Am nächsten Morgen saßen wir am Tisch in der Halle und aßen Rührei zu Frühstück. Ebenso French Toast und kleine Würstchen. Manuel war gestern, samt Klamotten, ins Bett gekippt und war binnen Sekunden eingeschlafen. Auch wenn ich ihn für sein aufdringliches Verhalten hasste, hatte ich ihm die Schuhe ausgezogen. Nun saßen wir hier und sprachen nicht. Kein Wort mehr, seit gestern. Es war mehr als komisch. Er ging seine Gedanken nach, ich meine. Doch ich wusste nicht, was ich denken sollte. Es war mehr als gruselig von ihm gewesen, sich so zu Verhalten.
Nach dem Essen wurde erklärt, das wir jetzt zu unseren Familien fahren dürften. Sofort war großes aufregen da. Alle tuschelten glücklich. Ich sah zu Manuel, der mich anschmunzelte. Vermutlich wollte er mir sowas sagen wie: Wir kehren für einen Augenblick nach Hause zurück, ein letztes Mal zu unseren Vertrauten und geliebten. Und danach haben wir nur noch uns.
(...)
Die Busfahrt war genauso Öde gewesen, wie die hinfahrt am Tag der Bestimmung. Wir wurden am Platz rausgelassen. Uns wurde gesagt, wir hätten zwei Stunden Zeit. Wer nicht kommt, ist absofort unbestimmt und wird verfolgt bis zum Mord. "Bis später", sagte Manuel zu mir. "Ja, bis dann." Er drehte sich nochmal um, während er schon auf dem Weg zu dem Viertel von Blau war. Seufzend ging ich auch meinen Weg. Den Weg zu Braun. Den Weg zu meiner Familie. Ein letztes Mal.
Ich klopfte an unsere Tür. Sofort wurde sie aufgerissen und meine Mutter stand dort in ihrem Blumenkleid. "Paddy mein Schatz." Sie nahm mein Gesicht in ihre Hände und gab mir einen Franzosenkuss. Dann nahmen wir uns in die Arme. Ich musste mich zusammenreißen, nicht in Tränen auszubrechen. Ich presste meine Lippen zusammen und drückte sie so fest ich konnte an mich. Ein letztes Mal Hallo sagen.
"Wie viel Zeit haben Sie dir gegeben?", fragte meine Mutter, als wir in die Wohnstube gingen. "Noch gut eineinhalb Stunden. Dann muss ich zurück." Ich setzte mich auf den Sessel. Ich saß hier seit Kindertagen. An jedem Geburstag, an jedem Weihnachtstag und auch an geglichen weiteren Fest. "Oma und Opa sind gleich da. Sie holen noch frische Milch und Wurst für dich." "Danke, Mama." "Deine Sachen habe ich gestern schon zusammen gepackt. Schau aber nochmal drüber, nicht das ich was vergessen habe." Ich war dankbar dafür. So blieb mehr Zeit für uns. "Danke, Mama." Sie lächelte mich traurig an. "Es gibt dieses Jahr sieben unbestimmte. Eine sehr hohe Zahl. Drei davon sind aus Rot. Wie ist Rot?" Drei unbestimmte. Die Armen, dachte ich mir. Sie würden nicht lange überleben. Und wenn sie es schafften, wurden sie im Leben nicht mehr froh. "Bis jetzt okay. Wir wurden aber noch nicht zum Training geschickt. Ich denke, dass kommt noch." Mama nickte. "Bitte Pass auf dich auf. Ich werde wohl nie erfahren, wenn du von uns gehst. Aber ich halte daran fest, das du lebst, an jedem Tag." Mama tupfte sich eine Träne aus dem Auge. Seufzend stand ich auf und setzte mich neben sie. Weg von meinem Sessel. Ich legte meinen Arm um sie und ließ sie weinen. Es fiel ihr vermutlich schwerer als mir. Ich war ihr einziger Sohn. Ich wusste, dass sie noch eine Tochter hatte. Diese aber im Alter von Zwei Jahren entführt wurde und ihre Leiche, nicht allzu lange Zeit später, in einem Waldstück gefunden wurde. Sie verlor mich nun auch noch.
"Paddy, mein Schatz!" Es war mein Papa, der in die Stube kam. Mit ausgebreiteten armen kam er auf mich zu. Ich stand auf und umarmte ihn fest. Er klopfte mir auf den Rücken, rieb ihn und drückte ihn. "Ich bin so stolz auf dich", sagte er mir ins Ohr und ließ mich dann los. "So stolz." Er war stolz, dass ich vermutlich sterben würde? Trotzdem lächelte ich. "Ach Rainer. Lass den armen Jungen. Setz dich." Papa hörte auf Mama. Auch ich ließ mich wieder nieder. Und dann erzählte ich von Anfang bis Ende, von dem was schon passiert war.
Auch Oma und Opa stießen dazu und lauschten meinen Erzählungen. Und als dann schließlich die Zeit kam, wo der Abschied kam, fielen bei uns allen Tränen. Es fühlte sich an, als würde jede einzelne Geliebte Person sterben. Ebenso ich.
(...)
Wir hatten, nach unserer Ankunft, Ordner mit allen wichtigen Terminen bekommen. Auch mit unseren Plänen für die nächste Zeit. Morgens stand Frühsport an. Joggen. Danach Schwimmen. Danach eine Stunde für uns. Danach Frühstück. Dann kam Schwertkampf üben. Dann zwei Stunden für uns. Dann war Schusstraining an der Reihe. Ich hatte noch nie eine Waffe in der Hand. Danach war Abendessen und dann Freizeit. So würde bestimmt jeder einzige Tag aussehen. Sport, kämpfen für den Rest meines Lebens. Bis ich sterbe.
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Hallo Leute :)
Ich wollte mal Eigenwerbung machen für mein erstes "Buch" was ich geschrieben habe. Ich hatte es schon mal (teilweise, nicht alles) hochgeladen, jedoch sehr sehr sehr lange nicht geupdatet. Nun wollte ich es neu aufleben lassen d.h. korrigieren und wieder hochladen. Wenn ihr Interesse daran habt (auch wenn es kein Kürbistumor ist), würde es mich freuen, wenn ihr vielleicht mal reinliest und eine Kritik dalässt.
Ihr findet es unter dem neuen Namen "Noah & Elio".Danke :)
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Beyond/Kürbistumor
FanfictionVier Distrikte. Alle sind unterschiedlich. Jeder Mensch, nach Vollendung des Achtzehnten Lebensjahres, wird zur Bestimmung geschickt. Man wird in eines der Distrikte gewählt. Wenn man Glück hat, bleibt man in dem Distrikt, in dem man geboren wurde...