Er sah sich um, blickte jeden Einzelnen ins Gesicht. "Schön, dass ihr alle gekommen seid", fing er an. Es erinnerte mich an die Bestimmung. Wir mussten hier sein. Wir hatten keine Wahl. Wieso tut er so scheinheilig? "Ihr alle habt eine würdige Aufgabe erhalten. Am Montag werdet ihr an der Front Stationiert. Es gab einige Übergriffe, viele unserer Soldaten starben. Und ihr seid eine ausgesprochen gute Gruppe und bereit, um unser Land zu beschützen."
Mir blieb das Blut in den Adern stehen. Mein Herz schien auszusetzen und meine Glieder fühlten sich plötzlich unfassbar schwer an. Als würde der Boden unter mir aufgehen und mich runterreißen.
Ich sah mich um. Auch die anderen wirkten geschockt. Und Manuel war blasser, als je zuvor.Uns wurden noch Informationen zugeteilt. Uniformen würden uns am Sonntag gebracht werden. Wir sollten uns ausruhen bis Montag. Pause, kein Alkohol. Schlaf und Essen war wichtig. Ruhe war wichtig.
Für mich war Manuel wichtig.(...)
"Ich hätte nie gedacht, dass es so schnell geht", murmelte Manuel. Er lag, mit den Armen hinter dem Kopf, auf seinem Bett und starrte zur Decke. Ich saß auf meinem und schaute Löcher in die Luft. "Ich auch nicht." Es war, als würden wir unseren kommenden Tot in die Augen sehen. Wir wussten, dass viele von uns nicht wieder zurück kommen würden. Oder schwer verletzt. Vielleicht so schwer, dass man ins künstliche Koma versetzt wurde. Vielleicht so schwer, dass nur noch Maschinen einen am Leben hielten.
Ich sah zu Manuel. Würde es das letzte Wochenende für uns sein? Auf der Front hatten wir keine Zeit füreinander. Würden wir nach unser Stationierung Zeit füreinander haben? Würden wir beide zurück kommen? Mir stiegen bei all den Fragen Tränen in die Augen. Meine Schultern zuckten, als ich anfing zu schluchzen. "Patrick." Manuel stand auf und setzte sich neben mich. Schützend legte er seinen Arm um mich, sodass ich mich an ihn lehnen konnte.
Ich vergrub meinen Kopf an seiner Brust. Weinend saß ich da, gehalten von dem Mann den ich so liebte. "Ich will nicht, dass du stirbst", brach es dann aus mir raus. Manuels griff um meinen Körper verstärkten sich. Sagen tat er nichts.
(...)
Das Wochenende verging viel zu schnell. Ich hatte noch etwas mit Pascal gemacht. Mich verabschiedet. Er hatte mir viel Glück gewünscht. Mir gesagt, ich solle wiederkommen. Verabschiedet hatten wir uns mit einem "bis bald".
Nun stand ich in unserem Zimmer und legte den Brief an meine Familie zur Seite. Falls ich an der Front fallen sollte, wäre es mein letzter Wunsch, dass meine Familie diesen Umschlag erhielt. Notfalls Illegal. Sie sollten wissen, dass ich gefallen war. Das ich für alle gekämpft hatte. Dennoch erfolglos. Ich wollte nicht, dass sie sich für den Rest ihres Lebens fragten, ob ich am Leben war oder nicht. Ich wollte, dass sie Klarheit hatten.
Manuel zog sich gerade seine Uniform an, welche wir tragen mussten. Die Schuhe mit Stahleinsatz. Es war was ganz anderes, als die Kleidung in Rot. Ich sah Manuel an. Sein Haar hatte er zu einem strengen Zopf gebunden. Traurig schritt ich auf ihn zu und sah in seine Augen, die Matt schienen. All der glückliche Glanz war weg. Seine Augen sprachen Sorge, Angst und Frust aus. "Du bist so wunderschön", murmelte ich mit der Hand an seinem Hals. Sachte strich ich über seine Haut. Seine leichten Bartstoppeln kratzten mich, als ich seine Wange hochstrich. "Ich liebe dich." Meine Stimme brach bei meinen Worten. Letzter Kuss? Letzte Umarmung? Die letzten innigen Worte? Ich fiel ihm um den Hals.
"Du bist das Beste, was mir je passiert ist, Patrick. Bitte denk da immer dran. Jeden Tag, an dem wir nicht beisammen sein können. An jedem, an dem ich nicht für dich da sein kann." Seine Stimme verwandelte sich in wimmern. "Sag das nicht, als würdest du dich verabschieden du Idiot." Ich weinte. "Ich liebe dich so sehr Patrick." Er hob mich ein Stück an, sodass ich auf den Zehen stand. Ich wollte ihn nicht los lassen. Ihn nicht gehen lassen. "Scheiße, ey", schluchzte ich. Es war das schlimmste Gefühl, was ich jemals ertragen hatte.
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Beyond/Kürbistumor
FanficVier Distrikte. Alle sind unterschiedlich. Jeder Mensch, nach Vollendung des Achtzehnten Lebensjahres, wird zur Bestimmung geschickt. Man wird in eines der Distrikte gewählt. Wenn man Glück hat, bleibt man in dem Distrikt, in dem man geboren wurde...