Percy's Sicht
Mein Atem stieg in weißen Wolken zur Decke. Frost kroch die Wände des Towers entlang und hüllte mich in kalten Nebel. Laut hallte mein Puls in meinen Ohren wider und zeigte mir wie viel Angst ich hatte. Meine Sinne spielten verrückt, der metallene Geruch von Blut stieg mir in die Nase. Das Knacken von Eis ertönte von weit hinten aus dem Gang. Schluckend zwang ich mich vorwärts zu laufen, ich konnte keine Zeit mehr verschwenden. Je mehr Schritte ich ging, desto prominenter wurde das Geräusch, das einem Trommelschlagen ähnelte. Laut und klar hallte es durch den Gang und drang in meine Ohren ein. Was auch immer dieses Geräusch auslöste, versetze mich in Panik. Angestrengt dachte ich nach, stoppte dabei aber nicht meinen Lauf. Aus den Trommelschlägen wurden Schritte, die hastigen Schritte von hunderten Soldaten, die mit gezückten Waffen auf mich zu kamen. Natürlich war Chaos nicht allein gekommen, was hatte ich erwartet. Mein Schritt verlangsamte sich, bis ich schließlich komplett zum Stehen kam. Die Armee lief unbeirrt weiter. In goldener Rüstung machten sie sich auf den Kampf bereit, der den Tod für einen von uns bedeutete.
Mein Atem verschnellerte sich, jetzt waren sie nicht mehr weit von mir entfernt, mit wenigen Schritten hätten sie mich erreicht. Aber ich machte immer noch keine Anstalten mein Schwert zu ziehen, um mich zu verteidigen. Ich hatte mir nämlich eins geschworen: Alle, die nichts mit dem Konflikt zwischen Chaos und mir zutun hatten, würden nicht von meinen Klingen verletzt werden. Grob genommen kämpften die Männer vor mir ja für Chaos und hatten so direkten Bezug zu ihm, aber ich war mir ziemlich sicher, dass nur die wenigsten wussten, wieso sie überhaupt angreiften. Allein die Vorstellung jemanden zu töten, der sich nichtmal seiner Lage bewusst war, versetzte mich in Übelkeit.
Mit einem Ducken wich ich dem ersten Angriff auf mich aus. Der auf meinen Kopf gezielte Speer verfehlte mich nur um ein paar Zentimeter und rammte seine Spitze dann in die Wand neben mir. Einen Wimpernschlag später war ich umringt, Angriffe fielen von allen Seiten auf mich ein. Ich hätte gelogen, wenn ich gesagt hätte, dass es mir leicht fiel, sie nicht einfach zu verletzen und meinen Weg zu Chaos zu finden. Ein scharfer Schnitt an meiner Taille brachte mich aus meinem Gedankenzug, aus der Konzentration gebracht, bemerkte ich den Fuß, der sich meinem Körper näherte, erst fiel zu spät. Die harte Sohle eines Schuhs grub sich in meine Schulter und presste mich auf den Boden, meine Flügel schützen mich dabei aber etwas vor dem harten Aufprall. Überrascht schnappte ich nach Luft und trat dem Mann über mir aus Reflex in den Bauch, was ich nicht erwartet hätte, war aber, dass der Mann regelrecht von mir gezogen wurde und mit einem lauten Knall gegen die Decke flog. Ich hatte meine Kräfte eindeutig unterschätzt und ich wollte gar nicht wissen, was hätte passieren können, wenn ich ihn gewollt getreten hätte. Gerade noch rechtzeitig rollte ich mich zur Seite, denn dort, wo ich noch vor ein paar Sekunden gelegen hatte, war nun ein Schwert tief im Boden versenkt. Mit Schwung kam ich wieder auf die Füße und breitete meine enormen Schwingen aus, was dazu führte, dass die Soldaten hinter mir keine Chance hatten, zu mir durchzudringen. Das wiederholte Fehlen meiner Aufmerksamkeit wurde sofort mit einem Dolch tief in meinem Oberschenkel bestraft. Sobald ich den Dolch wieder herausgezogen hatte, lief Ichor aus der Wunde. Ich unterdrückte ein schmerzerfülltes Keuchen, ehe ich zusah wie die Wunde sich schloss. Ich wirbelte einmal um mich selbst und streckte meine Flügel dabei zu einem bestimmten Grad aus, so dass ich einen Kreis um mich bildete, der nicht durchbrochen werden konnte. Im selben Moment, in dem ich wieder zum Stehen kam, drückte ich mich schon wieder vom Boden ab und flog mit einer unglaublichen Geschwindigkeit den Gang entlang, mit ein paar Flügelschlägen hatte ich die Soldaten abgehängt und konnte für einen kurzen Moment durchatmen. Ohne ein Geräusch von mir zu geben flog ich durch die Gänge, ich orientierte mich dabei an der starken Aura, die unmittelbar von der Mitte des Towers ausging. Und je näher ich dem Ursprung der Aura kam, desto mehr schien es so zu wirken, als würde die Luft um mich herum vor Kraft pulsieren. Das Fliegen fiel mir immer schwerer, es fühlte sich an, als würde ich gegen eine starke Strömung ankämpfen. Mit einem erschöpften Seufzen landete ich auf dem Boden und faltete meine Flügel auf meinem Rücken zusammen, laufen schien in meiner Situation die bessere Lösung zu sein.
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1| The Devil inside your Heart
FanfictionPercy Jackson's Leben kann unter gar keinen Umständen als ruhig und glücklich beschrieben werden und schon gar nicht, nach dem Schicksalsschlag, den er durch seinen 'Vater' erleben musste. Auf der Flucht vor demjenigen, der sein Leben zerstört hat...