Türchen 15

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Hermines Hand lag immernoch in Dracos, als ihre jüngeren ichs langsam wieder verschwanden. Dracos Augen waren feucht und auf Hermines Lippen ruhte ein trauriges Lächeln.

Sie hatte an ihre Eltern denken müssen, den Plüschhasen hatten sie ihr zu ihrem zweiten Geburtstag geschenkt. Immer hatte das Stofftier neben ihr im Bett liegen müssen, damit sie hätte einschlafen können, es durfte nicht fehlen, niemals. Einmal war ihre Lieblingstasse kaputtgegangen, da war sie fünf Jahre alt gewesen. Hermine hatte geweint und geschrien und hatte sich einfach nicht beruhigen wollen. Alles hatten ihre Eltern versucht, Schokolade, ein Kinderlied, Fernsehen, doch selbst ihr Lieblingsessen hatte nicht geholfen. Da war ihrer Mutter die rettende Idee gekommen. Der Plüschhase. Als Hermine den gesehen hatte, war die Welt wieder in Ordnung gewesen. Sie hatte ihn an sich gekuschelt und selig gelächelt, die zerbrochene Tasse war vergessen gewesen.

Dieser Plüschhase war ihr ein und alles gewesen. Ihr Licht in den dunklen Zeiten. Auch heute noch lag er auf ihrem Bett, zuhause, und wartete auf ihre Rückkehr. Wie erwachsen sie doch geworden waren, sie alle.

Wieder sah Hermine ihren ehemaligen Erzfeind an und als dieser den Blick erwiderte, verschwand das Licht um sie herum plötzlich. Auf einmal hatte Hermine das Gefühl zu schweben und tatsächlich befanden sich Draco und sie hoch oben in der Luft, unter ihnen die schneeweiße Landschaft. Die kluge Hexe hatte keine Zeit das ganze zu hinterfragen, denn im nächsten Moment schwebten sie auf das Schloss zu. Vor dem Fenster der großen Halle stoppte die Luftfahrt und die beiden Gryffindors hatten einen guten Blick auf das, was im inneren geschah.

Die Halle war prallgefüllt mit Schülern, alle Tische waren besetzt. Hermine stutzte als sie bemerkte, dass alle Slytherins am Slytherintisch saßen und nicht die Hälfte von ihnen bei den Gryffindors. Alle unterhielten sich angeregt oder spekulierten über irgendetwas, was verstanden weder Draco, noch Hermine.

Draco ließ seinen Blick über die vertraute Halle schweifen, als sein Blick plötzlich an jemandem hängenblieb. Verwirrt schaute er erst die Hermine neben sich an und auf ihre verschränkten Finger, dann sah er zu der Hermine in der Halle. Das war doch... unmöglich. Wie konnte die Brunette gleichzeitig neben ihm und dort sein?

Angestrengt beobachtete er die Szene. Sie schien sich mit Ginny und den anderen Dumpfbacken zu streiten. Mit einem Mal betrat eine weitere Person die Halle. Sowohl Hermine als auch Draco sogen scharf die Luft ein, als sie einen weiteren Draco erblickten, der so eben einen bemerkenswert aufmerksamkeitsgeilen Auftritt hingelegt hatte. Die Hermine in der Halle rollte mit den Augen.

Da wurde es ihnen beiden klar. Sie kannten diese Szene, sie hatten sie selbst durchlebt. Das war jenes Abendessen gewesen, bei dem McGonnagal die Ankündigung mit dem Häusertausch gemacht hatte.

Schockiert sahen Draco und Hermine sich an, sie wussten beide, was als nächstes passieren würde. Und es passierte.

Die Hermine in der Halle erhob sich und ging schnurstracks auf Draco zu. Sie sagte etwas zu ihm und von außen erschien es, als ob Draco nicht reagiert hätte, doch die zuschauenden Gryffindors wussten genau, dass er es getan hatte. Wenn nicht, würden sie hier jetzt nicht in der Luft schweben und die Vergangenheit noch einmal durchleben.

Die Erkenntnis traf Hermine wie ein Blitz. Vor nicht einmal zwei Wochen waren sie und Draco Freunde geworden. Nur weil sie an jenem Nikolaus zusammen nach Hogsmeade gegangen waren. Komisch, wie das Schicksal spielte.

Nun passierte alles, wie es passieren musste. Draco entfernte sich, Hermine ging zurück zum Gryffindortisch, erhob sich kurz darauf wieder genervt und wollte rausgehen. Doch Gryffindors stellten sich ihr in den Weg. Als Hermine diese Szene sah, schaute sie nach unten, sie wollte das nicht sehen, es war so schrecklich gewesen. Sie wusste genau, dass Draco das nicht wusste und auch nun nicht erfahren konnte. Von außen wirkte es ja schließlich so ungefährlich. Dabei war Hermine bei dieser Aktion fast zusammengebrochen.

Als sie nun Dracos ermunternden Handdruck spürte, lockerte sie sich wieder etwas. Es war schließlich Vergangenheit, es war vorbei und würde nie wieder dazu kommen.

Auf Malfoys Gesicht lag eine misstrauische Miene, er wusste das in dieser Situation etwas passiert war, sonst wäre Hermine nicht plötzlich zusammengefallen wie ein alter Sack. Er musste das unbedingt hinterher hinterfragen.

Schließlich gelang es der Hermine in der Halle sich von der Menge loszureißen und wieder ans Ende des Gryffindortischs zu stürmen. Diesmal hatte sie sich zu den jüngeren Schülern gesetzt. Nun würde McGonnagal die Friedensankündigung machen, den Häusertausch betreffend, doch bevor es dazu kommen konnte verloren Draco und Hermine urplötzlich den Halt unter ihren Füßen und schreiend fielen sie in die Tiefe.

Don't Let Me Alone - A Dramione Christmas StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt