20. Kapitel

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Danke für eure zahlreichen Antworten im letzten Kapitel! (Ich bin noch gar nicht dazu gekommen alle zu beantworten.)
Das hat mich so motiviert, dass hier gleich das nächste Kapitel kommt. Viel Spaß :*

Die Sonne stand bereits im Zenit, als Magery sich zum dritten Mal an diesem Morgen zitternd auf ihr Schwert stützte und sich geräuschvoll ins Gebüsch übergab.

Ivar hatte sich das seit Erreichen des Kampfplatzes mit ausdrucksloser Miene angesehen. Hvitserk hingegen grinste wie ein Dämling und machte keine Bemühungen allerlei Possen für sich zu behalten, wann immer er die Engländerin zu Gesicht kam.

"I-ich kann nicht mehr", keuchte das Mädchen und verzog das Gesicht, als sich Galle und Säure beim sprechen in ihren Hals brannten.

"Wir haben gerade erst angefangen", gab der Knochenlose trocken und ohne erkennbares Mitleid zurück.

Es war nicht das erste Mal, dass sich die Adelige auf dem Kampfplatz übergab. Dennoch unterschied sich die heutige Übelkeit von den anderen Tagen. Ihr Kopf fühlte sich an, als hätte ein Schmiedehammer sie mitten auf den Scheitel getroffen und flüssiges Eisen hineingefüllt. Jede schnelle Bewegung schien den Schmerz zu befeuern und jagte Magery weitere Krämpfe durch den Körper.

Hustend sank sie auf die Knie.

"Steh auf"

Die Engländerin rührte sich nicht. Langsam zweifelte sie, dass die goldene Flüssigkeit überhaupt  Met gewesen war.  Wahrscheinlich hatte es sich dabei viel mehr um Gift gehandelt, das jetzt von innen ihren Körper zerfraß.

Schneller als ihre Augen der Bewegung folgen konnten griff Ivar einen stumpfen Übungsdolch und schleuderte ihn auf die immernoch kniende Christin.

Diese sah das stumpfe Stück Metall wie ein Falke im Sturzflug auf sie zu rasen. Schnell riss das Mädchen die Arme hoch, um sich vor der Waffe zu schützen. Sie schaffte es nicht. Der Dolchknauf schlug mit einem dumpfen Geräusch auf ihr Brustbein auf. Magery keuchte, bevor sie wie ein nasser Sack, rücklings ins Gras kippte.
Hätte die Grafentochter gut hingehört, dann hätte sie vermutlich Ivars angespannte Atmung vernommen, die stoßweise ging als er nach der nächsten Waffe griff.
Doch Magery hörte nicht. Stattdessen rollte sie sich wie ein getretener Welpe am Boden zusammen und übergab sich erneut ins Gras.

Ivar ließ die Waffe sinken.

"Engländerin ich verliere die Geduld mit dir. Steh jetzt auf und komm her"

Darauf bedacht keine schnellen Bewegungen zu machen, drehte sich das Mädchen auf den Bauch und kroch auf allen Vieren zu dem Baumstamm hinüber.

Als sie ihn fasst erreicht hatte hielt sie inne.

"Magery-"

Das Mädchen zuckte zusammen, als der Knochenlose ihren Namen zwischen zusammengebissenen Zähnen hervorstieß.

"Steh. Jetzt. Auf."

Vor ein paar Tagen noch hätte sich die Engländerin für das was sie tat gehasst. Sie wollte nicht knien. Sie wollte sich vor den Heiden keine Blöße mehr geben.

Und jetzt kroch sie vor dem Mann, auf dessen Wagen sie wie eine Trophäe aus ihrer Heimat gerissen wurde, erbrechend  im Staub.

Aber vor ein paar Tagen hatte sie auch noch einen Grund zum kämpfen gehabt, einen dunklen Lichtblick den Julkampf zu überstehen und eines Tages zurück nach England zu kehren.

"Wozu?", fragte Magery leise. Doch ein Teil von ihr hoffte, dass er es hören würde. Als sie zu ihm hochblickte schaute der Krüppel mit verengten Augen auf sie herab und sie wusste, dass er sie in diesem Moment am liebsten totgeprügelt hätte.

Ruthless (Ivar, Vikings)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt