Von Tag zu Tag hatte ich mehr das Gefühl, dass hier irgendetwas vollkommen falsch lief. Ich freute mich immer weniger auf meine Arbeit, was nicht zuletzt daran lag, dass diese bedeutete, mit Harry zusammen sein zu müssen.
Grummelnd zog ich mir die Decke über den Kopf. Ich wollte nicht aufstehen, um mir nur wieder Beleidigungen von Harry anzuhören, zumal der heutige Dreh erst nachmittags anfangen würde.
Also beschloss ich, das Frühstück ausfallen zu lassen und einfach noch im Bett zu bleiben.
Vielleicht konnte ich eine neue Serie anfangen oder meine Eltern noch mal anrufen? Ich hatte sie gestern ohnehin nicht noch einmal angerufen und sie damit ohne neue Informationen über mich und den Dreh warten lassen, doch andererseits bezweifelte ich auch, dass sie beruhigt sein würden, wenn ich ihnen die Wahrheit erzählen würde. Ich musste also lügen und so tun, als sei alles in bester Ordnung, was mir jedoch gar nicht so einfach fiel. Ich hasste es, meine Eltern anlügen zu müssen, daher schob ich das Gespräch immer weiter auf. Bald würden sie sich wohl Sorgen machen ...
Da ich mir vorgenommen hatte, den Vormittag in meinem Zimmer zu verbringen, machte ich mir nicht die Mühe, mich anzuziehen. Dafür würde ich später noch Zeit genug haben.
Also lag ich in meinem weichen Schlafhemd im Bett, hörte Musik und hatte genug Zeit, mich selbst zu bemitleiden. Warum hatte ich diesen verfluchten Job noch einmal angenommen? Um meinen Ruf zu verbessern und meine Reichweite zu erhöhen? Was brachte mir das, wenn mir die Arbeit dafür keinen Spaß mehr machte? Ich wollte nicht als eine der verbitterten Leute enden, die nur wegen des Geldes arbeiteten und keine Freude an ihrem Job finden konnten.
Allerdings machte mir das Schauspielern ja eigentlich Spaß, nur eben nicht, wenn ich mit solchen Idioten wie Harry zusammenarbeiten musste.
Doch, wie meine Mutter immer gerne sagte: 'Idioten gibt es immer. Man muss nur lernen, wie man mit ihnen umzugehen hat.'
Ich wusste absolut nicht, wie ich mit Harry umgehen sollte, aber ich würde mir wohl oder übel etwas einfallen lassen müssen, wenn ich den restlichen Dreh noch überstehen wollte.
Um elf Uhr klopfte es schließlich an der Tür.
Ich erwartete Amira oder Lena, vielleicht sogar Emily, obwohl ich mir noch immer nicht ganz sicher war, ob sie mich mochte oder nicht. Man konnte nur schlecht einschätzen, wen sie überhaupt mochte, da sie sich immer ein wenig von allen anderen isolierte.
Seufzend stand ich vom Bett auf. Ich wollte heute nichts mit ihnen unternehmen, aber sie einfach zu ignorieren und vor meiner Tür stehen zu lassen, fand ich auch unfair.
„Heute ni-", ich brach mitten im Wort ab und hob meinen Kopf ein wenig, sodass ich direkt in Harrys grüne Augen sah.
Mit verschränkten Armen hatte er sich gegen den Türrahmen gelehnt und musterte mich nun von oben bis unten.
Plötzlich kam mir das viel zu große Schlafhemd, das ich trug, unglaublich wenig vor.
„Schickes Hemd", meinte er mit einem überheblichen Lachen und schob sich ganz einfach an mir vorbei in mein Zimmer. „Ich wusste gar nicht, dass ihr solche winzigen Räume habt."
„Du interessierst dich wohl nicht sonderlich für andere Leute, was?", entgegnete ich und funkelte ihn wütend an. „Was willst du hier?"
„Du warst nicht beim Frühstück", stellte er fest, ohne auf meine Frage einzugehen, und setzte sich auf mein noch nicht gemachtes Bett.
„Richtig. Erstaunlich, dass dir das aufgefallen ist", erwiderte ich und ging zu meinem Schrank, um mir eine einfache, schwarze Hose und eine karierte Bluse herauszunehmen.
Dann verschwand ich im Bad.
Erleichtert, ihn nicht länger ansehen zu müssen, lehnte ich mich vorerst gegen die geschlossene Tür.
Was wollte er hier? Wieso platzte er plötzlich in mein Zimmer herein?
Da ich allerdings neugierig geworden war, beeilte ich mich mit dem Umziehen und fuhr mir nur kurz mit der Bürste durch die Haare, bevor ich wieder nach draußen trat.
Harry hatte sich mittlerweile auf meinem Bett breitgemacht, die Füße baumelten über den Rand hinaus.
„Gehen wir?", fragte er und setzte sich auf, sobald er bemerkte, dass ich das Badezimmer verlassen hatte.
„Wohin?", wollte ich verwirrt wissen.
Er stand auf und fuhr sich mit der Hand durch seine braunen Locken.
„Raus."
„Wohin?", hakte ich noch einmal nach, doch er verdrehte nur die Augen.
„Hör auf, mir deine nervigen Fragen zu stellen. Ich sagte, wir gehen raus, okay?", knurrte er und ich hatte das Gefühl, dass er schon wieder schlecht gelaunt war.
„Wieso?", fragte ich weiter.
Ich war viel zu verwirrt, um auf seine unhöfliche Ausstrahlung zu reagieren.
„Wir müssen noch viel für den Dreh besprechen", sagte er, zog eine Braue in die Höhe und legte seine Hand auf meinen Rücken, um mich zur Tür zu schieben.
Was war nur los mit ihm? Gestern war er noch froh gewesen, wenn er keinen Kontakt zu mir haben musste und heute wollte er freiwillig mit mir etwas zu unserer Arbeit besprechen?
„Woher der plötzliche Stimmungswandel?", meinte ich dann.
Ich konnte es mir tatsächlich nicht erklären.
Harry, der nach der Türklinke gegriffen hatte, erstarrte in der Bewegung und drehte sich zu mir um.
„Weil ich es so will", war seine wenig aufschlussreiche Antwort.
Damit lenkte er mich aus der Tür hinaus auf den Flur. Er trug einen beigefarbenen Mantel, dessen Kragen er nun aufstellte.
„Du hattest noch kein Frühstück, richtig?", vergewisserte er sich und ich nickte.
Dann sah ich ihn fragend an.
Er bemerkte den Blick und zuckte mit den Achseln. „Ich lade dich zum Essen ein."
Was zum Teufel war nur in ihn gefahren?
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Annie || h.s. ✓
FanfictionEigentlich war Annie gar nicht so abgeneigt davon, One Direction bei dem Musikvideodreh von A.M. persönlich kennenzulernen, aber das erste Treffen mit den Jungs wird zur absoluten Enttäuschung. Vor allem Harry ist so von seinem Erfolg berauscht, das...