Bratwa

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Mercy pov.

Der Alptraum beschäftigte mich noch ein paar Tage, doch er wurde von der Abreise meines Vaters verdrängt und so hatte ich ihn schnell vergessen. An seinem letzten Tag bei uns, gingen wir zusammen in die Stadt, wir tranken einen Kaffee und gingen ins Kino. Als die Vorstellung zu Ende war, wollten wir zurück zum Auto gehen, als mein Vater plötzlich sehr nervös wurde.
“Schatz, du kannst dich doch sicher noch daran erinnern, dass ich in Russland ein paar Probleme mit einigen Leuten hatte, oder?“ Fragte der Russe, wieder einmal war sein Akzent sehr ausgeprägt.
Ich nickte mit grossen Augen. Anstatt noch etwas zu sagen, nickte er unauffällig nach hinten. Ebenso unauffällig sah ich nach hinten, zwei dunkle Gestalten folgten uns.
“Sie sind hier!“ Flüsterte ich. Wieder nickte der Mann neben mir.
“Rechts!“ Sagte mein Vater, als uns auch von vorne drei Männer entgegen kamen. Wir bogen ab und dann noch mal, in eine kleine Seitenstraße, die sich als Sackgasse herausstellte. Verzweifelt blieb ich vor der stabilen Wand stehen, sie zu hoch war um daran hoch zu klettern. Mein Vater blickte sich ebenfalls verzweifelt um. Hinter und hörte man Schritte, die auf dem nassen Boden gruselig klangen. Ich drehte mich um und stellte mich in Kampfposition hin. Mein Dad tat es mir nach.
Ohne ein Wort gingen die Männer auf uns los. Mein Handy wurde mir abgenommen, obwohl ich gar nicht auf die Idee gekommen war es zu benutzen. Ich versuchte zwar mich zu wehren, doch gegen drei durchtrainierte, gross gewachsene Männer hatte ich keine Chance. Einer packte mich und hielt mich fest, während sie für meinen Dad zwei Männer brauchten.
“Stefano!“ Sagte ein Mann auf russisch.
Er machte einen Schritt auf meinen Vater zu und schlug ihn ins Gesicht. Ich wand mich und versuchte mich von dem Typen zu befreien, doch erfolglos. “Du schuldest der Bratwa noch etwas Geld.“
Warte, der Bratwa? Was hatte mein Vater mit denen zu tun?
“Das habe ich! Ich kann es dir überweisen, Victor.“ Sagte mein Vater und richtete sich wieder auf.
Der andere Russe machte eine abfällige Handbewegung. “Dafür interessieren wir uns aber nicht mehr.“
Verständnislos sah mein Vater ihn an. Victor trat ein paar Schritte zurück und wandte sich dann zu mir um.
“Deine Tochter?“ Fragte er.
Ich erwiderte seinen Blick kalt.
“Sag mir einfach was du von mir willst!“ Schrie mein Dad wütend.
Victor lachte nur und packte mein Kinn mit zwei Fingern. Ich stiess ein angewidertes und wütendes Knurren aus. Victor lachte: “Sie hat viel von dir.“
Dann schlug er mich mir der Faust ins Gesicht. Mehr als ein leises Stöhnen rang der Mann mir nicht ab.
“Lass sie! Du willst etwas von mir, nicht von ihr!“ Brüllte mein Vater.
Ein weiterer Schlag traf mich und die fast verheilte Wunde, der Streifschuss an meiner Wange, platzte wieder auf, Blut rann über meine Wange. Zufrieden grinste der Bratwa-Typ und drehte sich dann zu meinem Vater um.
“Ich will deinen Tod.“ Sagte Victor und zog eine Waffe. Ohne lange zu zögern, ohne meinen Vater noch einmal zu Wort kommen zu lassen, schoss er ihm ein Loch in den Kopf.
“NEIN! WIESO? NEIN!“ Schrie ich und wollte mich losreissen. Ich strampelte, kratzte und trat. Ich wurde in den Magen geschlagen, woraufhin ich auf die Knie sank. Meine Sicht verschwamm und ich zitterte. Ich wurde losgelassen und jemand warf mein Handy neben mich auf den Boden. Die sechs Männer gingen, als wäre nichts passiert. Tränen strömten über mein Gesicht, während ich die Nummer des Notrufs wählte.
Als ich sie verständigt hatte, schleppte ich mich zu meinem Vater und schlang meine Arme um seinen kalten Körper. Er durfte nicht tot sein! Ich hatte ihn doch erst gerade zurück bekommen! Ich schluchzte und rief immer wieder seinen Namen, bis die Sanitäter kamen und mich von seiner blutenden Leiche zerrten.

Blutverschmiert sass ich auf einem Stuhl in dem kleinen Krankenhaus, der nächsten Kleinstadt, als Natasha und einige andere Personen um die Ecke kamen. Ich stand auf, damit die Rothaarige mich besser in den Arm nehmen konnte. Als sie mich so an sich presste, kamen mir erneut die Tränen.
“Engel, es tut mir so leid! Das ist schrecklich.“ Flüsterte Natasha mir zu und legte ihren Kopf dann auf meinen.
Alle warteten bis ich mich wieder beruhigt hatte, das dauerte eine Weile, doch als ich es geschafft hatte, nahmen auch Pietro, Steve und Bucky mich in den Arm.
“Willst du noch hier bleiben? Oder kommst du wieder mit nach Hause?“ Fragte Steve.
“Ich komme nach Hause. Ich halte es nicht mehr länger hier aus.“ Ich schniefte einmal und lief dann voraus zum Parkplatz. Nat und Pietro fuhren mit mir.
Während der Fahrt fragte Pietro vorsichtig: “Weisst du schon etwas über seine Beerdigung? Sollen wir dir bei der Organisation helfen?“
“Das geht nicht.“ Sagte ich emotionslos, um nicht gleich wieder los zu heulen.
“Wieso nicht?“ Fragte mein bester Freund weiter.
“Die Verwandten meines Vaters, meine Grosseltern und Onkel und Tanten, lassen seine Leiche nach Russland importieren und feiern dort seine Beerdigung. Ich bin nicht eingeladen.“ Schockiertes Schweigen herrschte. Ich selbst konnte es immer noch nicht fassen, dass meine Familie so herzlos war. Klar, ich war nie der Liebling der Familie gewesen, danke meiner Mutter dafür, aber das sie mich nicht zur Beerdigung meines Vaters lassen würden, das hätte ich nicht von ihnen erwartet.

In der Basis angekommen, ging ich auf direktem Weg in mein Zimmer. Natasha war die einzige die mir folgte. Ich war sehr müde, musste mir aber noch das ganze Blut abwaschen. Meine Freundin half mir dabei und ging mit mir duschen. Sie war aber anständig, verhielt sich schon fast wie eine Mutter, anstatt wie eine Freundin, dafür war ich ihr dankbar.
Nur in Unterwäsche stiegen wir ins Bett. Obwohl meine Augen sich schon fast von unter zuklappten, konnte ich nicht schlafen. Natasha blieb mich mir wach, hielt mich im Arm und sang mir sogar etwas vor. Endlich schlief ich ein.
Es war ein traumloser, wenn auch nicht sehr erholsamer Schlaf.

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So tut mir echt leid wenn ich grade ein Kapitel nach dem anderen hochlade😅😛
Danke fürs Lesen😘

Lg das Emolie🍒

Difficult LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt