Nachdem Harry mich gestern Abend noch zu meinem Zimmer begleitet, mir eine gute Nacht gewünscht und mir einen Kuss gegeben hatte, wusste ich nun nicht, in welcher Beziehung wir zueinander standen.
Ich erkannte mich selbst nicht wieder, denn normalerweise trennte ich Berufliches strikt von Privatem, doch Harry und ich hatten diese Grenze eindeutig überschritten.
Der Lockenkopf hatte es mir angetan, anders konnte ich mir nicht erklären, dass er mich letzte Nacht in meinen Träumen besucht hatte und ich am heutigen Morgen sehr enttäuscht gewesen war, als mein Wecker mich aus meinem Schlaf gerissen hatte. Es war ein wunderschöner Traum gewesen und so langsam fragte ich mich, ob diese Fantasie nicht doch Wirklichkeit werden konnte.
Fertig angezogen schritt ich die Treppen hinunter zum Frühstücksbereich.
Insgeheim hoffte ich, Harry würde noch nicht wach sein, damit ich ihm die Entscheidung, ob er sich zu mir setzen würde, überlassen konnte.
Andererseits aber wollte ich ihn so schnell wie möglich wiedersehen, mit ihm reden und somit auch den Fragen der anderen, die sie gestern noch nicht stellen konnten, aus dem Weg gehen.
Als ich jedoch um die Ecke bog, kam alles anders, als erwartet, denn anstatt Harry oder meiner Kolleginnen saßen Louis und Eleanor an einem größeren Tisch und unterhielten sich lachend.
Diese Situation war tatsächlich noch dümmer, als alle anderen erdachten, denn nun wusste ich wirklich nicht, was ich machen sollte. Sie schienen im Moment beide die Anwesenheit des anderen sehr zu genießen, da wollte ich ihre Zweisamkeit eigentlich nicht stören, allerdings könnten sie es auch sehr unhöflich auffassen, falls sie bemerken sollten, dass ich mich nicht zu ihnen gesetzt hatte.
Ich beschloss, das heutige Frühstück sehr langsam angehen zu lassen und auf ein Zeichen zu hoffen, das mir dieses Dilemma abnehmen würde. In Zeitlupe löffelte ich also ein wenig Müsli in meine Schale – benutzte dabei einen Teelöffel –, überlegte dann, obwohl ich schon genau wusste, welches Obst ich dazu essen wollte und tat anschließend so, als würde keine Milch aus dem Behälter kommen.
„Kann man dir helfen?", wurde ich dabei angesprochen und als ich erschrocken herumfuhr, sah ich direkt in Harrys schelmisch funkelnde, grüne Augen.
Ich schüttelte den Kopf und drehte mich wieder weg.
„Danke, das geht schon", antwortete ich und drehte den Behälter jetzt erst auf, damit auch überhaupt etwas Milch herausfließen konnte.
Der Braunhaarige allerdings legte mir beide Hände auf die Schultern, schob mich zur Seite und nahm mir das Behältnis aus der Hand, um mir wie ein Gentleman zu helfen.Vorsichtig probierte er mir etwas einzuschenken und wurde sofort überrascht, als nicht gerade wenig Flüssigkeit in meine Schale floss. Gerade so konnte er die Kanne wieder aufrichten, bevor es übergeschwappt wäre, drehte sich dann zu mir und zog eine Augenbraue empor.
„Bist du noch müde oder was war gerade dein Problem?", fragte er lachend und nahm sich währenddessen etwas Joghurt zu seinem Müsli.
Ich sah zu den beiden anderen im Raum, welche uns jedoch nicht beachteten.
„Ich wollte Louis und Eleanor nicht stören", gab ich schlussendlich zu und der Lockenkopf drehte sich schließlich auch kurz um.
„Du hättest dich ja nicht zu ihnen setzen müssen", sagte er schulterzuckend und nahm sich eine Banane, um diese klein zu schneiden und unter seinen Joghurt zu mischen.
Wieder einmal merkte ich, dass Harry und ich Konflikte komplett anders wahrnahmen und völlig unterschiedliche Vorgehensweisen hatten, an ein Problem heranzutreten und dieses zu lösen.
Doch vielleicht waren es auch diese Unterschiedlichkeiten, die es ermöglichten, dass wir uns so gut ergänzten.
„Das wäre unhöflich gewesen", tadelte ich ihn letztendlich doch und er kugelte die Augen, während wir weiter zu den Säften gingen.
„Du machst dir immer viel zu viele Gedanken", meinte er, schüttete sich Orangensaft ein und bot mir so die Gelegenheit, sein Profil zu mustern.
Machte ich mir auch etwa einen zu großen Kopf um uns? Um das, was ich meinte, zwischen uns zu fühlen und um alles, was er tat?
Ich musste schlucken bei dem Gedanken, dass ich Harry doch nicht so gut kannte, wie ich dachte und ich für ihn nur ein weiteres Mädchen gewesen sein könnte, das er erobert hatte.
Eben dieser bemerkte meinen Blick, drehte seinen Kopf und lächelte mich leicht an.
„Aber genau das ist es, was dich so einzigartig macht", wisperte er mir zu und es schien, als würde er all meine Bedenken kennen. Mit nur einem Satz schaffte er es, diese zu beseitigen und mich sekündlich wieder besser fühlen zu lassen.
Ich lächelte zurück und drückte ihm einen Kuss auf die Wange, was ihn grinsen ließ, wodurch sich seine Grübchen abzeichneten.
„Möchtest du auch?", sprach er dann und reichte mir nach einem Nicken meinerseits mein Glas.
Zusammen durchquerten wir den für mich immer kleiner wirkenden Raum, wobei ich leicht hinter ihm blieb, da ich noch immer nicht wusste, was ich tun sollte.
Harry allerdings schien sich diese Gedanken nicht zu machen, denn wie selbstverständlich hielt er auf den Tisch in der hinteren Ecke des Frühstückraums zu und stellte nicht gerade leise seinen Teller auf dem gegenüberliegenden Platz von Louis ab.
Dieser wandte sich dadurch von Eleanor ab und begrüßte seinen Freund mit einem Kopfnicken, doch wenn ich es richtig erkannte, war der Blauäugige nicht gerade erfreut über unsere Anwesenheit.
Auch seine Freundin sah zu uns, wirkte jedoch eindeutig freundlicher und ich erwiderte ihren Blick, als ich mich neben Harry niederließ.
Eine kurze, unangenehme Stille trat ein, die mein Sitznachbar allerdings leicht grimmig unterbrach.
„Seid ihr wieder zusammen?", fragte er die beiden und obwohl es auf alle anderen sicherlich nicht so wirkte, sah ich, dass er sich bemühte, seine Worte halbwegs freundlich zu betonen.
Neugierig beäugte nun auch ich sie, aber die Angesprochenen schwiegen und sahen nur von uns zu einander.
Anscheinend hatte Harry mit dieser Frage einen Punkt getroffen, den die beiden selbst noch nicht besprochen hatten, was in mir das Gefühl hochkommen ließ, dass wir uns doch an einen anderen Tisch hätten setzen sollen.
Allerdings musste ich auch darüber nachdenken, was Harry antworten würde, wenn uns jemand diese Frage stellen würde.
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Annie || h.s. ✓
FanfictionEigentlich war Annie gar nicht so abgeneigt davon, One Direction bei dem Musikvideodreh von A.M. persönlich kennenzulernen, aber das erste Treffen mit den Jungs wird zur absoluten Enttäuschung. Vor allem Harry ist so von seinem Erfolg berauscht, das...