Aufgrund meiner Erkältung ging es mir schlechter als ich geahnt hatte und so bedankte ich mich herzlich, als Tess mir am Frühstückstisch eine riesen Tasse Tee vor die Nase stellte.
"Keine Sorge, ich päppel dich wieder auf bis meine Eltern zurück sind.", sagte sie mit einem Grinsen und ich lächelte froh. Ich fühlte mich komischerweise total wohl bei Tess, obwohl wir uns erst seit vorgestern kannten. Das hatte ich noch nie gehabt. Ich kannte es von mir, dass ich mich eher zurückhielt wenn es darum ging auf neue Leute einzugehen, zudem hatte ich nie eine wirklich beste Freundin gehabt, so dass mir diese Vertrautheit zwischen uns eigentlich fremd vorkommen sollte.
Klar, in der Schule hatte man ein paar gehabt mit denen man klar kam, aber es waren keine Menschen an die ich in letzter Zeit sonderlich oft gedacht hatte. Aber Tess hatte mich mit ihrer Art von Anfang an komplett in ihren Bann gezogen, dass es einfach so funktionierte.Ich musste kurz an Noah denken, zu dem ich als einzigen noch eine bessere Bindung gehabt hatte. Er wohnte in meiner Nachbarschaft, nur eine Straße weiter als ich und wir hatten oft was zusammen unternommen, wenn es mir phasenweise mal wieder richtig dreckig ging. Meine Eltern jedoch waren nicht immer begeistert von unserer Freundschaft gewesen, weil ich mich ihnen so oft entzogen hatte und sie ihn schlecht einschätzen konnten. Meine Eltern hassten es, wenn sie nicht genau wussten was ich trieb, vor allem meine Mutter. Wenn ich so überlegte, war Noah der Einzige, der ansatzweise ahnte was Zuhause bei mir los war und es versetzte mir ein schlechtes Gewissen, dass ich in letzter Zeit so gar nicht an ihn gedacht hatte. Verabschiedet hatte ich mich auch nicht. Ob er sich Sorgen machte?..
Tess riss mich aus meinen Gedanken, als sie sich mit einem polterndem Geräusch gegenüber von mir auf den Stuhl fallen ließ und zeitgleich ein warmes Toast auf meinem Teller landete.
"Bedien dich, mein Gast.", sagte sie und sogleich biss sie in ihr Toast, auf dem eine schon geschmolzene Schicht Butter auszumachen war.
Ich schmunzelte über ihre laute, hobelige und direkte Art und griff nach dem Honigglas, um meinen Tag mit etwas mehr Süße zu starten."Was sind denn nun unsere "in- die Geschichte -einfließenden -Pläne"?, wollte ich auf ihre übertriebene Aussage zurückgreifen, doch Tess wackelte nur verschwörerisch mit den Augenbrauen. "Tja, das wüsstest du wohl gerne." Und so ließ sie das Thema einfach offen im Raum stehen und drängte mich nach dem Frühstück schnell meine Schuhe anzuziehen.
Es war natürlich richtig kalt und dunkel draußen, da es gerade mal acht Uhr Morgens war und ich verstand einfach nicht wieso wir nicht hätten warten können, bis wenigstens die Sonne aufgegangen war. Aber Tess lief in eiligen, großen Schritten voraus, während ich quälend langsam hinterher kämpfte.
"Du wirst es lieben.", sagte sie bloß überzeugt, als ich jammernd zu ihr aufholte. Ich war einfach kein Morgenmensch.
Nach einer guten Viertel Stunde in der wir in die Stadt gelaufen waren, kamen wir vor einem hohen Gebäude zum stehen, welches aussah wie eines dieser Firmen Gebäude mit unzähligen Arbeitszimmern, Computern und einer großen Fenster Aussicht über die Stadt.Ich war etwas außer Atem, doch Tess zog mich unnachgiebig durch die Eingangstür und stampfte mit ihren langen Beinen und den Springerstiefeln auf den Fahrstuhl zu.
Ich sah mich unwohl um, während wir auf den Aufzug warteten und bemerkte wie ein paar Männer in schicken Anzügen uns kritisch musterten. Ich zupfte an Tess's Jackenärmel, während sie ungeduldig mit dem Fuß wippte und leise über den "lahmen" Aufzug fluchte.
"Ich glaub wir sind hier nicht erwünscht.", flüsterte ich und nickte unauffällig in Richtung der Männer.
Die Türen des Aufzugs öffneten sich mit einem leisen 'pling' und Tess zuckte gleichgültig mit den Schultern. "Ach, die mögen es bloß nicht, dass ich hier ständig auftauche, weil ich mit meinen verräucherten Klamotten nicht hier rein passe." , sagte sie und fügte noch ein: "Vor allem nicht als die Tochter des ehemaligen Chefs", hinzu."Dein Vater hat hier gearbeitet?!", platze es aus mir heraus und sie verzog bloß das Gesicht seufzend. "Ja, aber schon seit zwei Jahren nicht mehr. Frag bloß nicht, ist ne komplizierte Geschichte. Seit dem sind die nicht mehr gut auf uns zu sprechen"
Ich nickte langsam und etwas verständnislos. Wer wollte hier nicht sein Geld verdienen? Sah so aus, als würde man hier viel Kohle kriegen. Auch wenn der Job wahrscheinlich nicht mal was für mich gewesen wäre.
DU LIEST GERADE
HE WILL SEND HIS ANGELS
Paranormal[*Longlist Wattys2018*] "Er kam wie vom Himmel geschickt. Trat in mein Leben und prägte es. War mein Anker in der Not und bewahrte mich vor einem Absturz in das schwarze Loch der Verzweiflung. Doch dann verschwand er, -nichts wies auf seine Existenz...