Kapitel 2

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Percy's Sicht

Zum ersten Mal seit langem hatte ich Hoffnung und Glauben, Glauben daran, dass ich wieder zu ihr konnte. „ Was machen wir jetzt mit ihm ? Wir können ihn ja schlecht hier liegen lassen." Das war die Stimme eines Mädchens und es war nicht sie. Das hieß, ich war nicht tot... Ich wollte so gerne bei ihr sein, noch einmal ihre Nähe spüren oder noch einmal... Mein Herz zog sich schmerzvoll zusammen und Tränen schossen mir in die Augen, mein größter Wunsch war wie so oft nicht in Erfüllung gegangen...

Hände untersuchten vorsichtig die Wunde in meiner Brust, es brannte und ich wollte etwas sagen, doch aus meinem Mund kam kein einziges Geräusch. „ Wir nehmen ihn mit zu mir, da kann ich ihn verarzten." Diesmal war es eindeutig eine männliche Stimme. „ Jack ! Komm mal her !" War Jack der Junge, den ich gerettet habe ? Mir war es egal, ich wollte auch nicht verarztet werden, konnten diese Sterblichen mich nicht einfach in Ruhe lassen ? Vorsichtig atmete ich aus und dachte, wie eigentlich immer wenn es mir schlecht ging, an ihre weichen, blonden Locken und ihre sturmgrauen Augen, die mich immer so begeistert angefunkelt hatten. Dieses Funkeln war aber vor meinen Augen erloschen und dieser Gedanke brachte meine Stimmung jedes einzige Mal, wenn ich mal wieder in Erinnerungen schwellgte, ins Schwanken. Also wünschte ich mir momentan nichts mehr, als zu sterben. Dann wäre ich wieder bei ihr...

„Hilf mir, wir müssen ihn bis zu mir tragen.", riss mich die selbe Stimme, keine Sekunde später, aus meinen Gedanken. Nein ! Ich will nicht, ich will doch nur meinen Frieden... Schweigend begann ich wieder dem Gespräch zu folgen und stumm zu antworten, doch mit meinem Körper konnte ich nichts anfangen. So sehr ich es auch versuchte, nichts bewegte sich. Ein lauter Pfiff ließ mich erschrocken zusammen zucken, er wirkte viel näher, als die Schritte verraten hatten. „ Der sieht echt muskulös aus und wie er mich einfach ein paar Meter nach hinten schleudert, Respekt !" Und wieder hörte ich Schritte, die sich mir näherten und dann eine ungewöhnlich hohe Mädchenstimme. „ Glaubst du, ich darf seine Kapuze ab machen ?" Nein, ganz sicher nicht ! Ich hatte mir diese Kapuze und das Halstuch zu gelegt, als Schutz für mich... Ich wollte nicht erkannt werden, schon gar nicht, seit dieser Veränderung ! „ Mach doch einfach, der merkt sowieso nichts." Langsam, wie eine schläfrige Schlange, spürte ich, wie eine unbändige Wut meinen Körper hochkroch, hätte ich mich nicht mit der Telchine angelegt, würde ich jetzt nicht in dieser Lage stecken ! Ich hatte sie zwar gerettet, aber Privatsphäre sollten diese Leute doch auch kennen. Angestrengt versuchte ich meinen Körper zu bewegen und tatsächlich schaffte ich es meine Augen zu öffnen. Geblendet vom hellen Licht der Straßenlaterne, unter der ich lag blinzelte ich, ehe meine Augen sich an die Helligkeit gewöhnt hatten. Zu meinem Glück bemerkte niemand, dass ich meine Augen bereits wieder geöffnet hatte, sie alle waren auf meine Kapuze fixiert. Eines der Mädchen war kurz davor mir meine Kapuze vom Kopf zu ziehen. Doch Dank meinen Reflexen konnte ich gerade noch meine Hand heben und ihren Arm in einem eisernen Griff halten. „ Ich rette euch und das ist der Dank ? Ihr hintergeht mich !" Finster starrte ich sie an. Das Mädchen, das ich am Arm hielt versuchte sich verzweifelt aus meinem Griff zu befreien. „ Lass sie los !", brachte der Junge, dessen Stimme ich von vorhin wiedererkannte, zwischen zusammen gebissenen Zähnen heraus. Waren die beiden ein Paar ? Allein der Gedanke an Liebe schmerzte schon und der Schmerz fütterte die Flammen meiner Wut auf diese Jugendlichen, die tief in mir aufkochte. Anscheinend hatte der leicht aggressive Typ auf eine Antwort gewartet, denn jetzt holte er mit der Faust aus und ließ seine Hand gegen meinen Bauch knallen. Ich unterdrückte ein wütendes Zischen und den aufkommenden Schmerz so gut es ging und starrte ihn einfach nur an. Geschlagen zu werden, war alles andere als eine freundliche Geste.

Alle starrten mich nun an, es war mir aber eigentlich egal. In den letzten Monaten wurde ich oft angestarrt, sehr oft. Die Chance nutzend erhob ich mich schwankend und lief Schritt für Schritt, immer mit einer Hand an der Hauswand, von diesen Jugendlichen weg. Auf meiner Brust bildeten sich grüne Adern, die Telchine hatte mich ernsthaft mit einer ihrer Giftkrallen abgestochen ! Ich spürte die bohrenden Blicke in meinem Rücken, es war als wäre ich ein Stück Fleisch und in meinem Nacken saßen die Löwen, deren Reißzähne im Licht glänzten... Und genau in diesem Moment zeigte das Gift Wirkung: ich war gelähmt, konnte kein Körperteil mehr bewegen. Und dann fiel ich, diesmal war dort jedoch keiner, der mich auf fing. Diesmal spürte ich den harten Boden unter mir. Und diesmal holte mich die unendliche Schwärze wirklich ein.

Teilweise überarbeitet

1| The Devil inside your HeartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt