenn ich richtig lag, konnte ich diese Erinnerung beenden, wenn ich Chaos irgendwelche Signale gab, die ihm sagten, dass ich dieses Zimmer hier haben wollte. Also begann ich wild mit den Armen herumzufuchteln und ab und zu auf seine Oberarme zu schlagen. Aus meinem "Ich will dieses Zimmer" wurde zwar etwas, dass so ähnlich wie "ChilliwseseidremmiZ" klang, aber so lange die Nachricht dahinter rüber kam, war ich zufrieden. "Hast du also endlich ein Zimmer gefunden, dass dir gefällt, Perce ?" Sofort nickte ich heftig, bis ich das Gefühl hatte mein Kiefer hätte sich gelöst. "Gut, dann ist das ab jetzt dein Zimmer ! Willkommen Zuhause !"

Orientierungslos sah ich mich um, das Erste was mir auffiel war, dass ich nicht mehr getragen wurde und dass ich wieder in meinem eigenen Körper war. Und dann tat ich das, was wohl jeder in meiner Situation getan hätte, mit einem lauten Klatschen verpasste ich Chaos eine Ohrfeige. Mit weit aufgerissenen Augen hielt er sich die Wange und sah mich dann mit einem leicht verrückten Ausdruck in den Augen an, der aber zu meinem Glück und körperlichen Wohl schnell verschwand. "Ich glaube, das habe ich verdient." Oh ja, das und viel mehr hättest du eigentlich verdient, fügte ich in Gedanken hinzu und zwang mich dazu Chaos nicht meine Faust in den Magen zu rammen.

"Jetzt, wo der Teil beendet ist, kommen wir zu den Fragen, also... Ich werde alles so gut es geht beantworten." Mit diesem Satz hatte er mich schlagartig wieder beruhigt, jetzt war die Chance um Antworten zu bekommen, auf die ich solange gewartet hatte. Mit einem leichten Grinsen ließ ich mich auf dem Wasserbett nieder, das bei meiner Berührung anfing leicht Wellen zu schlagen. "Wieso habe ich diese schrecklichen weißen Haare ?", begann ich mit der unnötigsten Frage, die mir im Moment einfiel, sobald er nicht mehr allzu misstrauisch war, würde ich anfangen die wichtigeren Fragen zu stellen. "Deine Haare sind aus zwei Gründen so...", begann Chaos mit seiner Antwort und lehnte sich leicht an die Wand hinter ihm. "Grund Nummer 1", rief er laut und hielt einen Finger hoch. "Es liegt einfach in meinen Genen, immerhin habe ich auch weiße Haare.", erklärte er und hob einen zweiten Finger. "Grund Nummer 2: Ich habe das Universum erschaffen, wie alt, glaubst du, ist das Universum ? Und du bist mein Sohn, also Teil dieses Universums..." Es dauerte eine Weile bis ich Chaos' Worte verstanden hatte. "Du willst mir also sagen, dass ich wegen meines Alters weiße Haare habe ?", fragte ich entsetzt und hob skeptisch eine Augenbraue. "Keine Sorge, nicht wegen des Alters deines Körpers, wegen des Alters deiner Seele.", versuchte er mich zu beschwichtigen, aber das machte es auf nicht besser. Nicht jedem wurde einfach so gesagt, dass seine Seele so alt wie das Universum sei...

Nachdem ich mich etwas beruhigt hatte, stellte ich meine zweite Frage. "Wieso klingt mein Knurren wie das eines Wolfes ?" Euphorisch klatschte Chaos in die Hände und grinste von einem Ohr zum anderen. "Ich habe nur darauf gewartet, dass du diese überaus berechtigte Frage stellst ! Also es ist so, jeder Mensch besitzt einen Geist und eine Seele, du kannst nicht mit nur einem von beiden leben, du brauchst immer beide." Innerlich stöhnte ich genervt auf, wenn das jetzt eine Art Unterrichtsstunde werden sollte, konnte ich ja gleich gehen. "Wie ich gerade eben schon gesagt habe, ist deine Seele sehr alt, nach mir vielleicht sogar mit eine der Ältesten, die existieren. Aber egal, ich schweife etwas ab. Je länger eine Seele existiert, desto größer ist die Chance, dass sie sich eine äußere Form bildet." Es war eigentlich doch spannender, als ich erwartet hätte. "Aber nachdem eine Seele sich eine äußere Form gebildet hat, ist noch lange nicht das Ende da. Der Besitzer der Seele muss einen starken Geist haben, um die Form der Seele kontrollieren zu können. Die Kontrolle geht nur über das Verhalten der Form, nicht über ihr Aussehen oder gar ihre Existenz." Jetzt wurde es wieder langweilig. "Und das heißt jetzt was ?", fragte ich genervt, ich hätte mir den Rest eigentlich denken können, aber momentan war ich zu faul mich auch nur in irgendeiner Weise mental anzustrengen. "Das heißt, dass ein Wesen mit einem starken Geist und einer äußeren Form seiner Seele, ein Seelentier besitzt.", ließ Chaos die Bombe platzen. Spätestens jetzt sollte ich verstanden haben, was er meinte, aber ich war nunmal faul, was Dinge wie Denken anging. "Deine Erfahrungen haben deinen Geist gestärkt und deine Seele war schon von Anfang an bereit seine äußere Form anzunehmen und anscheinend ist diese äußere Form oder eher Seelentier ein Wolf." Erstaunt öffnete ich den Mund, brachte aber kein Wort heraus, irgendwie war das cool und gruselig zur selben Zeit.

"Wie kann ich ihn sehen ?", fragte ich mit ernsthafter Neugier. Wenn ich schon einen eigenen Wolf hatte, dann musste ich das doch auch ausnutzen. "Ganz langsam ! Erstmal musst du ihn kennen lernen ! Ich werde dich gleich in deinen Geist schicken, dir wird dann dein Seelentier erscheinen und du kannst es dann in aller Ruhe kennenlernen oder mit Fragen löchern."

1| The Devil inside your HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt