Türchen 14

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Der See war zugefroren, der Schnee glitzerte am Ufer mit den Eiszapfen um die Wette. Es schneite leicht und die Sonne schien kühl am Himmel. Die Tannen schimmerten weiß, bedeckt von einem Hauch Puderzucker. Die Luft war kühl und man sah seinen Atem. Alles war weiß, alles war kalt und doch strahlte das Gesamtbild eine angenehme Wärme aus. Keine Sommerwärme, eine Herzenswärme, um es zu beschreiben. Und dort, an besagtem Ufer, standen zwei Gestalten, ein Mädchen und ein Junge, sie brunette, er platinblond. Sie schauten zum Himmel, vielleicht auch nicht, ihr Blick verträumt, ihre Hände vereint.

"Wunderschön", hauchte Hermine, mehr zu sich selbst als zu Draco, welcher langsam nickte. Er liebte den Winter, er liebte den see und beides vereint zu sehen machte ihn Jahr um Jahr glücklich. Doch diesmal war es sogar noch etwas schöner. Er war mit Hermine hier, er hielt ihre Hand und er fühlte sich ihr so verbunden, wie er es lang nicht mehr bei irgendwem getan hatte. Es war einfach schön, er genoss jede Sekunde.

Und auch Hermine tat das. Niemals hätte sie es für möglich gehalten, Dracos Hand haltend vor dem See zu stehen und die Magie einzuatmen, die in der Luft lag.

Doch so schön es auch war, es war auch kalt.

"Draco", hauchte die junge Hexe also, "lass uns wieder gehen, mir ist kalt."

Fast hätte Draco ihr seine Jacke angeboten, doch ein bisschen Malfoy war noch vorhanden, also nickte er nur und sie drehten sich vom See weg und taten die ersten langsamen Schritte, zurück in Richtung Schloss.

Die beiden Gryffindors fingen an, sich über Weihnachten zu unterhalten und waren inzwischen schon gute dreißig Meter vom See entfernt. Der Schnee knirschte unter ihren Füßen und ihre Sohlen hinterließen Abdrücke. Mit jedem Schritt klapperten Hermines Zähne mehr, sodass beide sich noch etwas beeilten. Sie liefen nun rasch in Richtung Hogwarts, ohne darauf zu achteb wo sie hintraten.

"Autsch." Hermine war mit einem kleinen Aufschrei im Schnee gelandet. Eigentlich war der Schrei nur ein Reflex gewesen, sie war über etwas gestolpert und daraufhin ausgerutscht und hingefallen. Sofort half Malfoy ihr wieder auf die Beine und beide begutachteten skeptisch, den Gegenstand, der den Ausrutscher verursacht hatte.

Es war ein Rosenquarz.

Stirnrunzelnd bückte Hermine sich um den Edelstein aufzuheben und genauer zu betrachten. Wie hatte sie darüber stolpern können, er war so winzig, er glich der Größe eines Knopfes. Der Quarz war überdeckt von einer dünnen Schneeschicht, also rieb Hermine ihn an ihrer Jacke trocken, Dracos Blick ruhte ununterbrochen auf ihr.

Dann passierte etwas komisches, etwas magisches. Es wurde plötzlich angenehm warm, reflexartig griff die Brunette nach Dracos Hand. Ihre Blicke trafen sich und in genau diesem Moment, nicht einmal eine Sekunde später, verschwand der Schnee und um sie herum begann es zu leuchten, unter ihnen, daneben, darüber, überall war nur ein helles Licht. Fragend sahen sich die beiden Hogwarts Schüler an, als plötzlich zwei Kinder erschienen.Hermine klappte die Kinnlade herunter und auch Dracos Augen wurden groß. Das waren nicht irgendwelche Kinder, das waren sie und er, er und sie. Vielleicht im Alter von drei oder vier Jahren. Beide hatten ein Stofftier in der Hand, Draco einen Drachen und Hermine einen Hasen. Sie standen zuerst nur da, nahmen keine Notiz von ihren älteren ichs. Dann drehten sie sich auf einmal zu sich um und lächelten sich an. Keine fünf Sekunden später hatten sie ihre Kuscheltiere getauscht und begannen zusammen zu spielen.

Hermine lächelte traurig, wie komisch es war sein jüngeres ich zu betrachten, wie es mit dem kleinen Draco spielte. Sie waren so niedlich, so unbeschwert. Es gab keine Reinblüter, keine Muggel, es gab nur den Drachen, den Hasen und die Fantasie. Auch auf Dracos Gesicht zeichnete sich ein Schatten von Trauer und Reue ab. Mental schien er alle Ereignisse seines Lebens noch einmal durchzuleben, seine Fehler zu erkennen, sie zu bereuen, sich zu wünschen sich schon früher geändert zu haben.

War das wirklich einmal passiert? Hatten er und Hermine sich schon vor Hogwarts kennengelernt? Praktisch unmöglich.

Draco erinnerte sich nicht gut an seine Kindheit, doch ein paar blasse Momente waren geblieben. Er war als kleiner Junge aufgeweckt und wissbegierig gewesen, er hatte viel gelacht und gespielt. Bis sein Vater das Zimmer betreten hatte. Dann hatte er ihn immer gefragt ob er mit ihm spielen würde. Doch nein. Nie hatte Lucius sich die Mühe gemacht. Er empfand spielen als Zeitverschwendung. Immer hatte er Draco die Spielsachen weggenommen, in eine Kiste getan und irgendwann verbrannt. Doch sein Sohn hatte nicht aufgeben wollen. Er hatte gespielt und gespielt, seinen Vater immer wieder um Gesellschaft gebeten, immer wieder hatte dieser skrupellos seine Freunde, Holzfiguren und Stofftiere, verbrannt. Seine Mutter, wie gut sie war, sie hatte immer versucht ihren geliebten Sohn zu verteidigen, sie hatte ihm immer wieder neue Spielzeuge geschenkt. Doch Lucius war erbarmungslos gewesen. Er hatte alles verbrannt, alles was sein Sohn geliebt hatte. Draco hatte nicht aufgegeben. Nach Jahren war ihm schließlich nur noch der Drache geblieben, sein geliebter Plüschdrache.

Eines Abends, er erinnerte sich gut daran, war er in das Zimmer seines Vaters getapst, mit seinem Drachen im Arm, und hatte ihn ein letztes Mal gebeten mit ihm zu spielen. Trotz allem, trotz den verbrannten Sachen, in seinen lieblichen Kinderaugen war sein Vater immernoch sein Vater, er glaubte fest daran, eines Tages würde er mit ihm spielen.

Doch Lucius Malfoy hatte nur über die Naivität seines Sohnes gelacht und versucht ihm auch sein letztes Kuscheltier zu entreißen. Draco hatte bitter geweint und mit all seiner kindlichen Kraft versucht seinen Schatz zu verteidigen. Doch ein erwachsener Mann war trotzdem stärker. So gelang es dem kleinen Draco nur, einen Flügel seines geliebten Stofffreundes zu retten. Nichts weiter als einen Flügel.

Das war der Moment gewesen, indem der naive, liebenswerte Draco sich in Rauch aufgelöst hatte. Und zurückgeblieben war nur eine kalte, unantastbare Hülle, die den Namen Malfoy trug.

Eine Träne kullerte Draco die Wange herunter, als er an all das dachte. Sein jüngeres ich nun mit jenem geliebten Drachen zu sehen, brach ihm einerseits das Herz und andererseits erweichte es bei diesem Anblick.


Uii nur noch 10 Tage, bis Weihnachten :)

Na, wie findet ihr Dracos Vergangenheit? Irgendwie ist es mir schwergefallen sowas trauriges zu schreiben...

Naja, schöne Adventszeit euch noch <3

Don't Let Me Alone - A Dramione Christmas StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt