chapter ▴ II

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C h a p t e r ➳ 02
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Von dem Jungen blickte ich wieder zurück zu dem Schwert und dann wieder zu ihm. Er hatte mein Leben gerettet, doch noch war ich nicht so naiv zu glauben, dass er wirklich auf meiner Seite stand. Als er sich in Bewegung setzte, um sicherlich sein Schwert zu holen, schnappte ich es mir vorher und richtete es auf ihn. Er hob seine Arme an und zeigte mir seine offenen Handflächen, als Zeichen das er nichts vorhatte. Dennoch war ich misstrauisch, was ich von meiner Schwester gelernt hatte. Sie war auch immer so misstrauisch gewesen, zeitweise deutlich übertrieben, doch manchmal hatte es sich als gut bewiesen. Auf einmal drehte mir der Junge seine linken Handrücken zu, wo genau dasselbe Mal wie bei mir war, welches auch in einem türkisen Ton schimmerte.

„Ich bin ein Jäger wie du und ich glaube das wir noch nicht so tief gefallen sind, das wir uns gegenseitig anfangen zu töten. Jedoch ist dein Misstrauen sicherlich berechtigt“, sagte er und seine dunkle und tiefe Stimme verpasste mir eine leichte Gänsehaut. Er sah mich mit seinen dunklen braunen Augen und ich senkte langsam sein Schwert in meiner Hand. Im Moment stellte er keine Gefahr für mich da. Kurz fuhr sich der Junge durch seine braunen Haare, ehe er auf mich zu kam und dann seinen Arm ausstreckte. Ich reichte ihm sein Schwert und als er es wieder hatte, steckte er es kurz darauf schon wieder weg.

„Ich bin übrigens Damien“, sagte er und lächelte ein klein wenig. Als er sich vorstellte, entspannte sich mein Körper wieder und ich ließ das Messer wieder zurück in den Ärmel meiner Lederjacke sinken. Er hatte genau das gleiche Schicksal wie ich und jemanden wie mich hatte ich noch nie getroffen. Die einzigen Jäger, die ich kannte, waren meine Familie. Es tat gut jemanden zu treffen, der genau das gleiche durchmachte. Damien bückte sich jetzt neben die Leiche und holte sein Portmonee raus. Dort entfernte er das Geld und steckte es dann wieder zurück. Bei der anderen Leiche machte er genau das gleiche.

„Danke das du mich gerettet hast, Damien. Ich bin dir etwas schuldig“, sagte ich schließlich und er hob bei meinen Worten den Blick von dem Geld. Wieder umspielte ein kleines Lächeln seine Lippen und diesmal konnte ich nicht anders, als es zu erwidern.

„Scheint so als wolltest du weiterfahren. Ich könnte eine Mitfahrgelegenheit gebrauchen, denn sicherlich willst du auch zum neuen Königreich und damit den Wölfen folgen. Von mir aus kann ich auch fahren.“

Er hatte recht damit, dass ich weiter musste und anscheinend hatte er genau das gleiche Ziel wie ich. Also zuckte ich mit den Schultern und warf ihm die Schlüssel zu. Ein ganzes Jahr alleine zu sein, war für mich schon ziemlich erschöpfend gewesen, deshalb freute ich mich über jeden, der mich begleitete. Damien schnappte sich seine Tasche, die noch da lag, wo er eben gestanden hatte und warf sie ins Auto, ehe er auf den Fahrersitz stieg und ich mich auf den Beifahrersitz gleiten ließ. Er fuhr in dem alten rostigen Auto los und ich richtete meinen Blick auf die vorbeiziehende Landschaft.

„Wie heißt du eigentlich oder soll ich dich mysteriöse Jägerin nennen?“, fragte er mich schließlich und durchbrach damit die Stille, die sich über uns gelegt hatte. Mein Blick wandte sich von dem Fenster ab und richtete sich auf ihn. Er sah weiterhin konzentriert auf die Straße und warf mir nur ab und zu ein paar flüchtige Blicke zu. Für einen Moment betrachtete ich nur sein Seitenprofil und musste schon zugeben, das er ziemlich heiß aussah. Wahrscheinlich waren das nur die Hormone, die mit mir durchgingen, da ich ein Jahr lang niemanden getroffen hatte, dem ich mich so zeigen konnte, wie ich war. Wesen würden mich sofort töten und Menschen waren für mich zu schwach. Schließlich fiel mir wieder seine Frage ein.

„Mein Name ist Malia und ich bin alles andere als mysteriös“, antwortete ich schließlich und Damien sah mich etwas länger an. Ich schenkte ihm ein Lächeln und sah dann wieder aus dem Fenster heraus. Es fühlte sich seltsam den ersten Gleichgesinnten zu treffen und dann auch noch einen, der nicht nur charmant war, sondern auch noch gut aussah. Es wäre mir lieber gewesen, wenn es eine Frau gewesen wäre, dann würde ich jetzt nicht so denken. Leicht biss ich mir auf meine Unterlippe und versuchte diese Gedanken aus meinem Kopf zu verbannen.

„Ich habe seit einem Jahr niemanden mehr getroffen, der so ist wie ich. Ständig war ich allein und das hat mich regelrecht zerfressen von innen, weil ich all das mit niemanden teilen konnte. All die Last, die durch unser Schicksal auf uns lastete und nie weggehen wird. Dieses ständige Töten ist einfach nichts für mich und ich wünsche mir ein normales Leben, doch niemand von uns wird es jemals bekommen.“

Es war das erste mal, dass ich diese Gefühle, die ich in mir trug, das erste Mal aussprach. Meine Schwester hätte diese Gefühle nie verstanden und meine Eltern sicherlich auch nicht, da sie so stolz auf uns waren, das wir uns selbst beschützen konnten. Immer öfters stellte ich mir eine Welt vor, in dem es so etwas wie Wesen nie gegeben hatte und wir einfach nur alle gewöhnliche Menschen waren, die ihr Leben genossen.

„Wir können unser Schicksal vielleicht nicht ändern, aber noch bestimmen, wie wir unser Leben leben. Ja vielleicht müssen wir töten, aber unser restliches Leben muss nicht durch diesen Fluch bestimmt werden. Wir haben unser Leben immer noch in der Hand. Wir können uns Arbeit suchen, eine Wohnung oder sogar ein Haus haben und uns auch verlieben und mit diesem Partner eine Familie gründen. Es ist zwar schwerer als für normale Menschen, aber dennoch möglich. Wenn du ein normales Leben möchtest, dann solltest du dir eins aufbauen, Malia. Niemand hält dich davon ab.“

Ich hatte nicht mit diesen Worten gerechnet, doch sie trafen mich mitten ins Herz. Er dachte genau wie ich und das war so selten. Viele Jäger hatten Spaß an ihrer Jagd und wollten kein normales Leben. Ihn würde ich sicherlich nicht mehr so schnell loslassen, da er meine gute Vernunft heraus holte und meinen Jäger verdrängte.

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Beautiful Sin 🗡Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt