Kapitel 47.

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„Er!“, knurre ich wütend und höre gar nicht mehr dem Fernseher zu. Seth kam mir bei unserer ersten Begegnung sehr nett vor. Außerdem hat er doch überhaupt keinen Grund, mich so fertig zu machen!

Erschrocken schaut Heather mich an. „Was ist?“, fragt sie verwirrt. Ich kann nicht fassen, dass sie nicht weiß, was ich meine. Sie sieht mich nur stirnrunzelnd an.

„Er war es, der die Lügen über mich erzählt hat!“, schreie ich lauter als beabsichtigt.

„Was redest du da?“, fragt Heather verständnislos. „Das war doch nicht Seth! Das würde er nie tun!“

„Und wer war es dann?“, rufe ich wütend. Wieso versteht sie nicht?

„Der andere Moderator!“, sagt sie, als müsste ich das wissen.

Jetzt bin ich diejenige, die sie stirnrunzelnd schaut. Und dann fällt es mir plötzlich wieder ein: Es gibt zwei Moderatoren. Das habe ich total vergessen! „Oh nein!“, stöhne ich und spüre, wie ich im Gesicht rot werde. „Tut mir Leid!“, murmle ich und sinke wieder auf das Bett. Heather richtet ihren Blick nur wieder zum Fernseher und schnaubt leise. „Ich bin gerade nur ziemlich wütend auf den Sender“, erzähle ich ihr.

„Ich auch“, antwortet sie nur unbeeindruckt und schaut nicht einmal her.

Damit ist das Gespräch wohl beendet.

Wir hören nur stumm den Moderatoren im Fernsehen zu sehen betroffen Bilder von unserem Suchtrupp, die uns gerettet haben. Sie verlieren kein einziges Wort über den Streit, von dem Jayden mir erzählt hat. Aber das ist ja klar. Wieso sollten sie das auch zeigen, wenn ein Teilnehmer, der gleichzeitig der Sohn des Mannes ist, der die ganze Tour leitet, beschuldigt wird, den Suchtrupp manipuliert zu haben.

Ich höre, wie der Moderator, der nicht Seth ist, sagt, dass ich als letzte gefunden wurde. Er fügt noch hinzu: „Das Mädchen war schwer zu finden, weil sie beim Absturz halb unter einen Busch gefallen ist, der sie verdeckt hat.“ Gleichzeitig werden Bilder von mir gezeigt, wie ich bewusstlos auf dem Boden liege und nur eine Hälfte meines Körpers hinter einem Busch hervorschaut.

Ich bin froh, dass dem Moderator heute wohl nichts Böses eingefallen ist, mit dem er mich hätte schikanieren können.

- - -

Heather schüttelt mich so lange, bis ich aufwache. Sie will ihre „Nachtwanderung“ tatsächlich durchziehen! Stöhnend erhebe ich mich aus dem Bett, das noch härter ist, als die Isomatten im Bus. Ich bin gerade erst eingeschlafen. Mein Arm hat mich lange vor Schmerzen wach gehalten.

Aufgeregt leuchtet Heather mit ihrer Taschenlampe im Raum herum. Der Wecker auf dem Nachttischchen neben dem Bett zeigt 23:58 Uhr an. Jetzt würde ich nichts lieber tun, als friedlich in meinem Bett zu liegen und zu schlafen. Aber ich tue es Heather zu Liebe. Und ich bin auch selbst ein bisschen neugierig.

Ich ziehe mir eine Jacke über die Jogginghose mit dem T-Shirt, das Helene mir von Johanna gegeben hat, weil ich ja nichts mehr habe. Von meinen Sachen, die ich beim Flug dabei hatte, ist nichts mehr übrig.

„Uuuuhh wir sehen bestimmt gleich einen Geist!“, lacht Heather und leuchtet sich mit der Taschenlampe von unten ins Gesicht, sodass es unheimlich aussieht. Ich ignoriere sie einfach mehr oder weniger, weil ich noch halb schlafe.

Sie öffnet die Türe so langsam, dass man ein lautes Knarzen hören kann. „Ich finde es nicht richtig, dass wir nachts in einem fremden Haus herumschleichen!“, sage ich.

„Was soll den passieren?“, fragt sie grinsend.

„Es wird schon einen Grund haben, dass Benjamin uns den linken Flügel nicht gezeigt hat!“

WoodkissWhere stories live. Discover now