Kapitel 5.

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Das Kapitel ist ziemlich lang geworden. Ich hoffe ihr versteht alles und dass euch die Geschichte gefällt. Ich würde mich sehr über ein kleines Feedback freuen. Viel Spaß beim Lesen! :)

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Der Regen prasselt auf mich hinunter, während ich vor Liams Haustüre stehe und darauf warte, dass er mir aufmacht. Ich habe vergessen, mir einen Schirm mitzunehmen. Ungeduldig klingle ich immer wieder auf den Knopf, aber niemand öffnet mir. Ich weiß, dass er zu Hause ist, weil ich das Licht in seinem Zimmer gesehen habe.

„Jetzt mach endlich die verdammte Türe auf, du Idiot!“, fluche ich leise vor mich her. Geduldig war ich noch nie. Ich drücke ein letztes Mal auf die Klingel, obwohl ich die Hoffnung, dass er mir öffnet, schon halb verloren habe. Ich will mich gerade umdrehen und wieder gehen, als plötzlich die Türe aufgeht.

Ich erwarte, dass Liam vor mir steht, oder wenigstens seine Eltern, aber es ist niemand anderes als eine meiner besten Freundinnen, Annabelle. Sie trägt kurze Hotpants und ein bauchfreies Top, das so verrutscht ist, dass ich den halben BH sehen kann. Sie hat offene Haare, die leicht verstrubbelt sind. Ich kann es nicht fassen. Wieso trägt sie so knappe Sachen, wenn es draußen regnet? Und was macht sie in Liams Haus, obwohl sie ihn gar nicht richtig kennt? Oder habe ich da etwas verpasst?

„Hallo!“, ruft sie fröhlich und torkelt auf mich zu, als wolle sie mich umarmen. Ist sie etwa betrunken? Am Nachmittag? Unsanft stoße ich sie weg und frage schroff: „Wo ist er?“ Annabelle stolpert nach hinten und sie wäre fast gestürzt, wenn Liam nicht gerade in diesem Moment um die Ecke gekommen wäre und sie blitzschnell aufgefangen hätte.

„Liam! Was für ein Glück, dass du mich aufgefangen hast, Schatzi!“, lallt sie und schaut ihm in die Augen. Er hilft ihr aufzustehen und sie lacht. „Hast du schon unseren Besuch gesehen? Kennst du die? Die sieht aber nicht glücklich aus!“ Ist sie etwa so dicht, dass sie mich nicht einmal wiedererkennt? Sie lächelt ihr sonst so schönes Lächeln, bei dem jeder Junge vor sich hin schmilzt, aber jetzt macht es mich noch wütender.

Erst jetzt schaut Liam auf. Seine Gesichtszüge verhärten sich und er sieht aus wie vor dem Schlag. Mir läuft ein Schauer über den Rücken. „Was willst du?“, fragt er kalt.

„Ist das jetzt ein Witz?“, frage ich ungläubig. Hat er mich gerade ernsthaft gefragt, was ich hier will? Seit wann ist er so unsensibel? „Falls du dich noch erinnern kannst, du hast mich geschlagen!“ In mir brodelt die Wut wie in einem heißen Topf, der gleich überläuft. „Ich war einen ganzen Tag im Krankenhaus!“, füge ich noch hinzu, um ihm ein schlechtes Gewissen zu machen.

Aber leider wirkt das nicht.

„Willst du jetzt heulen?“, fragt er spöttisch. So kenne ich ihn gar nicht. Liam war nie spöttisch. Ist das jetzt sein wahres Gesicht? Ich hoffe es wirklich nicht.

„Du weißt gar nicht, wie sehr du mich verletzt hast, oder?“ Ich bemühe mich, nicht in Tränen auszubrechen. Dann würde er mich für schwach halten. „Ich möchte nur eine Antwort. Wieso hast du das getan?“

Kurzes Schweigen.

„Du kennst mich gar nicht.“ Ja, das glaube ich auch langsam. Aber das gebe ich nicht zu.

WoodkissWhere stories live. Discover now