18 - Silvester 3.0 - Komme, was wolle!

41 4 7
                                    

Komme, was wolle!

Als wir den Saal verließen war ich gefüllt mit Dankbarkeit und Zuversicht. Es war so gut gelaufen! Nie hätte ich gedacht, dass das Gespräch so eine Wendung nehmen würde.

Ich hatte vorgehabt meiner Mutter klar zu machen, dass sich ab dem neuen Jahr einige Dinge ändern würden. Dass ich nicht mehr bereit war, unter diesen Umständen zu leben. Und dann war es meine Mutter gewesen, die das erste Mal in ihrem Leben den ersten Schritt der Veränderung ging!

Im Inneren dankte ich Gott still, dass er meine Gebete und auch das von Noah so schnell erhört hatte. Ich war überwältigt, wie schnell und präzise sich die Dinge fügen konnten, dass Gott so viel näher zu sein schien, als ich immer dachte.

Und zum ersten Mal verstand ich auch, was Kjetill mir hatte sagen wollen: Hinter all der Zerbrochenheit und dem Hass steckten auch nur notbedürftige Menschen, die irgendwann mal selbst an etwas zerbrochen waren. Das Leid, was wir so schnell auf jemanden abschieben wollten, war in Wirklichkeit nicht auf jemanden zurückzuführen. Meine Mutter hatte ihren Lebensfrust auf mich abgewälzt, aber nur weil ihre Mutter ihr genauso ihre Liebe verwährt hatte. Konnte sie überhaupt wissen, was wahre Liebe war? Und auch Mamas Mutter,- meine Großmutter hatte viel leiden müssen und wer weiß, was in ihrem Leben alles zuvor zerstört wurde.

Ein Gedanke kam ganz leise in mir hoch. Er war so präzise und klar, dass ich mich wunderte woher er kam.

Dafür kam Jesus. Damit der Kreislauf der Schuld ein Ende nimmt.

Als ich wieder zu Noah stieß, war die Party bereits im vollen Gange. Wie lange waren wir weg gewesen?

Es lief aufgeweckte Musik, die Anwesenden jubelten und klatschten begeistert in die Hände, während vorne von einer Gruppe Kinder eine süße und gleichzeitig chaotische Choreografie vorgeführt wurde. 

"Da bist du ja!", rief Noah begeistert und kam sofort auf mich zu. "Und, wie ist's gelaufen? Konntest du ein paar Dinge klären?"
Ich lächelte froh. "Ich bin so überwältigt, es war ganz anders als ich dachte! Ich weiß nicht wie das passieren konnte, aber es war so etwas wie eine Versöhnung, glaube ich.."

"Was? Das ist ja super!", rief Noah sofort erfreut aus, aber ich stoppte ihn schnell, bevor er sich falsche Illusionen machte: "Das heißt nicht, dass ich ihr verziehen habe! Es ist eher wie ein Anfang, ein kleiner Start, weißt du?..es ist zu viel kaputt gegangen, als dass die Wunden so schnell wieder heilen könnten..", sagte ich bedacht. "Ja, natürlich! Das erwartet auch niemand. Aber ein Anfang ist alle mal besser, als gar keiner!"

Ich betrachtete sein aufgewecktes Gesicht, die blauen Augen, die nur so von Begeisterung sprühten. "Danke, Noah. Du hast mich ermutigt mit ihr zu reden. Ich glaube deine Mutter hat das gleiche bei Mom bewirkt. Deine Familie ist ein echter Segen. Ich glaube Gott benutzt dich für ganz viele Dinge, ich meine allein dass ich jetzt hier mit meinen Eltern bin ist unfassbar."

Ich sah, dass es ihm gut tat das zu hören. Sein Grinsen verwandelte sich in ein fast schon schüchternes Lächeln und ich meinte eine leichte Färbung seiner Wangen zu sehen.

"Komm, lass uns zu den anderen gehen." sagte er mit einem Nicken, das so etwas sagte wie: "Ist doch selbstverständlich."
"Welche anderen?", fragte ich überrascht. Er nahm mein Handgelenk und zog mich zielstrebig durch die Menge an den Tischreihen vorbei, bis wir an einen der hinteren Tische gelangten. Ein Haufen Jugendlicher von ungefähr sieben Leuten saß dort, welche sich angeregt unterhielten und lachten.

Ich wusste gar nicht wie mir geschah, da sagte Noah auch schon: "Hey Leute, das ist Ella!"

Schock breitete sich in mir aus und die leichte Panik kehrte zurück die mich daran erinnerte, welchen Stempel ich hatte. Mist! Musste Noah mich so vor seinen Freunden bloßstellen?

HE WILL SEND HIS ANGELSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt