24. Cousine 5. Grades

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Das Kleid war rot. Bis zu der Taille war es eng anliegend. Danach verlief es in einen weiten Rock aus unendlich vielen Schichten Tüll. Der Übergang zwischen dem Oberteil und dem Rock wurde von einem Weißen Spitzenmuster verziert. Dazu trug ich noch passende rote Pumps. Auch Amanda steckte in einem umwerfenden Kleid. Ihres war dunkelblau und passte perfekt zu ihren Augen. Ebenso wie mein Kleid war ihres oben eng anliegend und verlief danach in einen weiten Rock mit Tüll, jedoch waren an ihrem Kleid unzählige Glitzersteinchen angebracht worden, die am Dekollete begannen und den Übergang zwischen Oberteil und Rock fließend aussehen ließen. Dazu trug sie, wie ich passende dunkelblaue Pumps, die ebenfalls mit Glitzersteinchen verziert wurden.

,,Samantha, hör zu", meinte das Mädchen vor mir auf Einmal. Neugierig, aber auch etwas verwirrt sah ich sie an. Was war den jetzt los? Der Ball sollte doch in 15 Minuten beginnen und Amanda musste als Prinzessin schließlich alle Gäste persönlich begrüßen. ,,Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass du nicht einfach so auf dem Ball auftauchen kannst. Niemand wird dich kennen und sie werden Fragen stellen und Fragen sind nicht gerade das, was du brauchst, oder?", begann die Prinzessin zu sprechen. Sie hatte vollkommen recht. Darüber hatte ich mir überhaupt keine Gedanken gemacht, aber es würde schon komisch sein, wenn plötzlich ein fremdes Mädchen auf dem Jubiläumsball des deutschen Königshauses auftauchen würde, dass dem König und seiner Tochter erstaunlich Nähe steht und mit ihnen per du ist, auftauchen würde und noch dazu allen anderen Gästen unbekannt ist. Das wäre wirklich eigenartig und alle würden denken, ich hätte die beiden unter den Imperiusfluch oder sonst was gestellt, um auf den, für die Königsfamilie wichtigsten Ball des Jahres eingeladen zu werden, denn ohne eine Einladung vom König persönlich würde heute niemand dieses Schloss betreten dürfen.

,,Deshalb wirst du dich als meine Cousine 5. Grades ausgeben und du wirst Mila Neuburg heißen. Du wohnst eigentlich in Frankreich und konntest uns bisher nie besuchen, weil du dort auf eine Private Zauberschule gehst, in der viel Wert auf eine strukturierte Planung gelegt wird und in der man nicht unter dem Schuljahr frei bekommt, weil es sonst die ganze aufwändige Planung der Schulleiterin zerstören würde. Jetzt hast du aber trotzdem frei bekommen, weil mein Vater persönlich einen Brief verfasst hat, indem er darum bittet, dass dieses Jahr auch du endlich einmal bei der großen Jubiläumsfeier anwesend sein kannst. Hast du verstanden?", erklärte mir die Königstochter den Plan. Ich konnte nur nicken. Die Königsfamilie hatte sich ja wirklich viel Mühe gegeben, um mir Fragen zu ersparen, doch um ehrlich zu sein, war ich ziemlich froh darüber.

Gerade als Amanda mit der Erklärung des Planes geendet hatte, kam eine blonde Frau in den Raum, die Amanda sehr ähnlich sah. Das musste wohl die Königin selbst sein. Auch sie hatte ein wunderschönes Ballkleid angezogen und wandte sich auch sogleich an mich:,,Ich bin Ella. Es freut mich sehr, die Lilie endlich Mal kennen zu lernen. " Als sie dies sagte lächelte sie mir freundlich zu. Auch ich lächelte, als ich zu meiner Antwort ansetzte:,,Samantha, die Freude ist ganz meinerseits."

,,Der Ball beginnt schon und ich bitte dich, dich immer in der Nähe meiner Tochter aufzuhalten", bat mich die Königin nun. ,,In Ordnung", meinte ich daraufhin nur, denn ich war ziemlich froh, dass ich jetzt eine Person hatte, an die ich mich halten konnte, denn ich wusste zwar bis ins Detail genau, wie man sich auf einem wichtigen Ball verhalten sollte, doch trotzdem hatte ich noch überhaupt keine Praxiserfahrung, da ich noch nie auf einem gewesen war.

Im Ballsaal angekommen, kamen immer mehr Gäste. Wie es sich für eine gute Prinzessin gehörte, begrüßte Amanda natürlich alle Gäste mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen. Ebenso tischten wir ihnen allen die Lüge auf, dass ich doch Amandas Cousine 5. Grades wäre und Mila Neuburg hieße. Der Ball war schon in vollem Gange und wir hatten schon alle Gäste begrüßt, als plötzlich die Türe des großen Saales aufgerissen wurde und mindestens ein Dutzend maskierter Hexen und Zauberer mit ihren Zauberstäben in den Händen hereingestürmt kamen. Todesser.

Die Todesser begannen auch sogleich mit Flüchen um sich zu werfen und möglichst viele der Anwesenden zu treffen. Augenblicklich brach Unruhe aus. Einige der Anwesenden hatten schon ihre Zauberstäbe in den Händen und wurden von den Todessern in Duelle verwickelt. Andere versuchten, durch die Tür nach draußen zu gelangen und zu fliehen, doch es war zwecklos. Die Todesser blockierten die Tür. In dem ganzen Chaos versuchte ich, den König und die Königin ausfindig zu machen. Nach einiger suche entdeckte ich sie auch im hinteren Ende des Ballsaales. Ich machte Amanda, die immer noch neben mir stand und ebenso Ausschau nach ihren Eltern hielt, auf die beiden aufmerksam und gemeinsam bahnten wir uns einen Weg durch die Menschenmenge und schließlich erreichten wir die beiden auch.

,,Wir müssen hier raus!", rief Amanda panisch. ,,Wir haben keine Chance. Auf dem ganzen Schloss liegt ein Apparierschutz. Nicht mal deiner Mutter und mir ist es möglich, von hier aus zu apparieren und die einzige Türe des Saals ist versperrt. Es ist aussichtslos. Wir kommen hier nicht raus", meinte der König nicht sehr aufmunternd. Aber wir mussten hier raus! Wenn wir hier bleiben würden... ich wollte gar nicht daran denken, was passieren konnte. Als Lilie war es doch meine Pflicht die Königsfamilie hier lebend rauszubringen, denn wenn sie alle starben, gab es keinen mehr, der dieses Land regieren könnte und dann.... dann würde schlimmstenfalls ein Bürgerkrieg ausbrechen oder noch schlimmer. Voldemort würde die Macht an sich reißen. Nein, das durfte nicht passieren.

Also, apparieren konnten wir unmöglich. Dann blieb uns nur noch der Weg durch die Tür. Wie es aussah musste ich uns den Weg wohl oder übel erkämpfen. Ich fasste einen Entschluss: Ich würde uns 4 hier rausbringen, komme was wolle. Schlimmstenfalls würde ich wohl meine Kräfte einsetzen müssen. Aber ich würde es zuerst ohne sie versuchen und nur, wenn es nicht anders ging würde ich meinen Trumpf einsetzen, aber auch nur dann, denn wenn Voldemort nicht wusste, wie groß meine Kräfte in Wirklichkeit waren, würde er mich nicht als so große Gefahr einschätzen und ich hätte es leichter, ihn zu überraschen, aber nicht im positiven Sinne.

Das Leben der Lilie (Rumtreiberzeit)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt