27. Lieblingsmärchen

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Samanthas Sicht:
,,Samantha", rief plötzlich eine mir sehr bekannte Stimme. Da standen sie plötzlich, die Rumtreiber. Sie waren auf ein Mal wie aus dem Nichts aufgetaucht, aber ich glaube, ich hatte mir das nur eingebildet, denn durch meine tränenüberströmten Augen sah ich nicht mehr wirklich viel. Mein bester Freund kam auch sofort auf mich zu gerannt und schloss mich in seine Arme. Ich weiß nicht, wie lang wir da saßen in wie lang ich weinte, doch nach einiger Zeit waren meine Tränen versiegt. In der ganzen Zeit sagte niemand von uns auch nur ein Wort.

Nach ein paar Minuten der absoluten Stille ergriff schließlich James das Wort:,,Samantha, was ist passiert?" ,,Ich... ich kann es euch nicht sagen", sagte ich schon ziemlich am Ende meiner Kräfte. ,,Aber wieso nicht? Wir machen uns Sorgen um dich. Wir sind deine Freunde. Wir wollen dir doch nur helfen!", meinte Sirius verzweifelt. Doch sie wollten mich einfach nicht verstehen. ,,Ihr versteht das nicht. Ihr könnt mir nicht helfen. Niemand kann das", rief ich nun auch verzweifelt. Sie würden es nicht verstehen.

Doch diesen Satz, den Remus, der kluge Remus, jetzt sagte, veränderte meine Sichtweise komplett:,,Wir verstehen es nur nicht, weil du es uns nicht erklären willst. Vertraust du uns denn wirklich so wenig?" Vertrauen. Es stimmte nicht. Ich vertraute den Rumtriebern sehr wohl und plötzlich, als ich so über das Vertrauen nachdachte, erinnerte ich mich an einen der Sätze, die meine Eltern mir immer und immer wieder ins Gewissen geredet hatten: Erzähle nur den Leuten, denen du zu 100 % vertrauen kannst von deinem Dasein als Lilie. In diesem Moment wurde es mir klar: Ich vertraute den Rumtreibern. Zu 100 %.

Deshalb sagte ich: ,,Ok. Ich... ich werde es euch erklären, aber nicht hier. Die Jungs schienen ziemlich verwirrt über meinen plötzlichen Meinungswechsel, denn normalerweise konnte man mich nicht umstimmen. Schon gar nicht in so kurzer Zeit. ,,Wirklich?", fragte daher Peter sichtlich verwirrt. ,,Ja", bestätigte ich meine Aussage. Die Jungen fingen sich ziemlich schnell wieder und brachten mich ohne ein weiteres Wort in den Gemeinschaftsraum und von da aus auf direktem Wege in ihren Schlafsaal. Wie es aussah wollten sie es heute noch wissen. Wahrscheinlich hatten sie wohl Angst, dass ich, wenn ich über diese Entscheidung schlief, meine Entscheidung doch noch ändern würde. Das wollten sie wohl nicht riskieren, doch ich würde diese Entscheidung nicht mehr ändern.

Als wir in ihrem Schlafsaal ankamen, setzte sich jeder der 4 auf sein Bett und sahen mich erwartungsvoll an. Ich musste zugeben, dass ich unter einem leichten Verfolgungswahn leidere, was aber besonders nach den jüngsten Ereignissen verständlich war. Es war zwar noch nicht so schlimm, dass ich dachte, dass hinter jeder Ecke ein Feind lauern könnte, aber trotzdem hatte ich Angst belauscht zu werden. Ich weiß, bei dieser Uhrzeit war es eher unbegründet aber, wie die Muggel so schön sagen: Besser Vorsicht als Nachsicht.

Deshalb ging ich zuerst zur Tür und verschloss sie mit dem selben ungesagten Zauber, der Oskar bei unserem Training immer anwendete. Ich hatte ihn Mal darum gebeten, mir diesen Zauber beizubringen und da er ja ein guter Lehrer war und alles Tat, worum ich ihn bat, hatte er mir den Zauber auch kurzerhand beigebracht und wie man sah, war er in bestimmten Situationen sehr nützlich, besonders deshalb, weil ihn nur derjenige, der ihn gesprochen hatte wieder lösen konnte.

Als die Tür nun verschlossen war, stand meiner Geschichte eigentlich nichts mehr im Wege. Eigentlich. Denn als ich bemerkte, dass ich immer noch das zerrissene Kleid trug, musste ich an dieser Tatsache schnell etwas ändern. Das Kleid hatte ich total vergessen und ich konnte ja nicht die ganze Zeit in einem kaputten Kleid rumlaufen. Deshalb entschied ich mich kurzerhand dazu, dieses Kleid gegen mein Lilienkleid auszutauschen, da ich dieses innerhalb weniger Sekunden anhatte und da ich den Jungs so oder so vom Drachenbund erzählen wollte, konnte ich ihnen auch gleich mein Lilienkleid zeigen.

,,Wie?" ,,Was?" ,,Wie ist das möglich?" ,,Hä?" fragten alle 4 Rumtreiber durcheinander. Ich hingegen sah sie nur verständnislos an. Was hatten sie den jetzt? Als sie meinen Blick sahen, blickten sie, mit nicht weniger Verständnis in den Augen, zurück. Eine Weile blickten wir uns so an, bis Remus sagte:,,Ich kenne ja Metamorphmagie die ihre Haare verändern können, doch von welchen, die die Kleidung verändern habe ich noch nie gehört." Dieser Satz brachte mich um Lachen. Der kluge Remus Lupin dachte doch nicht ernsthaft, dass ich ein Metamorphmagus war und dann noch einer, der gar nicht existiert. Wenn das mein großes Geheimnis gewesen wäre, dann hätte ich es den Jungs schon viel früher erzählt und wegen diesem wäre ich sicher nicht von Zeit zu Zeit verschwunden.

Als die Rumtreiber mich lachen sahen, wurden ihre Minen nur noch verständnisloser. Sie mussten wirklich schön langsam denken, dass ich zu einer 2. Bellatrix mutierte, so verrückt wie sie mich halten mussten. Als ich mich endlich wieder beruhigt hatte, setzte ich zu einer Erklärung an:,,Remus, es gibt keine Metamorphmagie, die ihre Kleidung verändern können." ,,Aber wie... das wäre doch die einzige logische Erklärung, wieso du plötzlich was anderes an hast und...", versuchte er sich recht zu fertigen, doch ich unterbrach ihn: ,,Ich werde es euch schon noch sagen, doch lasst mich von Anfang an erzählen:

Ihr kennt doch sicher das Märchen vom Drachenbund, oder? Das, das man als Kind immer erzählt bekommt, damit man keine Angst mehr hat." ,,Ja natürlich. Das war immer mein liebstes Märchen. Meine Mutter hat es mir immer erzählt, bevor sie Mal einen Tag weg musste , wegen ihrer Arbeit als Aurorin", sagte James und hatte einen gerührten Ausdruck auf seinem Gesicht. Ihm musste dieses Märchen wohl wirklich Kraft gegeben haben. ,,Ja, meines auch", pflichtete ihm Sirius bei. Die beiden hatten wohl noch etwas mehr Gemeinsamkeiten, als sie eigentlich wussten. Wie es aussah pflegten sie die Leidenschaft für die gleiche Geschichte.

,,Ich habe früher Mal ein Märchenbuch mit Zauberermärchen bekommen und das des Drachenbundes hat mich so fasziniert, dass ich es so oft gelesen habe, bis ich es auswendig konnte", meinte nun auch Remus und auch Peter meinte, dass er das Märchen mochte. ,,Was wäre, wenn ich euch jetzt sagen würde, dass es eigentlich gar kein Märchen ist?"

Das Leben der Lilie (Rumtreiberzeit)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt