21. unbiologische Brüder

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Nun wandte ich mich Sirius' Geschenk zu. Er schenkte mir eine Kette mit einem Amulett in Herzform daran. Wenn man den Anhänger aufklappte, kamen 2 Bilder zum Vorschein. Auf dem linken waren alle 4 Rumtreiber mit mir abgebildet. Ich lächelte und wank fröhlich in die Kamera. Sirius und James versuchten den jeweils anderen aus dem Bild zu schubsen. Remus lächelte ebenfalls und machte Peter Hasenohren. Der kleinste Junge stand zwischen uns und wirkte etwas verloren. Alles in allem war es ein wirklich schönes Bild. Auf dem rechten Bild waren nur Sirius und ich abgebildet. Wir hielten uns in den Armen und schienen glücklich. Bei diesen Bildern musste ich lächeln.

Mein bester Freund breitete die Arme aus und ich sprang ihm förmlich in diese. ,,Danke, danke, danke", murmelte ich immer wieder in seinen Pullover. Ziemlich lange saßen wir so da, bis ein Klopfen am Fenster uns auseinander fahren ließ. Remus stand auf um nachzusehen. Draußen vor dem Fenster saß eine Eule mit einem Brief. Als Remus ihr den Brief abnahm, flog sie augenblicklich davon und ließ uns mit dem Brief verwirrt zurück. ,,Was war das denn?", sprach James die Frage aus, die wir uns alle stellten.

,,Der Brief ist für dich, Samantha. Von einem gewissen Oskar Genning", meldete sich Remus zu Wort, der mir nun den Brief reichte. Ich brauchte einen Moment bis die Information zu mir durchdrang. Oskar hatte mir geschrieben. Ich hoffte, dass nicht schon wieder etwas passiert war. Es war schon schwer genug diese ganzen Entscheidung treffen zu müssen. Ich wusste mir einfach keinen Rat mehr. So viel hing von mir ab. Ich wusste nicht was ich tun sollte, aber eins war klar: Ich durfte sie nicht enttäusch. So viele Menschen waren für mich da und glaubten an mich, doch schlussendlich war ich auf mich allein gestellt. Meine Entscheidungen musste ich allein treffen. Niemand konnte mir helfen.

Etwas ängstlich nahm ich den Brief und öffnete mit zitternden Händen das Siegel. Langsam nahm ich den Brief aus dem Umschlag und begann zu lesen.

Liebste Samantha,
Ich weiß, dass du dir jetzt sicher unendlich viele Sorgen gemacht hast, aber ich kann dich beruhigen. Ich schreibe diesen Brief nicht, weil wieder etwas schlimmes passiert ist. Alles ist in bester Ordnung. Ich schreibe dir, weil heute Weihnachten ist. Bitte, tu mir den Gefallen und mach dir nicht zu viel Druck. Du schaffst das schon. Ich glaub an dich kleines. Denk wenigstens für ein paar Tage nicht an den Drachenbund oder an irgendwas, dass damit zusammen hängt. Auch du hast eine Pause verdient. Wenigstens für die Ferien. Bitte! Da heute ja Weihnachten ist, dachte ich mir, dass du auch ein Geschenk verdient hast. Ich hoffe es gefällt dir. Es sollte zu deinem anderen Schmuck passen. Frohe Weihnachten und gönn dir mal eine Pause. Ich hoffe du hörst auf mich, meine Lieblingslilie.
Dein Liebster Hipogreif und unbiologischer Bruder alias Oskar

Erst jetzt bemerkte ich, dass sich in dem Umschlag noch noch etwas anders befand. Neugierig holte ich das etwas heraus, welches sich als goldenes Armkettchen entpuppte. An ihm befand sich ein goldener Lilienanhänger, der wirklich genau so aussah wie mein Lilienring und mein Haarschmuck.

,,Was hast du da?",fragte Sirius als ich immer noch das Armkettchen anstarrte. Etwas verlegen sah ich auf und zeigte meinen Freunden was ich die ganze Zeit in der Hand hielt. ,,Von wem ist das?", fragte James interessiert. ,,Ohh... das... ist nur von... einem...einem Freund", nuschelte ich in meinen nicht vorhandenen Bart und hoffte, die Jungs würden nicht weiter nachfragen. Doch da hatte ich diese Rechnung nicht mit den Rumtreibern gemacht, denn sie warfen sich wissende Blicke zu. ,,Von einem Freund oder von deinem Freund?", hakte Sirius nach. ,,Von einem Freund!", sagte ich überzeugt, denn Oskar war viel mehr wie ein großer Bruder für mich und die Vorstellung, dass wir beide ein Paar wären, war schlicht und ergreifend unmöglich. Es war nicht so, dass Oskar nicht gut aussah, aber dafür war er einfach für mich zu brüderlich und ich glaube er sah mich auch eher als eine Art kleine Schwester an.

Die Rumtreiber sahen mich immer noch wissend an, doch ich blieb standhaft und beharrte darauf, dass Oskar und ich nicht zusammen waren. Die Jungs beließen es dann auch dabei, obwohl sie nicht sonderlich überzeugt wirkten. Schließlich war es Remus, der das Thema wechselte, aber dieses war auch nicht wirklich angenehmer für mich. ,,Samantha, was ist das eigentlich für ein Symbol?", wollte er wissen und zeigte dabei auf mein Armkettchen. Was sollte ich jetzt sagen? Ich konnte ja schlecht die Wahrheit sagen, denn 'ja also das ist das Zeichen, das mich als Lilie kennzeichnet und extrem wertvoll ist, denn so weiß jeder gleich wie mächtig ich wirklich bin' klang nicht so gut. Also entschied ich mich einfach dafür, zu sagen, dass ich das Symbol schön finde und Oskar das weiß. Das war ja eigentlich nicht gelogen. Ich hatte nur den wichtigsten Teil der Wahrheit verschwiegen und nicht die ganze Wahrheit zu sagen ist ja nicht gleich lügen, oder?
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Heute war Silvester. Ich hatte mir Oskars Bitte zu Herzen genommen und hatte mir eine Auszeit gegönnt. In den letzten Tagen hatte ich möglichst wenig an den Drachenbund gedacht und meine Ferien genossen. Dank der Rumtreiber waren diese bis jetzt auch sehr abwechslungsreich gewesen und um ehrlich zu sein hatte ich fast keine Zeit um mir groß Sorgen machen zu Können. Heute war also Silvester. Der letzte Tag im Jahre 1976 und somit laut den Jungs ein super Grund zum Feiern. In der Tat war ich auch der Meinung, dass das Jahr 1976 gebührend verabschiedet werden sollte, denn es war das Jahr der Veränderungen. Sowohl gute, wie auch schlechte Veränderungen hatte es mit sich gebracht.

Doch im großen und ganzen war ich sehr zufrieden, denn ohne dieses Jahr hätte ich Oskar, Peter, Remus, James und auch Sirius nie kennen gelernt. Ohne die 4 Chaoten wäre mein Leben zwar weniger verrückt aber auch nur halb so lustig und spaßig. Und ohne Oskar hätte ich die Beziehung zwischen Sirius und James sicher nich verstanden. Sie waren nämlich wie zwei Brüder zueinander und unterstützten sich wo es ging. Ich glaube sie sahen den jeweils anderen auch als Bruder an. Doch in Oskar hatte ich auch meinen unbiologisch Bruder gefunden. Zwischen uns herrschte die gleich Verbundenheit wie auch zwischen James und Sirius. Wir sahen uns zwar nicht mehr täglich, aber diese Verbindung blieb trotzdem bestehen und ich wusste, dass er immer hinter mir stehen würde, egal ob es der restliche Drachenbund auch tun würde, oder nicht.

Das Leben der Lilie (Rumtreiberzeit)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt