Wir verloren kein Wort über den Abend, wo er vermutlich selbst gespürt hatte, dass ich Hart wurde. Tage verstrichen. Wochen, wo jeder Tag wie der andere war. Erst Joggen. Dann Schwimmen. Danach Pause mit Essenszeiten. Danach Kämpfen, bis wir auch mit Schwertern üben durften. Dann wieder Pause. Schusstraining. Manuels Tipp funktionierte. Ich lernte dazu. Ich traf immer häufiger die Stirn der Pappfigur. Dann Abendessen und Freizeit. Lesen oder Feiern gehen.
Jeden Tag das selbe, Woche um Woche.
Doch Manuel und ich gingen uns aus dem Weg. Es quälte mich. Es brachte mich fast um. Ich hatte ihn vergrault.Es war spät Abends. Ich saß auf einem Platz, auf einer Bank, vor einem kleinen Brunnen, mit Pascal. Wir sind gute Freunde und Sportkollegen geworden. Wir joggten immer nebeneinander. Und ich hatte ihm anvertraut, dass ich Manuel attraktiv fand und es mich innerlich zerfraß, so wie es war. Doch ich hielt mich an ihm. An die kleinen Dinge. Wenn er mir einen Guten Morgen oder eine Gute Nacht wünschte. Wenn wir beim Essen schweigend gegenüber saßen.
Ich seufzte. Meine Gedanken drehten sich wirklich nur noch um Manuel, den Kummer in mir und zeitgleich die Liebe, die ich für ihm empfand. "Alles klar?", fragte Pascal mich. Er hatte ein gutes Auge, wenn es darum ging zu sehen, dass es mir schlecht ging. "Wieder die gleiche Leier", antwortete ich traurig. "Mensch." Er rieb mir über die Schulter. "Sprech dich mit ihm aus." Mir stiegen Tränen in die Augen. Das sagte er so oft, doch traute ich mich nicht. Ich hatte Angst davor, dass Manuel mir einen korb gab. Oder mich gar auslachte.
"Vielleicht sind wir auch schon längst von einer Klippe gestürzt und ich versuch mich noch irgendwo festzuhalten." Mir rannen Tränen aus den Augen. "Sag sowas nicht." Pascal nahm mich in den Arm. So gern hätte ich es gehabt, dass ich in Manuels Armen liegen und weinen könnte.
Doch ich ließ meine Tränen bei Pascal freien lauf.Plötzlich hörte ich Gelächter, was näher zu kommen schien. Es gehörte einer Frau. Ein Mann war auch dabei. Nein zwei. Ich drückte mich von Pascal weg und lauschte den Stimmen. "Ist das nicht?" Pascal brach seinen Satz ab, als wir die drei Gestalten im Faden Licht der Straßenlaternen, wie die aus den 40ger Jahren, erkannten. Eine Frau in einem roten Kleid. Dieses typische dunkle Rot, welche auch die Uniformen trugen. Ein Mann, mit blondem kurzen Haar, und einer mit langem braunen Haar. Es war Manuel, der mit den beiden lachend und anscheinend betrunken, durch die Gassen der Stadt lief. Ich seufzte. "Ja."
Wir selbst saßen auch an einer Laterne und ich ahnte, dass Manuel mich erkannte, als er zufällig in unsere Richtung sah. Er verlangsamte sein laufen, sein lachen starb ab und er blieb schließlich stehen. Er starrte zu mir.
Die Frau aber, packte ihn an den Händen und wirbelte ihn hin und her. Selbst das stach mir ins Herz und ich wünschte mich einfach nur ganz weit weg. Zurück zu Braun. Zu meiner Familie. Dort ging es mr wenigstens gut.Ich beobachtete, wie Manuel etwas zu der Frau sagte, ihr was erklärte. Und dann drehte er sich wieder zu uns und kam auf mich zu. Mir blieb das Blut in den Adern stehen. Meine Muskeln spannten sich an.
Und dann stand Manuel vor mir. Unsicher hielt er seinen eigenen Arm fest. "Hey. Können wir uns mal unterhalten?", fragte er. Dabei wechselte er undefinierbare Blicke zwischen mir und Pascal. "Ich hau mal ab. Bis morgen zum Training." Pascal gab mir einen Handschlag, stand auf und ging. Da wo er saß, direkt neben mir, setzte sich Manuel hin. "Wieso gehen wir uns so aus dem Weg?", fing er dann sein "können wir uns mal unterhalten" an.
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Beyond/Kürbistumor
FanfictionVier Distrikte. Alle sind unterschiedlich. Jeder Mensch, nach Vollendung des Achtzehnten Lebensjahres, wird zur Bestimmung geschickt. Man wird in eines der Distrikte gewählt. Wenn man Glück hat, bleibt man in dem Distrikt, in dem man geboren wurde...