36. Verräter

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,,Ich schätze, das könnte klappen", stimmte mir die Prinzessein zu. Die ganze Zeit hatten wir uns auf Deutsch unterhalten, da wir das Risiko belauscht zu werden nicht eingehen durften. ,,Wir kämpfen uns durch die Menge bis hin zu ihm. Ich gebe dir Deckung während du einen von ihnen niederstreckst", schlug die Blonde vor. Ich stimmte ihr zu und gemeinsam kämpften wir uns weiter durch die Menge. Zum Glück achtete niemand speziell auf uns, da die meisten in Duelle verwickelt waren. So hatten wir leichtes Spiel und konnten uns geschickt durch die Menge schlängeln.

Als wir endlich an unserem Ziel ankamen, atmete ich einmal tief durch. Es würde das erste Mal werden, dass ich bewusst einen anderen Menschen umbringen würde. Doch es herrschte nunmal Krieg und bestimmte Situationen erfordern bestimmte Maßnahmen. 'Für meine Eltern' sagte ich mir in Gedanken, ehe ich meinen Zauberstab auf einen der Zauberer, die um den dunklen Lord versammelt waren, richtete. Auf Orion Black um genau zu sein. Ich schluckte ein letztes Mal, nahm meinen ganzen Mut zusammen und schickte einen unausgesprochen Diffendo in seine Richtung.

Als der Fluch ihn traf, wurde seine Kleidung an mehreren Stellen aufgeschlitzt und die darunterliegende Haut ebenso. Es sah ziemlich schmerzhaft aus und schon nach kurzer Zeit sackte Sirius' leiblicher Vater leblos zusammen. Voldemort hatte das ganze Schauspiel bis jetzt nicht bemerkt. Doch jetzt sah er sich suchend um und als er Orions Leiche am Boden entdeckte, konnte ich eindeutig Wut in seinen Augen erkennen. Mein Plan schien aufzugehen.

Der Anführer der Todesser schien gar nicht mehr klar denken zu können. Er ließ die anderen Todesser, die ihn bis jetzt umringt hatten und die nicht minder wütend aussahen, zurück und stürzte sich in den Kampf. Das war nun meine Chance. Ich kämpfte mich durch die Menge an noch Kämpfenden um zum dunklen Lord zu gelangen. Währenddessen schoss ich unaufhörlich Flüche auf eben genannten. Er jedoch wehrte jeden Zauber geschickt ab und ließ es sich nicht nehmen, ebenfalls Flüche in die Menge zu werfen. Seine jedoch trafen immer wieder, da seine Opfer selbst in einem Kampf vertieft waren und den Zauber einfach nicht kommen sahen.

Als ich fast bei meiner Zielperson ankam, schien er sich zu besinnen und ihm schien klar zu werden, was er getan hatte. In seinem Gesicht zeigte sich aber keine Reue aufgrund der vielen Menschen die er getötet hatte, nein. In seinem Gesicht spiegelte sich Genugtuung. Dies erschreckte mich etwas. Nicht, dass ich es anders von ihm oder einem anderen Todesser erwartet hätte, aber ich war dennoch etwas geschockt, wie herzlos ein Mensch sein konnte.

Der dunklen Lord schien sich plötzlich wieder an seinen Plan zu erinnern. Doch das, was er als nächstes tat, verwunderte mich sehr: er gab allen Todessern ein Zeichen zum Rückzug. Aber wieso? Er war doch gar nicht so unterlegen gewesen, dass er flüchten musste, oder. Doch dass dieser Kampf noch nicht vorbei war, würde ich schon in kurzer Zeit mitbekommen.

Ich sah mich auf dem Schlachtfeld um. Unzählige Leichen lagen auf dem Boden verstreut herum. Ich ließ meinen Blick suchen über sie schweifen und hoffte innerlich, dass ich niemanden entdecken konnte, der mir wichtig war und den ich gut kannte. Ich hatte fast das ganze Schlachtfeld mit den Augen abgesucht und war schon dabei, erleichtert auszuatmen, als ich Amanda entdeckte, die am Boden hockend über zwei Leichen gebeugt war und leise vor sich hin schluchzte. Das konnte nichts gutes bedeuten.

Mit schnellen Schritten lief ich auf sie zu und hockte mich neben sie. Erst jetzt entdeckte ich, um wen es sich bei den zwei Toten handelte und mir stockte der Atem. Samuel und Ella Silbertal lagen tot auf dem Boden. Ich drehte mich zu der Prinzessin und nahm sie stummen in dem Arm. Ich wusste genau, was das Mädchen jetzt durchmachen musste, denn ich hatte die selbe Situation vor einigen Monaten erlebt. Ich versuchte erst gar nicht, meiner Freundin gut zuzureden. Ich saß einfach bei ihr und ließ sie sich an meiner Schulter ausweinen. So gern ich ihr auch helfen wollte wusste ich aus eigener Erfahrung, dass sie da nun allein durchmusste. Der Tod einer geliebten Person schmerzt lange, doch die Zeit heilt viele Wunden und nach einiger nach einiger Zeit wird man es verarbeitet haben und damit klar kommen.

Nach einer halben Stund waren Amandas Tränen versiegt und sie löste sich von mir. Etwas gequält lächelte mir meine Freundin entgegen. ,,Danke", bedankte sie sich bei mir. ,,Nicht dafür", entgegnete ich. ,,Weißt du, jetzt weiß ich, wie du dich gefühlt haben musst als deine Eltern starben und trotzdem hast du das alles mit dem Drachenbund auf die Reihe gekriegt. Ich bewundere dich, Samantha. Du bist so viel stärker als du aussiehst und es ist wirklich schwer dich nicht zu unterschätzen", meinte meine Freundin als wir uns auf den Weg zurück zum Schloss machten.

,,Dann bist wohl du nun die Königin, oder?", fragte ich. ,,So ist es. Ich muss wohl die Angelegenheiten im Schloss von nun an alleine regeln", meinte das Mädchen schulterzuckend und ich bewunderte sie sehr, dass sie sich mit dem Tod ihrer Eltern so schnell abgefunden hatte. ,,Ich bin immer für dich da. Wenn du meine Hilfe bei irgendwas brachst, dann werde ich kommen. Immer", versicherte ich ihr.

Als wir im Schloss ankamen, würden wir von einigen erleichterten Hexen und Zauberern erwartet. Doch als wir die große Halle, in der ich mit Albus unsere weitere Vorgehensweise besprechen wollte, betraten, hallte eine Laute Stimme durchs Schloss:,,Diesen Kampf könnt ihr nicht gewinnen. Beendet es, in dem ihr mir die Lilie aushändigt. Hahaha." Diese Stimme gehörte zweifelsohne dem dunklen Lord. Doch woher wusste er, dass ich die Lilie war? Von den Hogwartsschülern konnte es ihm keiner gesagt haben, denn dort hatte ich diesen Namen nicht erwähnt und aus dem Orden des Phönix und dem Drachenbund konnte es ihm auch niemand gesagt haben. Die einzigen Personen, die es sonst noch wussten waren James, Sirius, Remus und Peter. Peter, er hatte sich so seltsam verhalte und ich hatte kein gutes Gefühl bei ihm. Ich hätte meinem Gefühl vertrauen sollen. Dieser Verräter!

Das Leben der Lilie (Rumtreiberzeit)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt