19 - Veränderung

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Wir hatten bis spät in die Nacht getanzt. Zuerst hatte ich mich etwas zaghaft angestellt und wollte nicht so recht aus mir heraus kommen, aber spätestens als wir als ganze Gruppe nur noch tanzten, als gäbe es das Wort "Taktgefühl" nicht, ließ ich mich von der Stimmung mitreißen.
Meine Eltern waren schon vorgefahren, da Marleen versprochen hatte mich auf der Rückfahrt mitzunehmen und Zuhause abzusetzen. Mir war das nur Recht gewesen, so konnte ich ohne komische Zwischenfälle nach Hause und auch mit dem Gefühl schlafen gehen, den perfekten Übergang ins neue Jahr gehabt zu haben, ohne dass mir das jemand kaputt machte.

Nun lag ich in meinem Bett, vollkommen ausgeschlafen. Die Sonne tanzte durch die hellen Gardienen und fiel auf meine Bettdecke. Wie vieles sich doch in der letzten Zeit verändert hatte. Ich musste daran denken, wie fertig es mich gemacht hatte, als ich ständig auf der Flucht war. Erst jetzt realisierte ich, dass ich am allermeisten auf der Flucht vor mir selbst gewesen war.

War es nicht unglaublich, dass ich nun hier war und den starken Drang hatte, all den Müll in meinem Leben aufzuräumen?

Sofort dachte ich an Tess. Es gefiel mir überhaupt nicht, dass wir so im Streit auseinander gegangen waren. Rückblickend tat es mir einfach nur noch weh, wie wir uns gestritten hatten. Wie ich ausgerastet war und sie angeschrien habe. Ich war verletzt und gelähmt gewesen wegen ihrem Verhalten, aber inzwischen schien mir das alles so nichtig. Ich war mir nun sicher, dass sie das so auch nicht gewollt hatte. Ich traf einen Entschluss: Ich würde ihr schreiben.

Ich griff nach meinem Handy, dass ich in letzter Zeit gar nicht mehr benutzt hatte und zog den Zettel hervor, auf den Tess ihre Nummer gekritzelt hatte. Schnell speicherte ich ihre Nummer ein und tippte eine Nachricht an sie:

10:03

Hey, Tess. Ich wollte nicht, dass wir so auseinander gehen. Ich weiß noch nicht ob ich in der Lage bin dir zu verzeihen, aber ich würde sehr gerne. Bin inzwischen wieder bei meinen Eltern. Meld dich!

- Ella

Meine Gedanken schweiften zu Mom. Ich konnte immer noch nicht glauben, was gestern passiert war. Ein mulmiges Gefühl regte sich in mir als ich daran dachte, wie glücklich ich in dem Moment wurde. Konnte ich der Sache trauen? Durfte ich es mir überhaupt erlauben Hoffnungen zu pflegen? Es war ein hohes Risiko sich auf die Sache einzulassen.

Es war wie, wenn man sich mit seinem ganzen Gewicht auf etwas stützen musste, damit es auch funktionierte. Aber sollte dies der Fall sein, war auch fallen nicht mehr weit. Es half nichts bloß einen Fuß auf das Brett zu stellen, ich musste mit beiden darauf stehen. Aber sollte das Brett einen Knacks kriegen und nur die leisesten Anzeichen von Morschheit aufweisen, war ich verloren. - Was konnte mich dann noch vom fallen hindern?

Ich kramte den Schlüssel von Kjetiils Wohnung erneut hervor. Nachdenklich drehte ich ihn in meinen Fingern und drückte ihn dann bedächtig an mich. "Wie soll ich dir den bloß zurückgeben?", murmelte ich. Ich kniff die Augen zusammen und versuchte mich an sein Gesicht zu erinnern.
Mit Schrecken musste ich feststellen, dass ich es nicht mehr klar vor mir sehen konnte! Traurig verzog ich das Gesicht. "Keine Chance.", dachte ich.

Plötzlich roch es stark nach Kaffee.

Ich blinzelte irritiert und testete die Luft, bis ich die gluckernde Kaffeekanne von unten hörte und ich seufzend den Schlüssel wegtat. -Natürlich. Die Kaffeemaschine, was denn sonst?

Nur zögerlich wagte ich mich in die Küche und entspannte mich etwas, als ich meine Mutter darin ausmachte, die dabei war sich den Kaffee in ihre Lieblingstasse zu schütten. Allerdings war ich vorsichtig und unauffällig, wie zuvor auch immer. Ich nickte ihr bloß kurz als Guten Morgen- Gruß zu und huschte dann zum Kühlschrank um mir die Sachen zu holen, die ich für mein Frühstück brauchte.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 02 ⏰

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