19. Sirius Geschichte

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Wir saßen noch ziemlich lange schweigend im Gemeinschaftsraum, doch mir brannte eine Frage auf der Zunge, die ich mich noch nie getraut hatte zu fragen. Ich nahm all meinen Mut zusammen und durchbrach die Stille:,,Was ist eigentlich mit deinen Eltern? Du redest nie über sie." Ich sah, wie Sirius die Luft scharf einzog und seine Augen sich verdunkelten und einen anderen Ausdruck annahmen, den ich in ihnen noch nie gesehen hatte. ,,Es tut mir leid. Du musst nicht antworten", sagte ich schuldbewusst und sah verlegen auf meine Hände. ,,Nein, du hast ein Recht darauf es zu erfahren", meinte der Junge. Fragend sah ich zu ihm auf.

Er atmete einmal tief durch bevor er weiter sprach: ,,Ich hatte die typische Reinbluterziehung: eine zweite Sprache lernen, gutes Benehmen, Familienfeste. Mir wurde die ganze Zeit eingetrichtert, dass nur Menschen mit Zaubererblut leben sollten und dass diese mehr Wert seien als Muggelstämmige und Muggel. Ich war nie dieser Meinung und als ich dann in Hogwarts nicht nach Slitherin, sondern nach Gryffindor, dem Haus der Schlammblüter und Blutsverräter wie sie es nannten, kam, war ich bei ihnen komplett unten durch. Sie versuchten immer wieder mich auf die 'richtige Bahn' zu bringen und verboten mir den Umgang mit den Jungs, da Remus und Peter Halbblüter sind und James' Familie als Muggelfreundlich gilt. Ich wollte meine Freunde nicht aufgeben und deshalb haben sie mich immer wieder gefoltert. Nicht selten mit dem Cruziatus-Fluch. Ich war das schwarze, oder besser gesagt weiße, Schaf der Familie Black. Letzten Sommer hielt ich es einfach nicht mehr bei ihnen aus. Deshalb bin ich abgehauen zu meinem Bruder: Prongs. Seine Eltern haben mich ohne zu zögern aufgenommen und dafür bin ich ihnen unendlich dankbar. Euphemia und Fleamont Potter sind für mich bessere Eltern, als es meine Erzeuger je sein konnten."

,,Tut mir leid, dass ich gefragt habe. Das wusste ich nicht", sagte ich während ich beschämt auf den Boden blickte. ,,Hey, ist doch kein Problem", meinte der Junge darauf und grinste schief. ,,Ich glaube wir sollten besser schlafen gehen. Es ist schon spät", redete der Schwarzhaarige weiter. Da musste ich ihm zustimmen, doch nach diesem Tag wollte ich einfach nicht allein in meinem Schlafsaal schlafen. Deshalb fragte ich:,,Kann ich bei dir schlafen? Ich möchte nicht allein sein." ,,Klar", antwortete er Verständnisvoll und lozte mich die Treppe zu den Schlafsälen der Jungen hinauf.

Zufrieden kuschelte ich mich an Sirius' Brust. ,,Ich bin so froh, dass du da bist, Sirius", meinte ich kurz bevor ich einschlief. ,,Ich bin auch froh, dass du da bist, Samantha", antwortete Sirius und kurz danach gilt ich auch schon in das Reich der Träume.

Am nächsten Morgen war Sirius entgegen aller Wahrscheinlichkeit schon vor mir wach. Diesen Tag musste ich mir wirklich im Kalender markieren, ich meine Sirius Black, Mädchenschwarm, berüchtigter Rumtreiber und absoluter Langschläfer, war vor mir, Samantha Morgan, seine beste Freundin und absolute Frühaufsteherin, die immer schon um halb sieben aufstand, wach. Als er bemerkte, dass ich ihn ansah lächelte er und sprach:,,Wir beide machen uns heute einen schönen Tag und vergessen all unsere Probleme wenigstens für einen Tag, OK. Nur du und ich." Das versprach ein schöner Tag zu werden.
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,,Augen zu", forderte Sirius nachdem wir uns aus dem Bett bequemt hatten. ,,Sirius, ich will zuerst Frühstück", widersprach ich, doch er bestand darauf, dass wir keine Zeit mehr zum frühstücken hatten. Murrend machte ich meine Augen zu und ließ mich von Sirius führen. Ich hatte noch nie eine sonderlich gute Orientierung gehabt und schon gar nicht mit geschlossenen Augen, doch ich wusste genau, dass der Junge mich aus dem Schloss in Richtung des verbotenen Waldes brachte. ,,Wo gehen wir hin?", fragte ich skeptisch, doch Sirius antwortete nur mit einem geheimnisvollen,,Lass dich überraschen."

Nach einer gefühlten Ewigkeit sprach Sirius endlich die Worte, auf die ich die ganze Zeit gewartet hatte:,,Wir sind da." Neugierig öffnete ich die Augen und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Sirius hatte mich zu einer Lichtung geführt, an der ein kleiner Bach vorbei führte. Dieser war zugefroren und eine Brücke ermöglichte das Erreichen der Lichtung. Die Lichtung war verschneit und der Schnee glitzerte im Sonnenlicht. Doch das schönste war, dass sich auf der Lichtung eine ganze Einhornherde befand.

,,Wow. Es ist wunderschön hier", staunte ich. ,,Ich wusste doch, dass es dir hier gefällt", freute sich Sirius. Immer noch staunend lief ich über die Brücke, direkt auf die Einhörner zu. Als sie mich bemerkten, geschah etwas Merkwürdiges: die sonst so stolzen Tiere neigten alle ihre Köpfe und verbeugten sich vor mir. Ich wusste zwar, dass die gehörnten Pferde spüren konnten, ob man seine Magie für gute oder böse Zwecke verwendete, doch ich glaube Oskar hatte mir auch Mal erklärt, dass manche magische Tiere spüren konnten, dass ich so viel Macht besaß und mir dann auch gehorchen würden. Die Einhörner gehörten wohl dazu.

Ich trat auf das größte Tier zu und bedeutete ihm, dass es das Haupt wieder heben durfte. Die anderen Tiere taten es ihm gleich. Ich begann eines der magischen Wesen zu streichen. ,,Wow", hauchte Sirius am anderen Ende der Lichtung. Ich zuckte leicht zusammen, weil ich ihn ganz vergessen hatte. Die Einhörner schienen diese kleine Geste jedoch bemerkt zu haben, denn sie drehten alle zeitgleich ihren Kopf in die Richtung, in der der Junge stand und ließen ein nicht gerade freundliches Schnauben verlauten.

Mein bester Freund trat schon einen Schritt zurück, in der Angst die stolzen Tiere verärgert zu haben. Die Einhörner blickten den Jungen immer noch feindselig an. ,,Alles gut. Er ist mein Freund. Ihr braucht keine Angst zu haben", sprach ich an die Geschöpfen gewandt und beinahe augenblicklich beruhigten sie sich wieder und wieherten entschuldigend. ,,Komm her", forderte ich Sirius auf. Der Schwarzhaarige folgte zögerlich meiner Aufforderung und lief auf mich und somit auch die Einhörner, welche das nicht zu stören schien, zu. Ich nahm seine Hand und platzierte sie neben meine auf das Fell des Einhornes, das ich noch immer streichelte. Das Tier schien alles andere als unglücklich aus, als auch Sirius wenn auch zaghaft begann, es zu streicheln. ,,Wie...wie hast du...Sie lassen Jungen normalerweise nicht mal auf 5 Meter Entfernt an sich heran, geschweige denn lassen sie sich von welchen Streicheln oder verbeugen sich vor jemandem, der kein Zentaur ist", stammelte Sirius sichtlich verwirrt. ,,Sie scheinen mich zu mögen."

Das Leben der Lilie (Rumtreiberzeit)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt