Auf den Dreh zusammen mit Amira, Louis und Harry hatte ich heute überhaupt keine Lust.
Vor allem nicht nach gestern, da Harry und ich uns schon wieder gestritten hatten. Wir hatten uns gestritten, geküsst und gleich darauf wieder gestritten.
Über meine Gefühle war ich mir schon längst nicht mehr im Klaren, denn die vergangenen acht Tage waren mir wie eine wilde Achterbahnfahrt vorgekommen.
Als es an diesem Morgen an der Tür klopfte, erwartete ich fast schon, dass ich dort Harry vorfinden würde, der sich ein weiteres Mal bei mir entschuldigen wollte und zugegeben freute ich mich sogar ein klein wenig darauf, doch es war nur Amira, die mich mit einem strahlenden Lächeln auf den Lippen begrüßte und dann in mein Zimmer schlüpfte.
Ihr kleiner Hund folgte ihr auf Schritt und Tritt.
„Na, Süße?", meinte sie und zog mich in eine stürmische Umarmung. „Heute ist Drehtag."
„Das weiß ich", seufzte ich und ließ mich auf mein Bett fallen.
Gestern hätten wir uns eigentlich Gedanken über die heutige Szene machen sollen, doch nach der ganzen Streiterei war ich einfach nicht mehr dazu in der Lage gewesen, einen klaren Gedanken zu fassen.
Auch Amira hatte nach den gestrigen Beleidigungen sehr verletzt ausgesehen und es wunderte mich fast schon, dass sie nun wieder so heiter wie immer war.
Der kleine Chico tippelte währenddessen im Zimmer umher und schnüffelte an meinem Bein, was ich allerdings nicht weiter zur Kenntnis nahm.
„Hast du auch einen Hund?", fragte mich meine Kollegin – und mittlerweile vielleicht sogar Freundin – neugierig, worauf ich allerdings den Kopf schüttelte.
„Ich bin mehr der Katzentyp."
„Das ist Harry auch", sagte sie augenzwinkernd und ich verdrehte mit einem Stöhnen meine Augen.
„Fang mir bitte nicht damit an!", jammerte ich. „Lassen wir das Thema Harry am besten so lange wie möglich auf sich beruhen."
Verständnisvoll tätschelte sie mir die Schulter, bevor sie ihren Hund auf den Schoß nahm und kuschelte.
„Hast du dir schon Gedanken darüber gemacht, wie wir Mr Winston heute vorspielen können, dass wir uns gestern ernsthaft Gedanken über den Dreh gemacht haben?", fragte sie dann und gab ihrem Hund dabei einen dicken Kuss auf die Schnauze.
„Nein, nicht im Geringsten", antwortete ich ehrlich.
Amira überlegte ein wenig, bevor sie dann enthusiastisch meinte: „Wir könnten Federball spielen gehen!"
„Sicher", entgegnete ich sarkastisch. „Federball. Das ist die Aktivität, die man sich unter einem romantischen Date vorstellt. Und vor allem: Stell dir Louis und Harry beim Federball spielen vor!"
Ihre Mundwinkel verzogen sich nach unten. „Vielleicht hast du ja Recht ..."
„Wie wäre es mit einem Spaziergang durch den Park?", schlug ich vor, doch das dunkelhäutige Mädchen schüttelte sofort den Kopf, sodass ihr Afro hin und her wackelte.
„Das kann man doch nicht zu viert machen! So etwas macht man, wenn man zu zweit ist."
Wir schwiegen eine Weile und dachten dabei nach.
„Essen gehen?", schlug ich dann vor.
Amira zuckte mit den Achseln. „Wenn uns nichts Besseres einfällt, wäre das immerhin eine Variante, wo wir nicht viel reden müssten."
„Andererseits sieht es aber auch immer sehr förmlich aus", gab ich zu bedenken.
Wieder schwiegen wir.
Unsere Stille wurde durchbrochen, als es an meiner Zimmertür klopfte.
Zögerlich stand ich auf und ging zur Tür.
Wenn Harry jetzt kam, um sich zu entschuldigen, war der Moment wirklich sehr unpassend. Amira gingen unsere Gespräche nämlich nichts an.
Es war tatsächlich Harry, der hinter der Tür stand, doch er zog mich sofort hinaus auf den Flur.
„Wir kochen", teilte er mir grinsend mit.
Verwirrt blickte ich mich um und sah Amira, die auf den Gang getreten war.
Außerdem befanden sich auf dem langen Flur noch zwei weitere Personen: Eleanor und Louis.
„Was?", fragte ich und zog die Stirn in Falten. „Was kochen wir denn? Und wieso?"
„Wenn dich Mr Winston fragt, sag ihm, wir hätten die Idee schon gestern gehabt und natürlich auch geprobt. Wir üben uns heute nämlich in Improvisation, musst du wissen."
Er grinste noch breiter, während Louis mittlerweile zu uns aufgeholt hatte.
„Die Idee stammt von Eleanor", betonte er stolz.
Amira war währenddessen ein wenig hinter uns geblieben, doch Louis' ehemalige Freundin hatte sich ihrer angenommen und nun quatschten die beiden, als wären sie alte Bekannte.
„Mr Winston und das Kamerateam warten schon im Stockwerk über uns. Wir kochen in meinem Apartment", erklärte Harry weiter. „Und wir setzen alles daran, so verliebt und glücklich wie nur möglich auszusehen."
Ich war noch immer ein wenig beleidigt wegen gestern, deshalb fiel meine Antwort eher patzig aus. „Ich bin ja nicht blöd. Das haben wir den ganzen Dreh schon so gemacht."
„Wirklich?", mischte Louis sich ein. „Du kamst mir bisher nämlich nicht wie die hellste Leuchte vor."
Fassungslos starrte ich ihn an.
Fing er jetzt also auch noch damit an, mich zu beleidigen? Na danke auch!
Doch bevor ich etwas darauf erwidern konnte, meinte Harry schon: „Halt die Klappe, wenn du nichts Schlaues von dir zu geben hast, Lou. Deine Sprüche sind mehr als nur unangebracht."
Wir beide sahen ihn perplex an.
Dass ich diese Worte jemals aus Harrys Mund hören würde, hätte ich auch nie erwartet, aber ich nahm es als ein gutes Zeichen an.
Vielleicht, überlegte ich mir, konnte ich das sogar als eine Entschuldigung durchgehen lassen. Schließlich hatte er mich soeben vor seinem besten Freund verteidigt und sowohl dessen Blick als auch meiner eigenen Erfahrung nach zu urteilen, machte er das nicht gerade oft.
Die ganze Sache war jetzt schon mehr als kompliziert. Wir kannten uns gerade einmal neun Tage und hassten uns gegenseitig.
Allerdings war mittlerweile auch eine gewisse Vertrautheit zwischen uns zu spüren, die ich vorher noch nie so schnell zu irgendeiner Person aufgebaut hatte.
DU LIEST GERADE
Annie || h.s. ✓
ФанфикEigentlich war Annie gar nicht so abgeneigt davon, One Direction bei dem Musikvideodreh von A.M. persönlich kennenzulernen, aber das erste Treffen mit den Jungs wird zur absoluten Enttäuschung. Vor allem Harry ist so von seinem Erfolg berauscht, das...