chapter ▴ XXVI

165 13 4
                                    

╔═════════╗
C h a p t e r ➳ 26
╚═════════╝

Mit einem Seufzen ließ ich mich auf das Bett in diesem Raum fallen, obwohl ich nicht mal annähernd wusste, warum es überhaupt ein Bett in diesem Raum gab. Da ich hier wohl nicht mehr raus kam, musste ich die Nacht irgendwie überleben. Auch wenn das nicht so leicht war, wenn Killian sich in einen vollständigen Wolf verwandeln wurde. Meine Hände wischten über meine Wangen, sodass sie Tränen, die mir gekommen waren, verschwanden. In der Mitte des Zimmers lag immer noch Killian auf dem Boden, der sich auf den Rücken gedreht hatte und an die Decke starrte. Nie wollte ich, dass jemand hinter meine Fassade sehen konnte und den Trümmerhaufen sah, der ich geworden war. Mich konnte man nur noch als ein einziges Wrack bezeichnen durch all das, was ich erlebt hatte. Besonders wollte ich nicht, dass ein Werwolf mein wahres Ich sah. Ein Ich, dass so lange zurück gehalten wurde, um all den Schmerz und den Frust zu verstecken. Gerade deshalb hatte ich doch meine Jägerin übernehmen lassen und jetzt war alles futsch.

„Du scheinst ziemlich viel in dich hinein gefressen zu haben“, hörte ich Killian sagen und hob meinen Blick. Er war aufgestanden und kam nun zu mir. Schließlich setzte er sich auf die kleine Treppe vor dem Bett und fuhr sich durch seine Haare. Absichtlich sah er mich nicht an, da er anscheinend genau wusste, dass ich das im Moment nicht ertragen würde. Schließlich versuchte ich gerade verzweifelt meine Fassade wieder zu errichten, damit er nicht zu sehr mein Herz sehen konnte.

„Ich habe auch ziemlich viel durchgemacht“, murmelte ich und diese Worte hatten einfach so meinen Mund verlassen. Es hatte auch gut getan diese kleine Sache auszusprechen und vielleicht hatte ich schon immer auf jemanden gewartet, mit dem ich reden konnte. Ich fühlte mich zu ihm nicht nur auf eine komische Art und Weise hingezogen, sondern auch so als ob ich ihm all das anvertrauen könnte und er würde nichts davon verraten. Dabei war er ein Werwolf und dazu noch ein Prinz, der bald König werden würde. Er war eigentlich unerreichbar für mich und vielleicht war es dieses Gefühl, weswegen ich mich ihm vielleicht etwas öffnen konnte.

„Als du mich eben getreten hast, habe ich all deinen Schmerz, deine Wut und deinen Frust über die Wesen und all das was sie dir angetan haben, gespürt. Sicherlich war dein Leben alles andere als leicht, besonders weil ihr Jäger von uns allen bis aufs Blut gehasst und gejagt werdet. Dabei vergessen wir eigentlichen unseren gemeinsamen Feind. Während wir uns bekämpfen und Krieg führen, vergessen wir ganz die Hexen im Hintergrund, die sich wie Fliegen vermehren. Sie haben euch diesen Fluch angetan und sie wollen die Werwölfe und Vampire mit eurer Macht unterdrücken. Wenn ich König bin, dann möchte ich mich um diesen Feind kümmern und versuchen die Jäger zu befreien. Durch dich ist mir bewusst geworden, dass die Jäger auch Verbündete werden können und ein genauso schreckliches Schicksal wie wir Werwölfe teilen, sogar noch ein schlimmeres. Jeden Vollmond bricht jeder einzelne Knochen in unserem Körper und wir werden zu einem Wolf, während ihr 365 Tage im Jahr immer auf eure Uhr achten müsst, damit ihr nicht sterbt.“

Seine Worte ließen mich sprachlos werden und das war ich nicht oft. Ich hatte ihn falsch eingeschätzt. Immer hatte ich vermutet, dass er uns genauso hasste, wie wir ihn, aber das stimmte nicht. Er sah, dass wir genauso menschlich waren wie er und das uns keine andere Wahl als das Jagen blieb. Deshalb wollte er uns nicht auslöschen, sondern befreien. Meine Gedanken schweiften zu meiner Schwester Levana und ich sah sie in der Zelle sitzen, total herunter gekommen und geschwächt. All das hatten die Hexen ihr angetan und statt uns zu helfen, wollten sie uns alle nur versklaven. Wenn Levana keine Jägerin wäre, dann wäre ihr das alles nie zugestoßen und wir wären eine normale Familie gewesen. Killian hatte recht, dass unser eigentlicher Feind eigentlich die Hexen waren. Nach diesen Worten fing ich ihn an ehrlich zu bewundern. Er konzentrierte sich nicht nur auf sein Umfeld und versuchte das unter Kontrolle zu halten. Am Anfang habe ich gedacht, dass er nur seine kleine Welt sah und nicht das große Ganze, doch er betrachtete das große Ganze sogar noch mehr als ich.

„Ich wollte nie eine Jägerin sein. Immer habe ich mir ein normales Leben gewünscht und als ich einen Jäger begegnet war, dachte ich, dass ich mir eins mit ihm aufbauen könnte, doch unser schweres Schicksal hatte das immer verhindert, bis er mir schließlich genommen wurde. Ich habe ihn geliebt und durch ihn habe ich gesehen, was die Hexen mit uns anstellten. Meine Schwester ist bei ihnen und sie wird wie ein Sklave behandelt. Für die Hexen sind wir nichts anderes als Werkezeuge und wenn du gegen sie kämpfen willst, dann Kämpfe ich mit dir und das freiwillig.“

Meine Worte meinte ich ernst und sie verdrängten meine trüben Gedanken. Diesmal waren meine Jägerin und ich uns einig. Selbst wenn ich an der Seite eines Werwolfs kämpfen würde, wenn es gegen die Hexen war, dann war ich dabei. Sie hatten uns einfach schon zu viel angetan und es würde mich nicht wundern, wenn sie noch einen viel größeren Schlag geplant hatten. Nach seinen Worten sah mich Killian an und ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen.

Jedoch verschwand dieses Lächeln plötzlich, als ein lautes Knacken ertönte und er seinen Rücken krümmte. Kurz darauf fingen seine Augen rot an zu glühen und ich schluckte. Der Vollmond war nun ab seinem höchsten Punkt und spätestens da verwandelte sich ein Werwolf, egal wie lang er es auch hinausgezögert hatte. Entweder würde er mich töten oder es war andersherum, denn sicherlich würden nicht wir beide unter diesen Umständen weiterleben. Doch gerade jetzt merkte ich, dass ich noch nicht sterben wollte und deshalb würde ich mich wehren, egal ob es sich um Killian oder sonst jemanden handelte. Ich hatte den Entschluss gefasst meine Waffen nun gegen die Hexen zu richten und meine Schwester aus ihren Fängen zu befreien, denn sie war mir unheimlich wichtig genau wie Killian, auch wenn ich mir das im Moment noch nicht vollständig eingestehen wollte.

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.
Beautiful Sin 🗡Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt