Hermine saß schweigend am Gryffindortisch und knabberte an einem Stück Butterbrot. Ihr Teller war zwar vollgestopft mit allen möglichen Leckereien, doch sie war zu beschäftigt damit, zu den Slytherins zu schauen, als dass sie hätte essen können. Sie verfolgte jede Bewegung jedes Slytherins und als ihr das bewusst wurde, fühlte sie sich wie eine krankhafte Stalkerin. Etwas peinlich berührt schaute sie zu beiden Seiten, ob sie nicht vielleicht beobachtet wurde. Erleichtert stellte sie fest, dass dies nicht der Fall zu sein schien. Weniger beabsichtigt, als viel mehr unkontrolliert und vor allem ungewollt, wanderte ihr Blick wiede zu den Schlangen. Wieder hielt sie eigentlich nur nach einem von ihnen Ausschau. Wieder konnte sie ihn nicht ausmachen und ihr Blick blieb an anderen... Dingen hängen. Slytherins hatten aber auch wirklich die Angewohnheit gut auszusehen.
"Was schaust du zu denen?", fuhr Ginny sie an, im selben Moment als sich die Tür plötzlich schwungvoll öffnete und Malfoy reinstürmte. Augenblicklich verdrehte Hermine die Augen über seinen gewollt dramatischen Auftritt. Immer musste er im Mittelpunkt stehen. Plötzlich, gefasst von einem unerwarteten Eifer, fasste Hermine einen Entschluss. Was er konnte, konnte sie auch.
Ohne auf Ginnys Kommentar einzugehen erhob sie sich und ging ohne große Bedenken auf Malfoy zu, worauf sie einen herablassenden Blick von ihm zu spüren bekam und erneut die Augen verdrehte.
"Malfoy, morgen Hogsmeade ist okay, was mich betrifft", wegen seiner hochgezogenen Augenbraue fügte sie noch hinzu: "Natürlich nuuur wen der Prinz auch einverstanden ist." Ihre Stimme war getränkt mit Sarkasmus.
Malfoys Blick löste sich nun von Hermine und er blickte sich in der Halle um. Die junge Hexe tat es ihm gleich. Und bereute sofort ihre voreilige Entschlossenheit. Alle Blicke, ohne Ausnahmen, waren auf sie gerichtet. Jeder schien das Geschehene mitbekommen zu haben.
Der Blick des Platinblonden wanderte wieder zu der Brunette und kaum merklich nickte er, gerade so deutlich, dass nur sie es mitbekam und es für jeden den Anschein erwecken musste, als hätte er einfach ein bedeutungsloses Fangirl namens Hermine Granger ignoriert. Dann setzte Malfoy sich in Bewegung, wobei er zufällig noch die Gryffindor anrempelte und ein Gemurmel durchströmte die Halle. Sogar die Lehrer schienen zu spekulieren.
Auch Hermine fand allmählich die Fassung wieder. Sie wusste nicht wie rot ihr Kopf angelaufen war, doch sie spürte das viele Blut in ihren Wangen, als sie wieder den Gryffindortisch ansteuerte. Von Ginny kassierte sie nur einen abschätzigen Blick und einen Kommentar der so ähnlich wie 'und da wurde unsere Hermine von Malfoy abserviert, peinlich' gewesen sein musste. Doch Hermine achtete nicht darauf, griff nach einer Banane und verließ, mit dem Vorsatz die Situation nicht noch peinlicher werden zu lassen, den Raum. Doch ihr Vorsatz verpuffte schnell, als ihr plötzlich ein paar Gryffindors den Weg versperrten.
"Der Typ ist ein Todesser", oder auch "Du bist eine Schande für Gryffindor", kam es von allen Seiten. Hermine versuchte sich durch die Menge durchzukämpfen, presste sich an Körpern vorbei und trat ihren Mitschülern etwas halbherzig auf die Füße. Doch es half nichts. Je mehr sie sich durch die Menge durchzukämpfen versuchte, desto tiefer geriet sie hinein.
Quälend versuchte sie nach einer Lehrkraft oder nach jemandem, der ihr helfen konnte, Ausschau zu halten, doch obwohl ihr die Situation sehr offensichtlich vorkam, schien sie von außen zu wirken, wie eine einfacher Haufen an Freunden.
Wütend boxte die Jahrgangsbeste dem Jungen vor ihr in den Bauch. Das waren nicht ihre Freunde. Weder Ginny, noch Neville oder einer von den anderen. Nicht nur die, die kämpften waren die Täter, sondern auch die, die nichts dagegen unternahmen.
Ein weiteres Mal boxte sie den Gryffindor vor ihr und dieser stöhnte schmerzerfüllt auf. Sie konnte nicht erkennen wer es war, doch sie spürte seinen hasserfüllten Blick auf ihr. Jetzt war ihr alles egal. Die Menschen um sie herum wurden ihr zu viel, die stichelnden Bemerkungen konnte sie nicht mehr ertragen und gerne wäre sie auf der Stelle umgekippt. Ihr Gehirn schien benebelt, die Rufe weit weg und die Verzweiflung nah.
Doch sie war nicht umsonst eine Gryffindor, sie war eine Kämpferin und das würde sie ein weiteres Mal unter Beweis stellen.
Sie trat, boxte und schrie was das Zeug hielt, gefangen unter Menschen. Sie spürte die Oberflächen, die sie traf und die darauffolgenden Schreie oder Beleidigungen. Sie realisierte nicht, dass diese Szene von außen so mickrig schien und eigentlich so bedeutend war. Alles was sie dachte war, in einer Traube von Monstern gefangen zu sein. Es waren nicht viele, viellecht acht oder neun und doch sah sie hunderte vor sich. Als hätte die ganze Welt sich gegen sie verschworen.
Und dann schaffte sie es.
Mit einem letzten Tritt löste sie sich aus der Menge an Gryffindors, schwer atmend und erschöpft von etwas so irrelevanten. Ihr wurde gezeigt, was für Feiglinge ihre Mitmenschen waren und wie falsch diese Freundschaften gewesen waren. Denn wahre Freunde hätten aus dieser Fliege keinen Elefanten gemacht, geschweige denn sich ihr in den Weg gestellt.
An der Wand lehnend ließ Hermine ihren Blick durch die Halle gleiten. Ein paar Schüler starrten in ihre Richtung, die Lehrer beäugten sie misstrauisch, doch alles in allem schien alles normal zu sein. Innerlich schüttelte hermine den Kopf. Nein, es gab kein normal mehr, mit dem Ende des Kriegs war auch der Zusammenhalt gestorben.
Ihr Blick blieb an einem sturmgrauen Augenpaar hängen.
Der Krieg hatte vielleicht einiges zerstört, aber vielleicht auch Neues geschaffen.
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Don't Let Me Alone - A Dramione Christmas Story
Fanfiction[Adventskalender 2018] Der Krieg ist vorbei und Hermine beschließt das siebte Jahr in Hogwarts zu wiederholen. Ohne Harry, ohne Ron. Doch was wenn plötzlich Dinge passieren, die Draco und Hermine immer weiter zusammenbringen? ....... Beste Rankings...